0508 - Sparks hetzt den Werwolf
Blick aus dem zur Straße liegenden Fenster, das nicht sonderlich schalldicht war und während ihres Aufenthaltes dafür gesorgt hatte, daß sie allmorgendlich vom Straßenlärm geweckt wurde. Dafür waren die Zimmerpreise billig. So hatte sie das Geld für ihren Köder, den Spieleinsatz Roullet & Files, leider abzweigen können.
Unten auf der Straße war von dem Taxi noch nichts zu sehen. Aber dafür entdeckte sie zwei Männer, die zielstrebig auf den Hoteleingang zugingen. Einer von ihnen starrte dabei auf eine handtellergroße Silberscheibe, statt auf die Straße zu achten. Das besorgte sein Partner für ihn.
Und den erkannte sie sofort wieder.
Geisterjäger Sparks hatte sie aufgespürt!
***
Elis Ellington fragte sich, weshalb sein Unterbewußtsein die blonde Frau mit Gefahr assoziierte. Er kannte sie nicht, hatte sie nie in seinem Leben gesehen. Und doch gab es an ihr etwas Vertrautes, das er sich nicht erklären konnte. Aber es war keine erleichternde, sondern eine beruhigende Vertrautheit.
Er ging ihr nach. Etwas anderes hatte er momentan ja ohnehin nicht vor. Er sorgte dafür, daß immer genügend andere Menschen zwischen ihr und ihm waren, hinter denen er sich verstecken konnte. Aber die Frau drehte sich nicht nach ihm um. Sie machte wohl einen Einkaufsbummel, verschwand mal in diesem, mal in jenem Geschäft und verhielt sich wie eine Urlauberin, die alle Zeit der Welt zu ihrer Verfügung hatte. Dabei kaufte sie entweder nichts ein, oder sie wählte den einfachen Weg, sich die gekaufte Ware später ausliefern zu lassen. So brauchte sie die Pakete und Päckchen nicht ständig mit sich durch die Stadt zu schleppen.
Als sie jetzt wieder ein Geschäft verließ, hätten Ellington sie fast nicht wiedererkannt. Einen Moment mußte er krampfhaft überlegen, worin die Veränderung bestand - dann begriff er: sie trug zwar noch die gleiche Kleidung, aber eine andere Frisur. Ihr Haar war jetzt kupferrot und leicht gewellt. Sie mußte sich eine Perücke gekauft haben. Aber warum hatte sie sie gleich aufgesetzt? In ihm schlug eine Alarmglocke. Fühlte sie sich beobachtet und versuchte jetzt, ihn durch ein verändertes Aussehen abzuschütteln?
Unwillkürlich rückte er ihr näher, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, falls sie ein weiteres Täuschungsmanöver durchführen sollte. Als sie jetzt ein Kaufhaus betrat, folgte er ihr hinein, damit sie ihm nicht durch einen anderen Ausgang entwischte.
Er mußte einfach wissen, was es mit dieser Frau auf sich hatte!
***
Zamorra löste sich aus seiner Halbtrance. Sie waren am Ziel; das Amulett hatte ihm gezeigt, daß die Werwölfin dieses Hotel mit der recht heruntergekommenen Fassade betreten hatte. Vorsichtshalber war er im »Schnelldurchlauf« noch zwei, drei Stunden weiter in Richtung Realgegenwart gegangen, aber Gay Travis hatte die Absteige in der betreffenden Zeit nicht wieder verlassen. Eine weitere Kontrolle ersparte Zamorra sich. Sie hätte ihn nur unnötig Kraft gekostet, die er vielleicht anderweitig brauchen würde.
»Ziemliches Loch«, brummte Sparks. »Wenn du mich fragst, Professor, ist es Wucher, den Logiergästen Geld dafür abzunehmen. Man müßte ihnen noch etwas geben, damit sie sich hier einquartieren.«
Zamorra winkte ab. Das war nicht ihrer beider Problem. »Wir wissen also, wo sie untergeschlüpft ist.«
»Wo sie gestern abend hin geflüchtet ist«, gab Sparks zu bedenken. »Vielleicht befindet sie sich schon gar nicht mehr hier, vielleicht hat sie das Zimmer sogar schon aufgegeben. Schließlich muß sie damit rechnen, daß ich sie verfolge. Vielleicht hättest du dein Amulett noch nicht so früh wieder abschalten sollen.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Wenn sie nicht mehr hier wohnt, wird uns das der Mensch am Empfang sicher verraten können - notfalls auch gegen eine kleine Spende. Du hast doch sicher Bargeld bei dir? Einen Zwanziger oder so?«
»Ich?« entrüstete sich Sparks. »Wieso ich?«
»Erstens, weil diese Jagd deine Sache ist, und zweitens, weil ich ausnahmsweise mal nur mit Kreditkarten ausgerüstet bin. Der Londontrip kam etwas zu überraschend, um unsere Pfundvorräte vorher noch auffrischen zu können. Eigentlich wollten wir ja nach Louisiana.«
»Da steht doch jetzt alles unter Wasser«, brummte Sparks. »Der ganze Mississippi hat sich inzwischen in eine Art Binnenmeer verwandelt!«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ganz so schlimm ist es auch nicht. Also, gehen wir rein und fragen nach der wölfischen Lady. Was
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