0508 - Sparks hetzt den Werwolf
hat?«
»Hereingelegt ist gar kein Ausdruck«, fauchte Sparks. »Dafür werde ich sie… ach, was! Was ich mit ihr anstelle, überlege ich mir, wenn ich sie habe. Kannst du dir einen von Kopf bis Fuß rasierten Werwolf vorstellen? Wäre das nichts?«
Zamorra maß ihn mit einem nachdenklichen Blick. »Sag mal, Chris, bist du sicher, daß dir keiner was in den Tee getan hast? Du entwickelst recht abstruse Ideen…«
Sparks stieß den ausgestreckten Zeigefinger gegen Zamorra.
»Ich schnappe mir das Biest und räche mich, wie ich es für richtig halte - und danach kannst du dir das Biest schnappen und tun, was du für richtig hältst! Ich lasse mir jedenfalls nicht ungestraft ein praktisch schon gewonnenes Spiel durch unfairen Hokuspokus kaputtmachen.«
Zamorra hob die Brauen. »Meinetwegen fang die Werwölfin und räche dich an ihr«, erwiderte er. »Aber sieh zu, daß sie dich nicht mit ihren schwarzen Augen bannt. Dich muß es ja ganz schön erwischt haben, Mann. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der dermaßen von den Augen einer Frau geschwärmt hat wie du in deiner Beschreibung von Gay Travis… man sollte meinen, die Lady bestünde nur aus Augen.«
»Und aus Pelz«, knurrte Sparks. »Wie ist das nun - hilfst du mir, die Bestie zur Strecke zu bringen? Wenn nicht, erledige ich das allein.«
Zamorra streckte die Hand aus. »Natürlich helfe ich dir«, versprach er. Irgend jemand mußte ja schließlich auf den Colonel aufpassen…
***
O’Brian kehrte, von seinem beruflich bedingten Mißtrauen getrieben, ins Foyer zurück, kaum daß Sparks und sein Bekannter sich zurückgezogen hatten. »Wer war denn der Mann?« wollte er an der Rezeption wissen.
So nobel und teuer das »Crown« war, so wenig diskret war der Clerk gegenüber der Polizei. So erfuhr O’Brian, daß es sich bei dem Mann um einen gewissen Professor Zamorra aus Frankreich handelte.
Im Yard ordnete O’Brian eine Überprüfung an. Er wurde schneller fündig, als er geahnt hatte. Es gab nicht nur einen Hinweis auf diesen Zamorra, sondern gleich ein paar Dutzend. Fast immer, wenn unerklärliche Dinge irgendwo auf den britischen Inseln geschehen und der Polizei aktenkundig geworden waren, hatte dieser Zamorra die Hände im Spiel. Die jüngste Akte behandelte einen Fall bei Stonehenge. Dort hatte man Zamorra sogar vorübergehend festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt. [2]
Grund der vorübergehenden Festnahme…?
Da war eine Notiz.
Von Interpol. Ein gewisser Odinsson hatte um Amtshilfe gebeten. Er ermittelte gegen diesen Professor Zamorra, weil es nicht nur in England, sondern weltweit unwahrscheinlich viele Polizeiakten geben sollte, die nicht offiziell geschlossen werden konnten, und jedesmal habe der Franzose seine Hände im Spiel gehabt…
O’Brian seufzte. Der dazugehörige Wust von Aktenverweisen und Kurzberichten hatte ihm gerade noch gefehlt. Er wünschte, diesen Zamorra nie gesehen zu haben. Und diesen Odinsson von Interpol sollte doch der Teufel holen! War nicht der unheimliche Mörder, der den Spuren nach menschliche Hände, aber Raubtierkrallen und ein Raubtiergebiß besaß, schon rätselhaft genug, von den Werwolf-Gerüchten, die dazu natürlich paßten wie die Faust aufs Auge, ganz abgesehen?
Jetzt auch noch ein troubleshooter vom Kontinent, der mit Colonel Sparks eng befreundet zu sein schien!
Es gab Zeiten, da kam’s knüppeldick…
***
Gay Travis hatte sich mittlerweile wieder von ihrem gestrigen Schock erholt. Sie hatte Sparks falsch eingeschätzt. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er dermaßen extrem reagieren könnte. Schließlich hatte er als Geisterjäger doch ständig mit übernatürlichen Geschöpfen zu tun und war ihnen gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt - sofern sie ihm nicht durch ihr Auftreten zeigten, daß sie zur Fraktion der Bösen gehörten; auch davon gab es leider viele. Trotzdem hatte sie geglaubt, daß er sich ihre Geschichte zuerst einmal anhören würde. Aber genau das hatte er nicht getan, sondern war sofort rabiat geworden, als sie sich ihm in Wolfsgestalt gezeigt hatte…
Sie wünschte jetzt, sie hätte es nicht getan, sondern zuerst mit ihm über ihr Problem geredet. Aber sie war so nahe daran gewesen, die letzte, entscheidende Partie zu verlieren, daß sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte, als das Spiel mittels Magie zu beeinflussen. Sie hatte doch gewinnen müssen, um seine Hilfe erbitten zu können…
Jetzt wußte sie, daß sie es von Anfang an verkehrt
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