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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht. Das war eine Puppe, eine zerfetzte Puppe, die bei uns herumlag. Das kann Mammy nicht gewesen sein. Mammy ist verreist, ich werde sie eines Tages schon finden. Ganz bestimmt finde ich sie. Ganz be--«
    Er brach ab. Links von den unter uns langsam dahinhuschenden Schwellen stand ein junges Mädchen in einem weiten, blauen Rock und einer weißen Bluse. Ihr langes, dunkles Haar flatterte ihr um den Kopf, als sie uns nachblickte.
    »Mammy!« gellte Tonys Schrei schrill und durchdringend.
    Er stieß die Tür auf, sprang mit einem riesigen Satz hinab und überschlug sich, rollte aus, rappelte sich auf und hastete taumelnd zurück zu dem Mädchen. Ich gab ihm zwanzig Yard Vorsprung, dann setzte ich ihm nach.
    ***
    Dianas Herz setzte aus, als sie sah, wie jemand vom letzten Wagen absprang. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Sie stand in dem weichen Gras neben dem Bahndamm, und sie vermochte keinen Muskel zu bewegen, bis sie sah, wie der Mann auf sie zugelaufen kam.
    Plötzlich war sie ganz ruhig. Es schien, als bestünde sie aus zwei Personen. Eine war wie gelähmt vor Angst. Die andere betrachtete kühl und abwägend den herankommenden Landstreicher. Sie sah wie in einer Großaufnahme die grauen Bartstoppeln. Sie sah, wie aus dem freudig bewegten Gesicht plötzlich die Freude verschwand. Sie hörte, wie er keuchte:
    »Du — du bist ja nicht Mammy. Du wolltest mich nur vom Zug herunterhaben, damit ich Mammy nicht suchen kann. Du!«
    Seine Arme warfen sich vor. Sie spürte seine Finger an ihrem Hals und ein jäher Schmerz schoß durch ihren Körper. Dann riß sie, ohne sich ihrer eigenen Handlung bewußt zu werden, ihre Arme hoch, verschränkte ihre Hände und winkelte mit einem Schlag seine Hände ab. Er wollte wieder nach ihr greifen, aber Diana führte schnell und sicher den entsprechenden Abwehrgriff aus.
    Als wir alle bei ihr ankamen, lag Tony weinend zu ihren Füßen. Seine Stimme blieb in seinem heiseren Schluchzen unverständlich. Nach einem langen Schweigen sagte das Mädchen plötzlich sehr leise:
    »Ich weiß nicht, aber irgendwie tut er mir sehr leid…«
    Einer meiner Kollegen ergriff Bananen-Tony und führte ihn ab. Auf ihn wartete eine Heil- und Pflegeanstalt.
    ***
    Der Gouverneur des Staates überreichte Diana im Auftrag des Präsidenten die »Medal of Honour«. Bei der Zeremonie mußten Phil und ich dabeisein. Diana hatte es gewünscht, und — es war kaum zu glauben — ihr Wunsch wurde im FBI-Hauptquartier als ein Befehl angesehen.
    Als wir anschließend durch die Stadt gingen, kamen wir an einem Spirituosengeschäft vorbei. Mir zuckte es in allen Fingern, als ich die Flaschen mit dem billigsten Wermut sah. Und in meinem ganzen Körper war ein Verlangen nach dem verdammten Zeug. In der nächsten Bar bestellte Phil zwei Whisky.
    »Nein«, widersprach ich. »Für mich bitte ein Glas Milch.«
    ENDE

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