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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang Kostenlos Bücher Online Lesen
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objektiv nicht der Wahrheit, aber ich hüllte mich ' in Schweigen. Der Sheriff schickte sie nach Hause, und erst als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, sagte ich: »Die beiden sind auf dem Holzweg, Sheriff. Ich wollte nicht einbrechen.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte er. »Du wolltest dir nur mal die Auslagen im Schaufenster betrachten.«
    »Nein«, widersprach ich. »Das wollte ich auch nicht. Ich habe das Schild gesucht, das Ihr Büro ankündigt.«
    Er stutzte, stemmte die Fäuste in die Hüften und höhnte:
    »Du wolltest freiwillig in die Zelle, was?«
    »Nein«, sagte ich geduldig. »Ich wollte mit Ihnen sprechen.«
    »Okay. Morgen früh kannst du dich mit mir unterhalten. Sobald ich ausgeschlafen bin und nach diesem verdammten Landstreichertreffen wieder im normalen Trott bin. Jetzt verschwindest du in der Zelle.«
    »Stop, Sheriff«, rief ich und griff nach meinem rechten Absatz. »So viel Zeit habe ich nicht. Ich muß zurück zu den Höhlen, und zwar möglichst schnell.«
    »Ein Tramp, der keine Zeit hat! Das Neueste, was ich höre.«
    Ich hielt ihm meine offene Hand hin. Der kleine, blaugoldene Stern blitzte im Widerschein der Lampe.
    »Cotton«, sagte ich. »G-man Jerry Cotton, FBI, New York District, zur Zeit mit Sonderauftrag. Setzen Sie sich, Sheriff. Es wird ein paar Minuten dauern…«
    ***
    Es wurde hell, als ich wieder bei den Höhlen eintraf. Die Verabredung mit Bananen-Tony hatte ich versäumt, und wenn ich ihn nicht mehr sah, brauchte ich ihm keine Erklärung zu geben, warum ich sein Angebot mit dem Winteraufenthalt nicht annehmen wollte.
    Wenn man einem nicht begegnen will, kann man fast darauf wetten, daß man ihm in die Arme laufen wird. Ich wollte an einem der Höhleneingänge vorbei den Berg hinan und zu der Waldgras-Lichtung, wo ich gestern geschlafen hatte, als Tony aus der Höhle herauskam. Er sah mich sofort.
    »Hallo«, sagte er schwerfällig.
    Ein Blick in seine geröteten, schon fast glasigen Augen zeigte, daß er randvoll Wermut stand. Ich gähnte:
    »Bin eingenickt«, brummte ich. »Jetzt habe ich die letzte Nacht verpaßt, was?«
    »Hast du, hast du. Wohin willst du?«
    »Schlafen. Wenn hier nichts mehr los ist.«
    »Hier ist absolut überhaupt nichts mehr los«, sagte er schwerfällig. »Es ist nicht mehr wie früher. Die Jungs vertragen nichts mehr. Weiß der Teufel, woran es liegt. Komm, Kumpel, wir gehen schlafen. Wohin gehen wir schlafen?«
    »In den Wald.«
    »Wald ist gut. Wald ist immer gut. Im Wald singen die Vögel und röhren die Hirsche, aber im Wald schreit kein Sheriff. Wald ist gut. Nimm mich mit, Kumpel. Du kriegst auch einen wundervollen Schluck aus meiner letzten Flasche.«
    Ich stützte ihn. Bergauf ging es mühsam genug, aber im Wald wurde es noch schlimmer. Ohne mich hätte er sich den Schädel an jedem zweiten Baum eingerannt. Er wich Stellen aus, wo es nichts als Luft gab, und er rannte zielstrebig auf den dicksten Stamm zu, als verfolge er Selbstmordabsichten. Ich kam ins Schwitzen, bis wir endlich unsere Lichtung erreicht hatten.
    Inzwischen war die Sonne wieder aufgegangen. Ich ließ mich keuchend ins Gras fallen. Tony war nicht gerade ein schwerer Mann, aber bergauf und in seinem Zustand hatte er mir doch verdammt viel Arbeit gemacht.
    »Trink, Kumpel«, sagte er und zog seine Mundharmonika.
    Ich nahm seine Wermutflasche und trank. Bittersüß und wärmend lief der Stoff durch meine Kehle. Der Sheriff hatte mir ein Frühstück angeboten, aber um noch in der Dunkelheit aus der Stadt herauszukommen, hatte ich es abgelehnt. Während Tony seine schwermütigen Melodien blies, trank ich langsam seinen Wermut — und wurde herrlich müde.
    Irgendwann hörte Tony auf zu musizieren. Jetzt hatte ihn das Selbstmitleid des sinnlos Betrunkenen gepackt. Er fing an, mir aus seiner Jugend zu erzählen. Ich war so müde, daß mir die Augen zufielen. Undeutlich bekam ich ab und zu einen Bruchteil seiner Erzählung mit.
    Es war von einem Bergwerk die Rede, von einem Stiefvater, der mehr von Flaschen als von der Arbeit hielt… Das alte Lied.
    »Aber du hörst mir gar nicht zu«, sagte er weinerlich.
    »Doch, selbstverständlich«, behauptete ich, rieb mir die Augen und sah, daß er weinte.
    »Er war ein Biest, eine Bestie«, lallte Tony. »Ich hätte ihn umgebracht, wenn ich nur die Kraft dazu gehabt hätte.«
    Ich nahm noch einen Schluck Wermut. In drei Tagen würden nun ein paar Männer, die ich wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen würde, in die Falle

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