051 - Die Sklaven des Vampirs
Namen.
Keinen, an den Lacroix Wein geschickt hatte. Nun, er würde etwas erfinden. Fantasie genug hatte er.
Er schob die dunklen Gedanken weg und erinnerte sich daran, dass Susan wieder zu ihm kommen würde.
»Simon«, rief er leise, als er sich verabschiedet hatte und an der Theke vorbeikam.
Der Wirt tauchte hinter der Barriere auf. Er hatte in den untersten Fächern etwas gesucht.
»Ich möchte einen Krug Wein. Dieselbe Marke wie vorhin. Und zwei Gläser, ja?«
Simon nickte verständnisvoll und überreichte Dorian das Gewünschte auf einem Tablett. Er tat es mit einer übertrieben höflichen Geste. Dorian dankte kurz und verließ die halb volle Gaststube. Die Dorfbewohner starrten ihm nach.
In seinem Zimmer rückte er Tisch und Sessel zurecht, warf die Zigarettenschachtel aus seiner Jackentasche auf den Tisch und stieß dabei an die Waffe. Er überlegte gerade, ob er sie zurückstecken oder in seine alte Hebammentasche einschließen sollte, als ihn eine Ahnung überfiel.
Susan!
Er war gewohnt, schnell zu handeln. Mit zwei Sprüngen war er an der Tür zum Gang und riss sie auf. Er lauschte angestrengt. Deutlich hörte er die Geräusche von fallenden Gegenständen, dann ein würgendes Stöhnen.
Er zögerte nicht und rannte los. Einige schnelle Schritte brachten ihn zur Tür von Susans Zimmer. Er riss sie auf und erkannte an der linken Wand die Schatten von kämpfenden Gestalten. Das Fenster stand offen. Die langen Vorhänge flatterten im Windzug. Schmutzspuren, die wie geronnenes Blut aussahen, liefen vom Fensterbrett auf den Boden. Susan hing halb über dem Bett und wehrte sich verzweifelt. Halb auf ihr, halb über dem rutschenden Tisch lag eine große, schwarz gekleidete Gestalt.
Dorian streckte den Arm aus, rutschte auf dem Läufer aus und packte den Angreifer im Genick. Mit einem wütenden Ruck schleuderte er ihn nach hinten. Als er den Griff löste, sah er in das weiße, fratzenhafte Gesicht eines Vampirs. Die nadelfeinen Vampirzähne ragten deutlich zwischen den blutleeren Lippen hervor.
Dorian rutschte aus, krümmte sich zusammen und rollte auf dem Boden ab. Der Vampir stieß einen lang gezogenen, gurgelnden Schrei aus und stürzte sich auf Dorian.
Der Dämonenkiller hob die Waffe und drückte ab. Aber nur ein scharfes Klicken war die Reaktion. Er hatte vergessen, die Waffe zu entsichern.
Fieberhaft bewegte er die Finger. Der Vampir hing drohend über ihm, streckte die Arme mit den spitzen Krallen aus und grunzte angriffslustig. Endlich schnappte der Hebel herum. Der Dämon landete auf Dorian. Die Hand des Mannes wurde gegen seine Brust gepresst, aber Dorian bewegte das Handgelenk nicht, er krümmte nur den Finger.
Der Einschlag des Spezialgeschosses warf den Vampir zwei Handbreit in die Höhe. Dorian spürte den Rückstoß und befreite sich von der schweren, nach Moder und Feuchtigkeit stinkenden Gestalt. Der Vampir glitt neben ihm zu Boden. Dorian zielte genau und schoss ein zweites Mal. Diesmal jagte er seinen Schuss in die Gegend, wo das Herz saß. Der peitschende Knall der Waffe musste sich im Haus wie ein Kanonenschuss anhören. Susan schrie leise auf. Sie versuchte vom Bett herunterzurollen.
Dorian stand keuchend da und sah, wie sich die Gesichtszüge des Vampirs zu verändern begannen. Ich habe getroffen , dachte er, aber sein Blick wurde abgelenkt. In der schwarzen Öffnung des Fensters bewegte sich etwas. Eine zweite Gestalt. Sie kam vom Dach und sprang jetzt mit einem mächtigen Sprung, wie eine große, schwarze Raubkatze, auf Susan zu.
Der Dämonenkiller drehte sich herum und schoss zum dritten Mal. Der Vampir, der mit aufgerissenem Maul und vorgestreckten Krallen auf das Fußende des Bettes springen wollte, wurde mitten im Sprung getroffen. Er fiel senkrecht herunter und begann sich aufzulösen.
Susans Körper schlug hart gegen den Schrank, der heftig zu wackeln begann. Sie hielt die Hände vor den Mund und starrte mit schneeweißem Gesicht auf das Bild, das sich ihr bot.
Die zwei Wesen, die hier eingedrungen waren, begannen sich aufzulösen. Ihre Körper schrumpften zusammen und zerfielen zu Staub. Dorian packte den ersten Vampir, riss ihn wie ein Bündel hoch und stemmte ihn aus dem Fenster hinaus in die Nacht. Es schneite schon wieder; dicke weiße Flocken tanzten ins Zimmer. Dann wirbelte er herum, ohne Susan zu beachten, zog den zweiten Vampir an den Beinen herum und schleppte ihn ebenfalls zum Fenster. Die Reste der Bestie landeten auf den Dachziegeln und im
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