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051 - Die Sklaven des Vampirs

051 - Die Sklaven des Vampirs

Titel: 051 - Die Sklaven des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Baches an und machten aus dem Gesträuch am Weg abstrakte Spukgestalten. Der Himmel war von merkwürdig leuchtenden, dahintreibenden Wolken bedeckt, zwischen denen für kurze Augenblicke ein Stern oder der bleiche Vollmond aufleuchteten. Der Wind schüttelte die schwarzen Bäume und schmolz den pappigen Schnee auf den Äckern und den Weinbergen.
    Dorian starrte aus dem Fenster und schwieg ebenfalls. Der vorausfahrende Wagen wurde kurz abgebremst, dann leuchtete ein Blinker auf, und schließlich standen beide Wagen nebeneinander vor dem Doppeltor des Weinkellers, neben der geisterhaften Ruine der alten Mühle. Die vier Scheinwerfer beleuchteten die beiden dunklen Torflügel mit ihren alten rostigen Beschlägen. Ein Tor war einen Spalt breit geöffnet, und als der Wirt auf die Hupe drückte, öffnete sich der Torflügel einen halben Meter weiter. Eine untersetzte Gestalt erschien und schirmte die Augen gegen das grelle Licht ab. Die Türen der Autos wurden geöffnet, dann winkte die Gestalt. Die Stimme des Wirtes drang an Dorians Ohren. Der Wind fing sich einen Augenblick lang zwischen den Mauern. Er brachte einen Schauer von Wassertropfen mit sich und ließ sie trommelnd auf die Dächer der Automobile und die Schultern der Männer fallen, die ausgestiegen waren und eine unschlüssige Gruppe bildeten.
    »Hierher, meine Herren!«, rief Pierre Lacroix.
    Wachsam sah sich Dorian um. Er konnte nichts Verdächtiges feststellen. Alles würde sich auf die Räume hinter der massiven Tür konzentrieren. Die Scheinwerfer des Mietwagens erloschen.
    »Ich hole Sie alle nach Mitternacht ab. Ich muss mich um meine Gäste kümmern«, rief der Wirt leutselig und hielt sich am Dach seines Wagens fest. Er schien nicht das Geringste von der beunruhigenden und gespenstischen Stimmung zu spüren.
    Die sechs Männer stapften durch Schneereste und Schlamm auf die Türen zu, durch die gespenstisch fahles Licht fiel.
    »Bis bald!«, rief Cooper mit aufgeregt zitternder Stimme dem Wirt zu. »Wir kommen schon, Mr. Lacroix!«
    Dorian griff in den Wagen hinein, holte seine Tasche, zögerte kurz, entschloss sich aber dann doch, sie mitzunehmen. Dieses Risiko musste er eingehen. Er folgte der Gruppe, während Simon den Wagen nach mehreren Versuchen mit im Schlamm durchdrehenden Rädern wendete und langsam davonfuhr.
    Cooper war der Erste, der die Türöffnung erreichte. Dorian beobachtete scharf die Männer und besonders Lacroix, der in einer frischen Küferschürze neben dem Eingang stand. Das Aussehen und die übrige Kleidung passten nicht recht zu den Bügelfalten der Schürze. Aus dem Weinkeller strömte ein eigentümlicher Geruch ins Freie: es roch nach abgestandenen Flüssigkeiten, dem Moder von Jahrhunderten und der Nässe uralter Steinmauern. Und darüber schwebte deutlich, wie ein warmer Nebel des Unheils, der starke Geruch dieses Dämonenweines.
    Cooper wurde von Lacroix als Erster begrüßt. Der Winzer schüttelte ihm mit übertriebener Herzlichkeit die Hand, umarmte ihn, deutete den typisch südländischen Freundschaftskuss an und schob ihn behutsam ins Innere des Gewölbes.
    Danach nannte der deutsche Besucher seinen Namen. Er wurde ebenfalls liebevoll begrüßt, wie ein uralter Freund. Die anderen folgten, verschwanden im Inneren, ohne dass sie nach dem Siegel gefragt worden wären. Als Dorian dem Winzer gegenüberstand, bemerkte er, dass Lacroix sich bemühte, möglichst mit geschlossenen Lippen zu sprechen.
    Pierre sah ihn an. Der Schatten von Unsicherheit und Misstrauen huschte über sein Gesicht.
    Dorian schüttelte die eiskalte Hand des Winzers und sagte einschmeichelnd: »Hoffentlich bin ich ebenso willkommen, Pierre.«
    Dorian wandte einen Trick an und hoffte, dass er wirkte. Er klemmte die Tasche unter den Arm, behandelte sie wie einen völlig nebensächlichen, lästigen Gegenstand und lockerte Schal, Jackenkragen und Hemd, so dass sein Hals deutlich sichtbar wurde. Mit einer einladenden Bewegung, die Lacroix natürlich missdeuten musste, weil er von anderen Voraussetzungen ausging, strich Dorian sich über den Hals.
    »Ich kenne Sie nicht, Monsieur!«, sagte Lacroix, aber für einen Sekundenbruchteil flackerte unverhohlene Gier in seinen Augen.
    Dorian lächelte strahlend. »Ich habe einen sehr guten Freund, ohne seinen Namen genau zu kennen. Wir treffen uns alle zwei Wochen in einem sehr exklusiven Londoner Klub. Er hat mich in alles eingeweiht. Ich gestehe, ich bin süchtig nach Ihrem Wein. Er ist kränklich, im Augenblick.

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