0512 - Hard-Rock-Zombie
wohl.« Er eilte zur Theke und schrie nach einer Rosa.
»Si?« brüllte eine quäkige Stimme zurück.
»Einmal den großen Salat.«
»Si!«
Ich hatte mir Bier eingeschenkt und mußte grinsen. Die Frau rief immer nur das gleiche. Vielleicht konnte sie nicht mehr.
»Kitty war noch nicht hier?« fragte ich quer durch den Raum.
»Nein.«
»Aber Sie kennen das Mädchen?«
»Sehr gut sogar. Kitty ist nett. Sie ißt oft bei mir. Wir plaudern auch.« Er schüttelte den Kopf und mußte noch einen Grappa trinken. »Die Kleine hat einen beschissenen Job.«
»Da sagen Sie was.«
»Aber was will man machen? Schauen Sie mich und meine Frau an. Wir strampeln uns ab und kommen zu nichts.«
»Auch nicht im Sommer?«
Er stemmte die Hände auf die Thekenplatte und nickte mir zu.
»Da ist es besser. Sind Sie ein Kunde von Kitty?«
»Das nicht.«
»Hätte ja sein können.«
Ich wollte ihn schon nach Tiger Diabolo fragen, als die Tür aufgezogen wurde.
Zwei Männer erschienen.
Der eine trug einen hellen Anzug und einen schwarzen Pullover darunter. Er war schlank, an den Haaren schon leicht angegraut, dafür aber im Gesicht solariumbraun. Drei Ringe an seinen Fingern ließen mich mißtrauisch werden. Das war der Typ Zuhälter.
Der zweite trug eine rote Lederjacke und Jeans aus den siebziger Jahren, als die Hosenbeine noch ausgestellt waren. Er wirkte stark, ohne massig zu sein. Die Nase in seinem Gesicht stand etwas schief.
Da er die Ärmel der Jacke halb hochgeschoben hatte, konnte ich die Tätowierungen an seinen Unterarmen sehen. Sie mußten schon sehr farbig sein, um durch den dunklen Haarpelz zu schimmern. Beide zeigten das gleiche Motiv, einen Totenkopf.
Ich dachte über die neuen Gäste nach. Waren es Soho-Gauner aus der Halbwelt, oder gehörten sie schon zu einer etwas höheren Stufe.
Als Gäste jedenfalls waren sie Paolo nicht willkommen, denn der Wirt wurde leichenblaß, auch wenn sich die beiden Männer ruhig an einen Tisch nahe des Eingangs setzten.
»Was möchten Sie trinken?« fragte er.
»Wie immer.«
Um mich kümmerten sich die neuen Gäste nicht. Sie schauten mich nicht einmal an. Ein Typ wie ich war für sie uninteressant.
Paolo schaffte den Grappa heran. Gleich eine ganze Flasche. Der Kerl in der Lederjacke öffnete sie und schickte den Wirt weg. Zudem rief seine Frau aus der Küche, daß er den Salat abholen könnte.
Paolo verschwand gebückt, als würde er Schläge erwarten.
Mir gefiel die Entwicklung überhaupt nicht. Das roch schwer nach Ärger. Wenn jetzt Kitty noch auftauchte, konnte es sogar noch sehr brenzlig werden.
Ich überlegte, ob ich den Salat nicht lieber stehenlassen und draußen auf Kitty warten sollte. Nein, nicht weglaufen. Außerdem tat mir Paolo leid.
Er kam mit dem Salat. Als er die Schüssel auf den Tisch stellte, zitterten seine Hände sehr stark. Sogar das Besteck klapperte.
»Gu… guten Appetit!« wünschte er mir.
Ich hielt ihn fest. »Was haben Sie?«
»Nichts, nichts.«
»Sind es die beiden Kerle?«
»Kümmern Sie sich bitte nicht darum.« Er riß sich los und mußte, um die Theke zu erreichen, auch am Tisch der beiden Männer vorbei.
»Dein Grappa ist scheiße«, sagte der Mann im Anzug. »Bring eine neue Flasche.«
»Sehr wohl, Sir, sehr wohl…« Paolo nahm die Flasche wieder mit, während ich mir den Salat anschaute und zufrieden war. Zwischen dem Grün der diversen Salate und dem Violett der Oliven schimmerte rosafarbener, leicht angebratener Fisch.
Der Wirt brachte die neue Grappa-Flasche. »Wenn die nicht besser ist…« Der Typ im Anzug lächelte nur kalt und ließ seinen Kumpan kosten.
Der nahm zwei große Schlucke und nickte. »Ja, der ist gut.«
»Danke, Signore.«
»Weshalb nicht gleich so?« fragte der sommerlich Gekleidete. »Ich sehe, du hast gute Waren. Und mit guten Waren verdient man auch gutes Geld, nicht wahr, Paolo?«
»Manchmal.«
»Oooo Paolo, nicht lügen. Du möchtest doch auch morgen noch acht Finger und zwei Daumen haben. Also verdient man gutes Geld mit guter Ware?«
»Si, Signore.«
»Wunderbar. Und weshalb bist du dann im Rückstand mit deinen Prozenten?«
Ich hatte die ganze Zeit über sehr genau zugehört und war erst jetzt richtig aufmerksam geworden.
Ich wußte nun Bescheid.
Hier lief eine ganz schmutzige Sache ab. Schutzgeld-Erpressung.
Etwas, das mir den Magen in die Höhe trieb.
Paolo suchte nach einer Antwort. »Ich… ich habe nicht viel verdient. Sie sehen doch selbst, Signori …«
»Das ist nicht
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