0513 - Sandra und die Mördermaske
Schritte in unserem Rücken ließen ihn verstummen.
Wir drehten uns um.
Der Zombie kam.
Basil Wieran war uns gefolgt. Er ging wie eine Puppe, die aufgezogen worden war. Schwankend und mit ausgebreiteten Armen. Bei jedem Schritt schaute er von einer Seite auf die andere. Ignatius stieß mich an und deutete zur Seite.
»Weg jetzt!«
»Und dann?«
Er zog mich einfach mit, um dem Zombie freie Bahn zu geben, die er weidlich ausnützte. Ohne uns zu beachten, torkelte er auf den Altarstein zu. Bevor er ihn berühren konnte, fiel er auf die Knie, streckte die Arme vor und berührte den Stein.
»Jetzt!« hauchte Father Ignatius, »jetzt muß es passieren.«
Er hatte sich nicht getäuscht. Die Hände des Basil Wieran zeichneten die Umrisse des Kreuzes sehr genau nach. Sie ließen nichts aus.
Er beugte sogar den Kopf vor und preßte ihn gegen das Kreuz, das sich in diesem Augenblick veränderte.
Es strahlte auf.
Kein helles Leuchten, kein großes Strahlen, dafür ein matter Silberschein, der über das Gesicht des Untoten glitt und sich regelrecht hineinfraß.
Das Kreuz ergriff von seinem Gesicht Besitz, und es formte sich dabei zu einem anderen Gegenstand. Bevor dies soweit war, sah ich noch den Hauch einer Fratze, aus deren Stirn gekrümmte Hörner wuchsen.
Baphomet!
Wie hatte es auch anders sein können? Die Templer, die dieses Kloster besetzt gehalten hatten, waren Verbündete Baphomets gewesen. Basil Wieran war nicht mehr der, den wir gekannt hatten. Er hatte sich auf schreckliche Art und Weise verändert. Er schien mir gewachsen zu sein, als er sich in die Höhe stemmte und sich umdrehte.
Er schaute uns an, wir schauten ihn an.
Vor seinem Gesicht klebte die Maske. Eine fürchterliche Abbildung, grausam und kalt, mit zwei Löchern in der oberen Hälfte, aus denen es dunkelrot hervorstrahlte.
Spürte ich Furcht?
Nein, es war mehr eine Neugierde, die mein Herz schneller schlagen ließ. Irgend etwas mußte geschehen, ich wartete darauf.
Der Zombie und die Maske hatten ihre Ziele erreicht. Sie hatte endlich einen Körper gefunden -und…
Es war wie ein Sturm, der uns packte. Father Ignatius konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Etwas fegte ihn zu Boden, auch ich hatte Mühe, Halt zu finden und sah, wie sich die Umgebung dieser alten Kapelle erhellte.
Von der Maske ging das silbrige Strahlen aus. Sie leuchtete in einer kalten Farbe. Normalerweise ist die Farbe Silber das Licht des Guten, hier war es anders.
Father Ignatius stand einige Schritte von mir entfernt. Er umklammerte sein Holzkreuz. Der Blick war auf den Maskenträger gerichtet, als würde dieser ihn hypnotisieren.
Zugleich hörten wir den Gesang.
Da wußte ich, daß die Zeiten wieder gewechselt hatten. Die Gegenwart war verschwunden, jetzt tauchten wir ein in die Schrecken der Vergangenheit.
Und Basil Wieran genoß dies…
***
Um uns kümmerte er sich nicht. Sein Weg war vorgeschrieben, den er gehen mußte.
Normalerweise hätte ich mit ihm kurzen Prozeß gemacht, aber ich dachte an Bill, Suko und Sandra, die in diese höllische Magie hineingeraten waren und auf eine Befreiung hofften.
Die Maske hatte ihren Körper. Nur war er der eines Zombies. Erst hatte sie Basil Wieran getötet. Jetzt nahm sie ihn wieder. Etwas, das ich nicht begriff.
»Warum einen Zombie?« flüsterte ich.
Father Ignatius hatte meine Worte gehört. »Warum? Als Strafe, John, Bruder Wieran hatte es sich im letzten Augenblick noch überlegt. Er floh nach London. Er wollte nicht länger hier in Lumluine Abbey sein. Er mußte herausgefunden haben, wie gefährlich es ist, sich mit diesen Mächten abzugeben. Doch sie ließen ihn nicht los. Sie sind grausam, sie sind brutal. Die Maske holte ihn sich zurück. Sie ist ein Zerrbild des Bösen, das über die Menschen herfällt. Das alles muß man in einem Zusammenhang sehen. Die Soldaten damals haben die Mönche töten können, aber nicht die Maske zerstört. Ihr unheilvoller Einfluß hat dafür gesorgt, daß die Geister der Getöteten die Zeiten überdauern konnten. Sie suchten nach einem Anführer. Jetzt haben sie ihn gefunden. Basil Wieran. Er hat zum Schluß das bekommen, was er sich wünschte. Nur eben als lebender Toter.«
»Was wird er tun?« fragte ich.
Der Mönch hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Er wird sich ihnen stellen wollen.«
»Und dann?«
»Wird er ihnen begreiflich machen, daß sie sich jetzt mit einem neuen Anführer abzufinden haben.«
»So ist das.«
»Ja, genauso.« Ignatius
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