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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fillingrow einfahren. Aus der Autoapotheke holte ich Pflaster und klebte sie mir auf die Stellen am Hals und am Kinn, die es erwischt hatte.
    Eigentlich hatte mir der Anhalter einen Gefallen getan. Ich wußte jetzt genau, daß mich einiges in Fillingrow erwarten würde. Sicherlich nicht nur angenehme Dinge, die auch Suko zuspüren bekommen haben mußte.
    Der Bus war längst losgefahren. Auch von seinen Fahrgeräuschen bekam ich nichts mehr mit. Über der Landschaft lag wieder die Stille eines winterlichen Abends. Auch die Temperatur war gefallen. Sie bewegte sich um den Gefrierpunkt herum.
    Das große Feld verschwamm in Dunst und Dunkelheit. Dort irgendwo mußte sich auch der unheimliche Anhalter aufhalten.
    Noch stand die Wagentür offen. Ich wollte sie schon schließen, als ich etwas hörte, das in diese winterliche Stille überhaupt nicht hineinpaßte.
    Es war ein Laut, der irgendwo auf dem kahlen Feld geboren wurde und die Einsamkeit sowie die Stille regelrecht zerschnitt. Ein unheimliches Heulen, das mich erstarren ließ.
    So heulte kein Vogel, kein Hund und auch kein Schakal. Das klang mir eher nach einem Wolf.
    Aber Wölfe waren in England nicht vertreten. Eher eine besondere Art davon, und damit hatte ich zu tun.
    Werwölfe!
    Ich lauschte dem Geheul. Schon mehr als einmal habe ich mich mit Werwölfen herumgeschlagen, und ich war sicher, daß dieses Heulen von einer solchen Bestie stammte.
    Trieb ein Werwolf in Fillingrow sein Unwesen? Hatte man Suko deshalb geholt?
    Und wer verbarg sich dahinter? Wer verwandelte sich bei Nacht, Nebel und Vollmond in einen Werwolf?
    Etwa der Anhalter?
    Jedenfalls schien die Sache sehr interessant zu werden. Aber auch gefährlich…
    ***
    Fillingrow hieß mich in einer Art und Weise willkommen, die ich auch erwartet hatte.
    Ein ruhiger, kleiner Ort mit niedrigen Häusern, nur wenigen Straßenlaternen, aber viel Platz zwischen den Bauten. Er lag eingebettet in der Hügellandschaft, wobei oberhalb des Ortes ein dunkler Waldstreifen wie eine Mauer stand.
    Es war trotzdem alles vorhanden. Eine Tankstelle, kleinere Handwerksbetriebe, eine Kirche, ein Marktplatz, einige Kneipen, nur mit den Menschen sah es nicht so gut aus.
    Ich entdeckte kaum jemand auf der Straße. Bei diesem Wetter hatten sich die meisten Bewohner wohl in ihre Häuser und Wohnungen zurückgezogen. Nur einige Jugendliche hatten sich zum abendlichen Treff versammelt.
    Als ich langsam auf sie zurollte, bekamen sie steife Hälse und schauten in den Wagen. Zwei winterlich verpackte Mädchen fingen an zu lachen, bevor sie sich umdrehten.
    Es war verflucht kalt geworden. Das stellte ich fest, als ich auf einem Platz stoppte, der im Schein dreier Laternen lag. Sie standen verteilt zwischen alten Bäumen.
    Zwei Dinge fielen mir besonders auf.
    Einmal war es ein breites Haus, das ein Restaurant beherbergte und möglicherweise auch als Hotel diente. Es stand hinter den Bäumen und war heller gestrichen als die übrigen Bauten. Über dem Eingang brannten zwei bogenförmige Lampen. Dann fiel mir der ungewöhnliche Brunnen ins Auge. Er war kreisrund angelegt, ziemlich groß und spie drei Wasserfontänen. Ich umrundete den Brunnen, schaute dann gegen den Himmel und sah einen schwachen Vollmond hinter dem sich allmählich auflösenden Dunst. So hatte es auch der Wetterbericht vorausgesagt. Gegen Abend sollte es aufklaren. In der Nacht würde es dann kalt werden. Man rechnete mit einem mittelschweren Nachtfrost.
    Den Brunnen ließ ich rechts liegen. Mich interessierte das Gasthaus viel mehr.
    Die Tür war nicht verschlossen. Ich trat in den Schein der Bogenlampen, der auch auf die beiden breiten Treppenstufen streute. Die zweiflügelige Eingangstür lag in einer Nische. Drückte ich die linke auf, gelangte ich in das Restaurant.
    Rechts die Tür führte zu einigen Wohnräumen und zu einer amtlichen Verwaltungsstelle, wahrscheinlich dem Bürgermeisteramt.
    Mich interessierte das Gasthaus mehr. In Dorfkneipen hatte ich schon oft wertvolle Informationen bekommen.
    Wenn Suko hier erschienen war, hatte sich seine Ankunft sicherlich herumgesprochen. Ein Chinese fiel in einem Ort wie diesem bestimmt auf. Andererseits war Suko von einem seiner »Vettern« angerufen worden. Konnte es da sein, daß sich in Fillingrow noch mehr Chinesen aufhielten? Ich ärgerte mich im nachhinein darüber, daß Suko nichts erzählt und alles für sich behalten hatte.
    Eine alte Mahagonitür mit Messingklinke verwehrte mir den Eintritt in den Schankraum. Die

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