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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Klinke klemmte, die Tür ebenfalls.
    »Mehr Kraft!« hörte ich eine Stimme von drinnen.
    Dann stand ich in dem Gastraum, der sehr geräumig war.
    Der einzige Gast war ich nicht. An einem Tisch in der Ecke saßen zwei Männer, die sich bei ihrem Spiel nicht stören ließen. Zwischen ihnen stand ein Schachbrett, auf dem sie die Figuren nach einigem Überlegen hin und her schoben.
    Der Schankraum besaß eine sehr hohe Decke. Man kam sich irgendwie verloren darin vor, da half auch nicht das Mobiliar, das wirklich nicht allzu spärlich verteilt stand.
    Eine sehr lange Theke fiel mir auf. Sie bestand aus dunklem Holz, das oft geputzt werden mußte, wie auch der Handlauf aus Messing, der die Theke umgab.
    Ein grauhaariger Wirt schaute mir entgegen. Der Mann trug eine Nickelbrille und erinnerte eher an einen Buchhalter. Er war ziemlich schlank, beinahe schon mager. Seine Gesichtsfarbe besaß einen Stich ins Gelbliche. Da die Brille nach vorn gerutscht war, schielte er mich über deren Rand hinweg an. Seinen Arm hatte er auf das Bierfaß gestützt. Es stand auf einem schräg nach vorn verlaufenden Keil und bestand noch aus Holz.
    Ich grüßte freundlich.
    Der Wirt nickte nur. Dann fragte er: »Verlaufen?«
    »Nein.«
    Über der Brille legte er die Stirn in Falten. »Sie sind freiwillig hergekommen?«
    »So ist es.«
    »Seit wann ist Fillingrow so interessant?«
    »Das kann ich Ihnen genau sagen. Seit mich jemand angerufen und hergebeten hat.«
    Der Wirt ging einen Schritt zurück und lehnte sich gegen das Regal. Dabei schaute er in eine der von der Decke hängenden Lampen.
    »Sind Sie weit gefahren?«
    »Nur von London.«
    »Ja, da haben einige Leute aus dem Dorf Verwandtschaft wohnen. Wen wollen Sie denn besuchen?«
    »Einen Chinesen!« sagte ich laut.
    Plötzlich war der Wirt nicht mehr so lässig und umgänglich. Seine Haltung veränderte sich. Er blieb beinahe stocksteif stehen und verengte die Augen. »Einer dieser Chinesen?«
    »Ja. Aber wieso einer dieser?«
    Er verzog die Mundwinkel. »Sagen Sie nur, das wüßten Sie nicht, Mister?«
    »Was soll ich nicht wissen?«
    »Daß wir hier einige Chinesen im Dorf wohnen haben. Asylanten. Sie sind aus China auf abenteuerlichen Wegen geflohen. Die Regierung hat sie hier untergebracht, weil ein großes Haus leerstand. So sehen die Tatsachen aus.«
    »Ist ja gut. Was haben Sie eigentlich gegen die Leute? Sie sind doch nicht schlecht.«
    »Wissen Sie das?«
    »Ich nehme es zumindest an.«
    Der Mann verzog den Mund. Dann beugte er sich vor. »Ich will Ihnen mal was sagen. Sie kommen aus London, aus einer Millionenstadt, wo der Wahnsinn regiert. Da fallen diese Ausländer nicht auf. Hier aber ist das anders. Wir sind meilenweit von London entfernt.« Er fuchtelte mit der Hand herum. »Wir leben auf einem anderen Stern, wenn Sie verstehen. Wir hatten eine dörfliche Idylle, da kamen sie .«
    »Und was stellten sie an?«
    Er schaute mich erstaunt an. »Wieso?«
    »Was sie anstellten, meine ich. Wie sie sich benahmen. Was haben sie alles zerstört?«
    »Nichts!«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, aber…«
    »Guter Mann. Und da regen Sie sich über Chinesen auf, die sich normal benehmen. Vielleicht sogar besser oder normaler als andere Einheimische hier in Fillingrow.«
    Ho, da hatte ich aber was gesagt. »Wollen Sie meine Mitbürger beleidigen?«
    »Das liegt mir fern. Ich habe nur einen Vergleich angestellt. Mehr nicht. Sie haben ebenso über…«
    »Ich kenne die Chinks.«
    »Dann sagen Sie mir, was Sie gegen die Leute haben.«
    Der Wirt schaute zu den beiden Schachspielern hin, die sich um uns nicht kümmerten. Dann verließ er seinen Platz hinter dem Tresen, holte sich drei Pfeile, knipste eine Lampe an, deren Schein blendfrei auf eine Darts-Scheibe an der Wand fiel.
    Er warf die Pfeile. Wie er es tat, ließ darauf schließen, daß er voller Wut steckte. Auf den roten Kreis in der Mitte hatte er gezielt, doch die Pfeile jagten fast an den Rand. Der Wirt fluchte. Als er sie aus der Scheibe herauszog und sich umdrehte, stand ich dort, wo ein heller Strich auf dem Boden eingezeichnet worden war. »Darf ich mal werfen, Mister?«
    »Wenn Sie wollen.« Er legte mir die drei Pfeile in die Hand.
    Ich zielte, warf den ersten. Daneben. Der zweite lag schon besser, der dritte traf.
    »Nicht schlecht«, sagte der Wirt.
    Ich hob die Schultern. »Kein Meisterwurf, aber besser als Sie. Wir haben ja nicht um Bier oder Geld gespielt. Vielleicht um ein paar Informationen, die Sie mir jetzt schuldig

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