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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sind.«
    »Ich?«
    »Warum nicht?«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Es geht mir um diese Chinesen und einen ganz bestimmten. Hören Sie jetzt genau zu, es ist nämlich verdammt wichtig.« Ich beschrieb ihm Suko sehr genau.
    Er tat mir auch den Gefallen, hörte zu und schüttelte sofort den Kopf. »Nein, den kenne ich nicht.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, die Leute, die hier sind, sehen alle egal aus. Sie tragen fast die gleiche Kleidung. So einen, wie Sie ihn beschrieben haben, ist mir nicht aufgefallen.«
    »Er kam mit einem Wagen. Wo steht das Auto?«
    »Es gibt hier kein fremdes Fahrzeug, außer Ihrem.«
    »Sie wissen das genau?«
    »Es hätte sich herumgesprochen.« Der Wirt schob seine Brille hoch. »Weshalb fragen Sie?«
    »Es geht um meinen Freund.«
    »Ein Chinese?« Der Tonfall gefiel mir nicht und die verzogenen Mundwinkel auch nicht.
    »Ja, ein Chinese«, erwiderte ich etwas lauter als gewöhnlich. »Und ein Mensch wie Sie und ich. Ob Chinese, Türke, Schwarzer, Roter oder meinetwegen auch Karierter, das spielt bei mir keine Rolle. Mensch ist Mensch, ohne Ansehen der Hautfarbe.«
    »Da denke ich anders!«
    »Das sollten Sie sich aber sehr schnell abgewöhnen, Mister…«
    »Ich heiße Redburn, D.C. Redburn.« Er gab die Antwort in einem Tonfall, der mich aufhorchen ließ.
    »Ja und?«
    »Sie sollten sich den Namen Redburn merken, Fremder. Uns finden Sie überall in Fillingrow. Das nur zur Information. Redburn hat hier etwas zu sagen.«
    »Sie auch?«
    »Ja, ich gehöre zur Spitze und bin es nicht gewohnt, daß mich ein Hergelaufener aus der Stadt anrotzt. Wir haben hier unsere Ordnung, das sollten Sie begreifen.«
    »Ordnung?«
    »Jawohl. Hier wird genau geteilt. Hier bekommt jeder das, was ihm zusteht. Wir haben nicht verhindern können, daß man uns die Chinesen aufs Ohr drückte. Aber wir werden vor ihnen nicht auf die Knie fallen, weil sie anders sind als wir.«
    »Das hat auch niemand verlangt.«
    Er hatte sich in Fahrt geredet. »Seit sie hier sind, geschehen unheimliche Dinge.«
    »Was?«
    D.C. Redburn schob seine Brille wieder höher. »Es hat Tote gegeben«, flüsterte er. »Tote.«
    »Wer war der Mörder?«
    »Wir wissen es nicht, aber sie hörten tief aus der Erde die Geräusche. Das Heulen und…«
    »Ja, ein Heulen habe ich auch vernommen. Gibt es in Ihrer Gegend noch Wölfe?«
    »Nein!« Er antwortete viel zu schnell, um die Wahrheit zu sagen.
    »Nein, es gibt keine Wölfe mehr…«
    »Komisch, dann muß ich mich verhört haben. Auf der Herfahrt vernahm ich das unheimliche Jaulen…«
    Ich hatte den Wirt bei meiner letzten Erklärung angeschaut und entdeckte die Gänsehaut, die sein Gesicht überzog. »Das Heulen kennen wir. Gerade in den letzten Vollmond-Nächten ist es aufgeklungen.«
    »Dann kennen Sie also das Heulen?«
    »Und wie.«
    »Sie haben sich doch sicherlich Gedanken darüber gemacht. Was halten Sie davon?«
    »Nichts.«
    »Wieso nichts?«
    »Es ist erst aufgeklungen, seit diese Chinesen hier sind, Mister! So sieht die Sache aus!«
    Diesmal widersprach ich nicht. Möglicherweise hatte er recht.
    Suko war ja nicht ohne Grund von seinen Landsleuten geholt worden. Da mußte etwas dahinterstecken, und zwar ein Grund, der nicht mit normalen Maßstäben zu messen war.
    D.C. Redburn bekam wieder Oberwasser. »Jetzt sagen Sie nichts mehr, oder? Ihre Argumente sind vorbei. Sie können die Chinks nicht mehr in Schutz nehmen. Oder stecken Sie etwa mit denen unter einer Decke, Mister?« Lauernd schaute er mich an.
    »Kaum«, widersprach ich. »Außerdem ist der Begriff ›unter einer Decke stecken‹ etwas weit hergeholt. Ich bin nicht ohne Grund hierhergekommen.«
    »Ja, Sie suchen Ihren Freund.«
    »Sehr richtig. Und dieser Freund ist gleichzeitig Polizist!«
    Er staunte mich an. »Ach, was Sie nicht sagen. Ein Polizist und dazu Chinese?«
    »So ist es.«
    Redburn war etwas aus der Fassung geraten. Er knetete seine schmalen Wangen und schaute zu Boden. »Ich… ich kann das nicht so recht fassen. Oder wollen Sie mir hier einen Bären aufbinden?«
    »Nein, er ist Polizist. Inspektor bei Scotland Yard.« Ich gab ihm die Suppe an Informationen löffelweise zu schlucken.
    Der Wirt dachte auch weiter. »Heißt das etwa, daß auch Sie Polizist sind?«
    »Sie haben es tatsächlich erfaßt, Mr. Redburn. Mein Name ist John Sinclair. Oberinspektor Sinclair, wenn Sie verstehen. Und ebenfalls von Scotland Yard.«
    Er drehte sich um und schaute gegen die Batterie von Flaschen im Regal. »Jetzt

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