0517 - Mr. Todds Killerspiele
erfaßten auch die Tür. Das Holz glänzte naß. Das Wasser hatte es trotz des Vorbaus geschafft, gegen die Tür zu klatschen.
Niemand war zu sehen.
Ich stoppte. Für einige Zeit blieb ich noch im Wagen sitzen, weil ich die Atmosphäre auf mich einwirken lassen wollte. Sie war jedoch nicht vorhanden oder wurde durch das Trommeln des Regens auf das Autodach zerstört. Man hatte mich gerufen, ich war diesem Ruf gefolgt. Jetzt mußte sich der Unbekannte zeigen.
Im Wagen wollte er mich anscheinend nicht besuchen. Deshalb stieg ich aus und stellte den Mantelkragen hoch. Er schützte kaum gegen den Regen. Im Nu war mein Haar naß.
Um die Batterie zu schonen, hatte ich die Scheinwerfer ausgeschaltet. Dunkelheit umgab mich. Aber es war nicht überall finster.
Über mir schwebte in dem Regenschleier eine bläulichweiße Lichtinsel.
Ich blieb stehen und hob den Kopf.
Mein Blick glitt an der Fassade hinauf, die nicht sehr hoch war.
Das Dach begann bereits nach dem zweiten Stock. Eine sehr breite Hälfte, aufgelockert durch Gauben, fiel schräg ab.
Die zahlreichen Pfannen glänzten, wie mit Öl bestrichen. Es war alles vorhanden, der Regen, die Nässe – und Glenda Perkins!
Sie hockte auf dem Dachfirst wie ein verschüchtertes Kind!
***
Ich tat zunächst gar nichts, weil die Überraschung einfach zu gelungen war. Mutterseelenallein stand ich auf dem Fleck und lauschte dem Rauschen des Regens.
Glenda befand sich nahe einer hohen Laterne, die ihr kaltes Licht auf die Pfannen warf. Sie hockte genau im Zentrum, bewegte sich nicht, war ein Opfer von Wind und Regen geworden und wirkte wie eingefroren.
Okay, wir hatten eine übernatürlich warme Dezembernacht. Aber auch sie konnte verdammt kalt werden, wenn man über längere Zeit hinweg den Regenschauern ausgesetzt war, so wie Glenda.
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann sie kippen würde.
Vorher jedoch mußte ich hoch und sie aus dieser verfluchten Lage befreien. Zudem hatte sie einen relativ ungünstigen Platz gefunden.
Sie hockte genau zwischen zwei Gauben.
Ich konnte nicht von einer Angst sprechen, die mich überfallen hatte, aber von einem verdammt miesen Gefühl, und ich dachte an den Unbekannten, der es geschafft hatte, mich reinzulegen.
Wie war es ihm nur möglich gewesen, Glenda auf das Dach zu locken? Oder hatte er sie selbst hingeschafft?
Glenda sah mich nicht. Sie saß vornübergebeugt auf dem First und starrte gegen die glänzenden Pfannen. Der Regen peitschte gegen ihren Körper, die Tropfen hämmerten. Sie mußte erbärmlich frieren, und es wäre ein Fehler gewesen, sie von unten her anzuschreien.
Glenda hätte sich zu leicht erschrecken und vom Dach fallen können.
Irgendwie mußte ich auf das Dach.
Ich lief mit raschen Schritten vor, klatschte durch breite Pfützen und blieb an der Haustür stehen, die natürlich verschlossen war.
Entweder aufbrechen oder eine Fensterscheibe einschlagen. Dann hochlaufen, das Fenster einer Gaube öffnen und auf das Dach klettern. So sah mein Plan aus.
Jedoch nur bis zu dem Moment, als ich einen Blick nach rechts warf und an der Hausmauer etwas blinken sah, das am dunklen, nassen Gestein in die Höhe zog.
Zuerst irritierte mich dieses Blinken, dann machte es mich neugierig. Ich verließ den Platz vor dem Eingang und lief hin.
Es war eine Leiter.
Sie stand sehr fest im weichen Boden, war dreimal ausgefahren worden und reichte hoch bis zum Dach.
Eine Leiter für mich – – und eine Falle?
Ich drehte mich blitzschnell herum, schaute in den dunklen, großen Vorgarten, wo der Rover stand und sich ansonsten nichts Fremdes aufhielt. Keiner, der mich belauerte oder auf mich schoß, aber jemand hatte die Leiter hingestellt und wahrscheinlich über sie auch Glenda hochgeschafft.
Den Weg nahm auch ich.
Es war ein Risiko, aber es gab sonst keine Möglichkeit, so schnell wie möglich an meine Sekretärin heranzukommen.
Noch einmal schaute ich mich um, war zufrieden und machte mich daran, die Leiter hochzusteigen.
Der Regen hatte das Aluminium der Leiter noch glatter gemacht.
Von einer Trittstelle zur anderen befand sich zudem ein großer Zwischenraum, der sich später verjüngte.
Die Leiter stand in einem guten Winkel. Sie schwankte kaum, als ich hochkletterte. Auf halber Strecke pausierte ich und schaute in die Tiefe. Wieder war nichts zu sehen.
Der Garten lag leer und verlassen unter den dichten Schleiern des nie abreißenden Regens.
Ich setzte meinen Weg fort, schaute in die Höhe und sah von
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