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0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mir herumfummelt. Man findet in diesen Zeiten so schlecht Personal, das die von Ihm besudelte Kleidung wieder reinigt.«
    Der Krötenjakobiner spie aus und verschanzte sich wieder hinter seinem verschrammten Schreibtisch. Der hatte sicher einmal im Arbeitszimmer eines Adligen gestanden und war gehegt, gepflegt und poliert worden, bis dieser närrische Pöbel sich wider Adel und Geistlichkeit erhoben hatte in der irrigen Annahme, schlau genug zu sein, um sich selbst regieren zu können. Was daraus wurde, sah man ja hier: alles verkam. Diese Kerle hatten vor nichts Achtung, weder vor Menschen noch vor Material. Cristofero hatte längst begriffen, in welcher blutigen Epoche er diesmal gelandet war. Zamorra hatte davon berichtet, und daraufhin hatte Cristofero ein wenig über dieses schwarze Jahrzehnt gelesen. Ausgerechnet die Zeit der Revolution! Dabei war er schon so nahe an seiner eigenen Zeit gewesen… Er empfand diese neuerliche Zeitverschiebung als eine ganz persönliche Gemeinheit ihm gegenüber. Und er wußte, daß sein Leben an einem seidenen Faden hing. Er hatte anfangs ein paar böse Fehler gemacht. Aber ein Mann seines Standes konnte es einfach nicht erdulden, so schimpflich mißachtet und beleidigt zu werden.
    Aber er rechnete nicht wirklich damit, daß es ihm - im wahrsten Sinne des Wortes - an den Kragen ging.
    Bisher war es bei allen Zeitverschiebungen irgendwie gutgegangen. Und zur Not war ja sicher auch Zamorra noch irgendwo. Der würde schon dafür sorgen, daß es nicht zur Katastrophe kam.
    Allerdings vermißte er den Gnom. Er bedauerte, daß er nicht mehr für den kleinen Schwarzen hatte tun können. Aber das Schicksal hatte es anders gewollt.
    Der Jakobiner seufzte. »Deine Frechheit wird dir vergehen, Bürger Königsberater, wenn du erst auf dem Schafott stehst. Selbst dein König hat um Gnade gewinselt.«
    »Lügner!« fauchte Cristofero. »Ein König winselt nicht. Er stirbt aufrecht!«
    »In diesem Fall starb er liegend«, berichtigte der Jakobiner ungerührt. »Aber du wirst ja bald erleben, wie das geht. Ich denke, wir werden uns nicht lange mit dir aufhalten. Morgen blickst du in den Korb, der deinen Kopf auffängt.«
    Er machte eine schnelle Handbewegung. Die beiden Büttel packten wieder zu und zogen Cristofero zur Tür. Der Grande schüttelte sie ab, verhielt sich dann aber ruhig. Er wandte sich dem Krötenjakobiner zu.
    »Eine Räuberbande von Königsmördern wird es nie schaffen, dieses große Land zu regieren«, sagte er. »Denke Er an meine Worte: Es werden gerade mal zehn Jahre vergehen, dann ist dieser Staat von üblem Geschmeiß Seiner Art wieder gesäubert, und Frankreich hat nicht nur einen König, sondern gar einen Kaiser. Vielleicht sollte Er sich rechtzeitig in ein Erdloch verkriechen, ehe Seine Spießgesellen Ihn selbst aufs Schafott bringen. Selbst Bürger Robespierres Kopf wird rollen.« Er betonte die Bezeichnung besonders spöttisch.
    Die Jakobinerkröte stutzte kurz und lachte dann auf. »Du bist lustig, Bürger. Du machst mir Spaß. Es ist eigentlich schade, daß man dich köpfen wird. Aber was soil’s? Die Welt wird sich auch ohne dich weiterdrehen. Schafft ihn hinaus und sperrt ihn ein. Morgen kommt er unters Fallbeil. Warum den Kerl lange durchfüttern?«
    Sie zerrten Cristofero fort.
    ***
    Der Jakobiner gab mit einer kleinen Tischglocke ein Signal. Ein anderer Mann trat ein. »Der Kerl, der gerade hinausgebracht wurde«, sagte er, »ist alles andere, aber nicht das, was er zu sein vorgibt. Er ist ein Narr, ein Gaukler, eher ein wilder Räuberhauptmann als ein glattbarbierter Adeliger. Ich weiß nicht, was er sich von seinem ungestümen Auftritt versprach, aber ich denke, wir brauchen uns nicht weiter mit ihm zu befassen. Niemand in seiner angeblichen Stellung wäre je in so altertümlicher Kleidung herumgelaufen, und vor allem würde niemand diese Stellung freiwillig herausposaunen.« Er zuckte mit den Schultern. »Eile hinterdrein, lasse ihn frei und hinaus werfen, und schmeiß ihm seinen Krempel vor die Füße. Ich hoffe, das scheinbare Todesurteil wird ihm einen heilsamen Schrecken eingejagt haben. Sollte dieser Verrückte sein Spiel aber weiter treiben und damit das Volk beunruhigen, wird es recht einfach sein, ihn wieder festzunehmen und doch noch köpfen zu lassen.« Er lachte spöttisch. »Wir sind ja schließlich keine Unmenschen, jeder bekommt seine Chance.«
    Der andere nickte und raffte die Dinge zusammen, die man Cristofero abgenommen hatte.
    Der

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