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0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überraschend einigen Personen über den Weg, denen sie nicht unbedingt hatten begegnen wollen. Don Cristofero erbleichte hinter seinem dichten Vollbart. »Ausgerechnet«, zischte er.
    Zamorra und Nicole hatten bereits erkannt, wer ihnen entgegenkam, aber es war zu spät, noch auszuweichen.
    Immerhin befand sich der Sonnenkönig selbst unter der Spaziergängergruppe und hatte die Entgegenkommenden bereits entdeckt. Er unterbrach seine angeregte Plauderei mit Robert deDigue…
    Es gab keinen Zweifel. Der Mann war Robert Tendyke, auch wenn er hier nicht in seiner für das 20. Jahrhundert typischen Lederkleidung auftrat, sondern wie ein Adliger des 17. Jahrhunderts gekleidet war, einschließlich des Degens an seiner Seite. Mit dem König schien er ein Herz und eine Seele zu sein.
    »Dieser verdammte Intrigant und Beinchensteller«, zischte Cristofero wütend.
    Die beiden anderen Personen der Gruppe, denen in respektvollem Drei-Schritte-Abstand eine ganze Schar Höflinge und Diener folgte, waren Zamorra und Nicole unbekannt. Eine durchaus schön zu nennende Frau und ein verhutzeltes altes Männlein, die händchenhaltend einherschritten wie Urgroßvater und Urenkelin. Die Frau stutzte, als sie Nicole sah.
    Don Cristofero schwenkte seinen Hut und vollzog eine elegante Verbeugung. Zamorra folgte seinem Beispiel, und Nicole versuchte sich zu erinnern, wie frau einen Hofknicks zustande brachte »Majestät…«
    Der Gnom hatte es schwerer. Er tanzte einen Salto, landete unmittelbar vor dem König auf dem Bauch, zückte ein spitzenbesetztes Seidentuch und wischte imaginäre Staubkörnchen von Ludwigs Schnallenschuhen. Dann sprang er wieder auf, schlug Rad und hüpfte kichernd um die Gruppe herum. Es entsprach seiner Rolle als Narr und Spaßmacher in Cristoferos Dienst.
    Ludwig XIV. lächelte. Die Frau kicherte verstohlen und verbarg ihr Gesicht hinter einem kleinen Fächer.
    »Es stimmt also, was Uns berichtet wurde«, sagte Ludwig. »Er befindet sich noch unter den Lebenden. Uns bleibt auch nichts erspart in diesen schweren Jahren - nicht einmal jener Anblick.«
    Dabei deutete er auf Don Cristroferos Gesicht.
    »Er sollte wirklich einmal dieses wild wuchernde Unkraut aus Seinem Antlitz entfernen lassen. Gar nicht schicklich sieht’s aus, und es muß Ihm doch auch Mühe bereiten, wenn Er Suppe löffelt, sich nicht den Bart zu bekleckern.«
    »Sire«, ächzte Cristofero. »Es hat viele mühevolle Jahre gedauert, ihn in diese Form zu bringen. Er macht mich unverwechselbar.«
    »Und verbirgt die Regungen Eures Gesichtes, Zamorra«, warf deDigue ein. »So braucht Ihr bei Euren Heucheleien und Prahlereien nicht zu schauspielern.«
    »Während Ihr die Schauspielerei zur Kunst erhoben habt«, fauchte Cristofero. »Majestät, erlauben Sie mir, diesen Halunken auf der Stelle niederzustechen!«
    Ludwig lächelte. »Vor so vielen Zeugen? Mitnichten, mein Lieber. Wen hat Er da überhaupt in seiner Begleitung? Wenn Wir Uns nicht irren, so haben Wir diese Personen bislang noch nicht in unserer Nähe gesehen.«
    »Äh, das sind, äh«, Cristofero suchte hastig nach einem Ausweg, weil er die richtigen Namen seiner Begleiter nicht nennen durfte. Tendyke könnte sich drei Jahrhunderte später daran erinnern, und dann käme es zu einem Zeitparadoxon. Gesichter vergaß man rascher, vor allem, wenn diese Begegnung kurz blieb. »Das sind Verwandte von mir«, erklärte er schließlich. »Mein… äh… Neffe Juan Zamora y Montego und seine Gemahlin.«
    »Da hat Er aber lange gebraucht, das zu stammeln«, sagte Ludwig trocken. »Er ist wohl heute nicht recht in Form, wie? Wii kennen Ihn doch erheblich großmäuliger! Wohlan, man wird sehen. Wir wünschen einen erquicklichen Aufenthalt. Und, Fuego, Er sollte sich wirklich einmal den Bart abschaben lassen! Er sieht grauslich aus mit diesem roten Wildwuchs.«
    »Ich könnte behiflich sein, wenn Euch der Weg zum Barbier zu beschwerlich ist«, spottete deDigue. »Ich nenne ein sehr scharfes Messerchen mein eigen, das Euer Problem ein für alle Mal beseitigen würde. Den Pickel auf Eurem Hals schneide ich gleich mit weg.«
    Unwillkürlich zuckte Cristoferos Hand zum Degen.
    »So geb’ Er doch Ruhe, deDigue«, mahnte Ludwig stirnrunzelnd. Nur die Frau blieb kurz vor Nicole stehen. »Ein hübsches Kleid tragt Ihr da, Madama Zamora y Montego. Könnte es sein, daß wir beide denselben Schneider haben?«
    »Sicher ein Zufall, Madame«, murmelte Nicole und war froh, als die königliche Gesellschaft sich

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