0518 - Höllenparadies
Sumpf hineingezogen zu werden. Auf einmal konnte sie nicht mehr weiterlaufen, da war etwas, das sie festhielt.
Und nicht nur der Boden, sondern die zahlreichen Hände und Finger der Monstren.
Sie kamen wie Schlangen aus der Tiefe, schnellten mit peitschenartigen Schlägen hervor, und Lady Sarah spürte sie überall an ihren Beinen. An den Knöcheln, den Waden, sogar an den Oberschenkeln.
Sie kam nicht mehr weiter..
Aber sie kämpfte. Auf der Stelle drehte sie sich nach links. So konnte sie auch Sandra sehen, die vor einem Regal stand und mit Vergnügen beobachtete, was mit der Horror-Oma geschah und wie diese verzweifelt versuchte, den Monsterklauen zu entgehen.
Fleischlose Finger umklammerten sie ebenso wie verfaulte Klauen.
Besonders hoch reckte sich der Vampir. Er hatte dabei seinen Schädel weit zurückgelegt. Aus der schwarzen Trauerkleidung strömte Lady Sarah ein furchtbarer Geruch entgegen.
Der Gestank nach Grab, Moder, nach Verwesung und dem absoluten Ende. Der Blutsauger besaß eine Kraft, der Lady Sarah nichts entgegenzusetzen hatte.
Er riß sie in die Tiefe des schwammigen Bodens.
Aber die Horror-Oma kämpfte. Ihr rechter Arm wurde nicht festgehalten. Sie rammte die Spitze des Stocks nach unten. Die bestand aus Silber und Lady Sarah wußte auch, wie man einen Vampir pfählte.
Die Stockspitze verschwand so tief innerhalb des mageren Körpers, daß sie an der anderen Seite wieder hervortrat. Über ihren Erfolg konnte sich Sarah Goldwyn nicht freuen. Sie sah, daß der Vampir plötzlich hochzuckte, sein Maul noch weiter aufriß, allerdings nur, um den grüngrauen, stinkenden Qualm zu entlassen, der in den Raum wehte.
Dann zerfiel er.
Eine weitere Klaue faßte sie, und die riß Lady Sarah um.
Da half ihr auch nicht mehr der Stock. Sie traf nichts mehr, die Spitze fuhr nur in den weichen Boden, bevor dieser ihre Schulter umklammerte wie gieriger Morast.
Auch mit den dreifachen Kräften hätte Lady Sarah es nicht mehr geschafft, sich zu befreien.
Ihr blieb nicht der Hauch einer Chance körperlicher Gegenwehr.
Sie konnte nur noch eines tun.
Um Hilfe schreien.
Die Horror-Oma rief John Sinclairs Namen. Gerade noch bekam sie ihn heraus, bevor die Masse Lady Sarah den Mund verstopfte und sich noch in der gleichen Sekunde über ihr schloß. Sandra, die Besitzerin des Höllenparadieses, nickte zufrieden, bevor sie sich abwandte, über die Rechtecke hinwegschwebte und durch die Tür verschwand, die zum Club führte…
***
Jetzt sah die Sache anders für mich aus. Ein Mensch hatte um Hilfe geschrien, er befand sich in Gefahr. Für mich ein Grund, einzugreifen. Ob die Tür nun verschlossen war oder nicht, das sollte mich nicht weiter stören, ich mußte hinein in dieses verfluchte Höllenparadies.
Mit der Schulter rammte ich gegen den Rahmen, hörte es knirschen und knacken, aber die Tür hielt.
Ich trat zurück, wollte einen kurzen Anlauf nehmen, als mich jemand festhielt. Es war eine harte Pranke, die sich auf meine linke Schulter gelegt hatte.
Ich drehte den Kopf und schaute in das finstere Gesicht eines schnauzbärtigen Uniformierten.
»Ich glaube, das reicht, Mister!« meint der Bobby.
»Das reicht nicht.« Ich riß mich los.
Der Bobby wollte nachfassen, da hatte ich schon meinen Ausweis gezogen. »Scotland Yard. Sie werden mir helfen, die Tür zu öffnen.«
»Aber wieso?«
»Keine Widerrede jetzt, los!«
Mittlerweile hatten wir Aufsehen erregt. Eine Gruppe Neugieriger, die ständig größer wurde, umgab uns.
Der Bobby war noch immer durcheinander, wagte aber keinen Widerspruch mehr.
Gemeinsam nahmen wir Anlauf, und wuchteten unsere Körper gleichzeitig an zwei verschiedenen Seiten gegen die Tür. Diesmal klappte es.
Wir hörten das Knirschen und Brechen, die Tür kippte in die Videothek, und der Bobby wäre auch über sie hinweggefallen und in den Raum gestürzt, hätte ich ihn nicht festgehalten.
Diesmal spürte er meine Hand auf der Schulter. Ich schleuderte ihn dem Gehsteig entgegen.
»Sie bleiben da!« fuhr ich ihn an. »Und sind mir dafür verantwortlich, daß niemand den Laden betritt.«
»Ja, ja, ist gut!«
Ich suchte währenddessen Sandra und Sarah Goldwyn. Beide Frauen waren verschwunden.
Ein etwas schummrig wirkendes Licht erhellte den Raum. Durch sein nicht sehr helles Strahlen konnte ich die quadratischen Bodenausschnitte deutlicher sehen.
Und die Bilder darin.
Eine Galerie der Monstren tat sich vor mir auf. Ein Blick in die höllische Welt eines Pandämoniums, wo
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