0518 - Höllenparadies
Horror-Oma.
Sandra ballte die Hände. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Nicht viel. Ich finde nur, daß Ihr als Emblem benutztes Auge und Atlantis in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen. Das ist alles. Sie können sagen, was Sie wollen, daran kommen Sie nicht vorbei.«
»Sind Sie gekommen, um zu provozieren, oder wollten Sie sich einen Film ausleihen?«
»Ich möchte in den Club!«
»Den es nicht gibt.«
»Sorry, Sandra, aber ich glaube Ihnen nicht.«
»Was glauben Sie denn, Mrs. Goldwyn?«
»Ich finde, daß hier in Ihrer Videothek gefährliche Dinge ablaufen. Ich rechne sogar damit, daß Sie Menschen manipulieren. Ich habe die Bleichen gesehen, wenn sie aus dem Hinterzimmer kamen. Sie waren völlig verändert. Sie müssen mit etwas Schlimmen konfrontiert worden sein. Wie heißt es noch? Sandras Höllenparadies. Mehr Hölle als Paradies.«
»Meinen Sie?«
»Ja!«
Die Frau mit den goldenen Haaren lächelte plötzlich. »Irgendwie muß ich Sie bewundern, daß Sie in Ihrem Alter noch diese Ausdauer besitzen, Lady Sarah. Sie lassen einfach nicht locker.«
»Das ist eben meine Art.«
»Die auch gefährlich werden kann.«
»Möglich, aber damit muß ich mich halt abfinden. Sonst noch etwas?«
»Ja, Mrs. Goldwyn, da ist noch eine Sache.«
»Welche?«
»Moment.« Sandra verließ ihren Platz hinter der Verkaufstheke und ging zur Tür. Lady Sarah folgte ihr mit den Blicken. Erstaunt sah sie, daß Sandra abschloß.
»Was soll das?«
An der Tür gab Sandra die Antwort. »Sie haben vom Club gesprochen.«
»Dann gibt es ihn doch?«
»Ja, aber nur für besondere Menschen.« Sandra lächelte raubtierhaft, und Lady Sarah glaubte daran, daß sie den Bogen überspannt hatte.
»Bin ich ein besonderer Mensch?«
»Jetzt ja.« Sandra nickte heftig.
Sarah Goldwyn erwiderte nichts. Sie überlegte nur, doch etwas anderes war dabei, ihre Gedanken zu vertreiben. Sie hatte John Sinclair von der ungewöhnlichen Atmosphäre berichtet, die in der Videothek herrschte. Etwas, das man nicht fühlen konnte, das einfach vorhanden war und wie ein Schauder über die Haut glitt.
Jetzt war sie da!
Das andere, das nicht Faßbare. Die Strömung aus einer anderen Welt oder Zeit. Möglicherweise durch Sandra, die sich weiterhin nahe der Tür aufhielt und ein wissendes Lächeln aufgesetzt hatte, das Lady Sarah überhaupt nicht paßte.
Lady Sarah ignorierte ihre Gefühle und die fremde Strömung. Sie konzentrierte sich allein auf die Realitäten. »Was soll das?« frage sie.
»Weshalb haben Sie abgeschlossen?«
»Weil wir unter uns bleiben müssen.«
»Meinetwegen nicht. Außerdem erwarte ich meinen Freund, Mr. Sinclair, zurück.«
»Sinclair heißt er also.«
»Wußten Sie das nicht?«
»Nein, ich kannte nur seinen Vornamen. Ist aber interessant, daß man alles erfährt.« Sandra ließ sich überhaupt nicht beirren und ging weiterhin ihrer Arbeit nach. Sie öffnete die Tür eines grau gestrichenen Kastens in der Wand und betätigte einen Hebel. Das konnte selbst Sarah Goldwyn sehen.
Etwas geriet an der Schaufensterscheibe in Bewegung. An der Decke entstand ein schmaler Spalt. Aus ihm rollte etwas hervor. Es war breit und dunkel.
Eine schwarze Leinwand.
Sie senkte sich der Tiefe entgegen, bis sie den Boden erreicht hatte und gleichzeitig dafür sorge, daß von außen her niemand mehr in den Laden schauen konnte.
Sandra drehte sich wieder. »Jetzt sind wir unter uns«, sagte sie und drückte in dem Kasten auf verschiedene Knöpfe, so daß die Beleuchtung eingeschaltet wurde. Eine Illumination aus blauem und rotem Schein, der sich über den Laden senkte und die Konturen etwas verwischte.
Die Atmosphäre hatte etwas Geheimnisvolles bekommen, als würde sie eine Botschaft vermitteln.
»Na?«
Lady Sarah gab keine Antwort. Sie wollte abwarten, denn das hier schien ihr erst der Anfang zu sein.
Sandra kam näher.
Sie schwebte über die Platten. Ihre Haare bewegten sich dabei. Die Perlen klirrten leise gegeneinander und begleiteten ihren Weg mit einer fremdartig klingenden Musik.
»Manche Menschen sind eben so neugierig, daß ich sie einfach einweihen muß, verstehen Sie?«
»Noch nicht.«
»Das werden Sie gleich, Lady Sarah Goldwyn.« Sandra war sich ihrer Sache sehr sicher. Sie blieb in der Mitte des Raumes stehen und breitete die Arme aus.
Die in den Regalen stehenden Filme schimmerten geheimnisvoll.
Das Licht streifte die Rücken der Kassetten und verlieh manchen Titelbildern einen fremden Glanz.
Sandras Körper mit
Weitere Kostenlose Bücher