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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vertrieb des Magazins zu stoppen. Aber es war ja längst im Handel und größtenteils verkauft. Nur ein paar Restexemplare konnten noch zurückgegeben werden. Das Geschäft war längst gelaufen, als das Gerichtsurteil fiel. Der Verlag zahlte ihr »Schmerzensgeld«. 20 000 Francs. »Geldgieriges Biest«, hatte Claude kommentiert. »Du wußtest, daß du das zehnfache von dem, was ich dir geboten habe, herausprozessieren konntest, wie?«
    Es hatte sich nicht vermeiden lassen, daß sie sich danach manchmal über den Weg liefen, denn die Freundschaft zwischen Francine und Arlette hatte mit ihrem Streit ja nichts zu tun. Einmal gestand Arlette, daß Claude auch sie »vermarktet« hatte - mehr als einmal. »Es kommt eine hübsche Stange Geld dabei heraus. Und es ist schließlich kein Fremder, der die Fotos macht. Du könntest auch viel Geld machen. Du hast eine Super-Figur.«
    Aber das war nicht Francines Welt. Und wenn sie Claude nicht aus dem Weg gehen konnte, kam es stets zum Streit. Zu Arlettes 25. Geburtstag hatte Francine versucht, ruhig zu bleiben. Sie hätte es auch fast geschafft. Aber dann machten sich plötzlich zwei Mädchen an Claude heran, wollten unbedingt eine Show abziehen und sich dabei fotografieren lassen. Arlette hatte sich sogar amüsiert, als die beiden sich schließlich splitternackt auszogen. Da hatte Francine sich nicht mehr zurückhalten können.
    Aber sie war gegangen, bevor der Streit zwischen ihr und Claude die Stimmung hatte sprengen können, denn das hatte Arlette nicht verdient.
    Und jetzt ist Claude Arpad tot. Ich hasse ihn immer noch. Mein Schatten war unter seinem Wagen.
    Es war verrückt. Völlig verrückt.
    Der Schatten eines Menschen konnte sich nicht selbständig machen und etwas tun, das die Person sich vielleicht selbst zwar wünschte, aber nicht fertigbrachte.
    »Ich muß aufhören, daran zu denken«, flüsterte Francine. »Sonst drehe ich wirklich durch.«
    »Sagtest du etwas?« fragte Arlette vom Sessel her.
    »Ich habe nur laut gedacht.«
    ***
    Während er nächsten Tage achtete Francine bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihren Schatten. Aber das Phänomen wiederholte sich nicht, und mit der Zeit wurde sie etwas ruhiger. Vielleicht war sie in jener Nacht einer Sinnestäuschung erlegen. Sie war aufgeregt gewesen durch den Streit, und der Lichtschein hatte ihr möglicherweise einen Streich gespielt. Schatten konnten sich nicht unabhängig von der Person bewegen, zu der sie gehörten, das war eine physikalische Unmöglichkeit, und die Geschichte von Peter Schlemihl, dem Mann, der seinen Schatten verkaufte, gehörte in den Bereich der Märchen.
    Es war zwei Wochen später, als sich das Phänomen wiederholte. Sie war nach Lyon gefahren, um in der Stadt einige Einkäufe zu erledigen, und sie sah, wie ein junger Bursche mit Turnschuhen und Dreitagebart eine ältere Frau anrempelte, die gerade ein Bankgebäude verließ. Er entriß ihr die Handtasche und eilte in weiten Sprüngen davon. Die Frau schrie auf, aber niemand kümmerte sich um den Dieb, niemand versuchte sich ihm in den Weg zu stellen oder ihn gar festzuhalten. Plötzlich löste sich Francines Schatten von ihren Füßen und eilte dem Dieb nach. Es sah so aus, als renne da ein Mensch, von dem allein der Schatten sichtbar war…
    Der Schatten war unfaßbar schnell, viel schneller, als Francine selbst jemals hätte laufen köfmen. Binnen weniger Sekunden holte er den Dieb ein. Etwas geschah, das Francine über die Distanz nicht genau erkennen konnte, aber der Dieb stolperte plötzlich, als habe er ein größeres Hindernis übersehen, und schlug auf dem Gehsteig lang hin. Die geraubte Tasche entfiel seiner Hand, und er stand nicht mehr auf. Es stellte sich heraus, daß er so hart auf den Boden gestürzt war, daß er darüber die Besinnung verloren hatte.
    Jetzt erst kümmerten sich andere Passanten um den Dieb. Die ältere Frau bekam ihre Handtasche zurück. Der Schatten schloß sich wieder Francine an.
    Sie war einer Ohnmacht nahe.
    Es konnte keine Halluzination gewesen sein. Der Dieb war genau in dem Moment gefallen, in dem der Schatten ihn erreichte, und niemand sonst war in seiner unmittelbaren Nähe gewesen.
    Francine Belo brauchte geraume Zeit, um sich von diesem Schock zu erholen.
    Kein Traum, keine Sinnestäuschung, sondern Tatsache. Ihr Schatten ging eigene Wege.
    ***
    Jemand hatte die Szene beobachtet. Es war eher ein Zufall, denn er war aus einem ganz anderen Grund in der Nähe. Aber die eigenständige Bewegung

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