052 - Großfuß
Die Donner rollten schwer, als Jim todmüde seinen Wagen vor Supers Büro zum Stehen brachte.
»Kommen Sie herein und trinken Sie Kaffee mit mir«, sagte Super, der sich während des ganzen Rückweges zur Stadt in Schweigen gehüllt hatte. »Ich glaube, daß ich besser denken kann, wenn ich nicht im Regen bin. Es tut mir sehr leid, daß ich Sie wegen dieser nichtssagenden Angelegenheit mitgenommen habe, Mr. Ferraby. Großfuß - hm - möglicherweise haben wir den Kerl verpaßt.«
Super saß durchnäßt in seinem Stuhl, und sein Gesicht nahm einen harten Ausdruck an.
»Ich bin wirklich nicht zufrieden. Sie kann nicht nach Pawsey gefahren sein - ich habe auf die Radspuren geachtet, als wir durchführen. Sie ist auch nicht durch Groß-Pawsey gefahren - der aufmerksame Beamte hat keinen Ford zurückkommen sehen, und ich glaube ihm durchaus. Er ist ein braver Mann; ich hatte ihn bei mir in einem Fall, als ich noch in Scotland Yard beschäftigt war. Sie ist nicht nach Pawsey gekommen, darauf will ich schwören. Wir fuhren doch über das letzte Ende der Straße, als ich Sie halten ließ. Die Straße ist sehr hell erleuchtet, und es waren überhaupt keine Autospuren zu sehen. Es ist möglich, daß Lattimer mir Neuigkeiten berichtet - ich habe ihn gebeten, mich anzurufen.«
In diesem Augenblick kam der Sergeant vom Dienst herein.
»Es wünscht Sie jemand aus Groß-Pawsey zu sprechen, Herr Oberinspektor.«
Super stand von seinem Stuhl auf und begab sich zu dem altmodischen Wandtelefon im anstoßenden Wachraum.
»Lattimer ist hier, Super. Ich habe den Fordwagen aufgefunden.«
»Wo?«
»Oben auf der Höhe der Klippe - er muß von dem Weg, der unten an der Küste entlangführt, abgebogen sein. Der Platz heißt Seahill.«
»Waren die Lampen an oder aus?« fragte Super schnell.
»Aus - dann war da noch etwas Merkwürdiges - quer über die Rückwand stand mit Kreide das Wort ›Großfuß‹ geschrieben.«
»Großfuß? Wie? Sonst noch etwas? War niemand bei dem Wagen?«
»Nein!«
Supers Gedanken arbeiteten schnell.
»Wecken Sie den Sergeanten des Ortes und rufen Sie den Polizeichef in Pawsey an. Sie können auch noch den Höhenrand der Klippen absuchen und die Straße, die unterhalb vorbeiführt, ob Sie jemand finden. Ich werde schnell zurückkommen. Haben Sie das Haus weiter beobachtet? - Gut!«
Er hängte den Hörer wieder ein und wiederholte Jim den Hauptinhalt der Nachrichten des Beamten.
»Ich muß sofort wieder hin, um nachzusehen; aber ich muß es erst mit Scotland Yard ausmachen. Gehen Sie und sehen Sie zu, ob Sie Cardew finden können, und holen Sie von ihm die Schlüssel des Hauses. Kommen Sie so schnell wie möglich zurück.«
Mr. Cardew hatte eine kleine Wohnung in der Nähe von Regent's Park, wo er sich aufhalten konnte, wenn er eine Nacht in der Stadt zubrachte.
Jim hatte Glück; denn die äußeren Türen solcher Wohnungen sind um Mitternacht verschlossen, und es ist nur möglich, hineinzukommen, wenn man alle zwölf Familien im Hause aufweckt. Aber zufällig kam er gerade in dem Augenblick an, als eine lustige Gesellschaft aus einem Tanzklub zurückkehrte. Er stieg die Treppe zum dritten Stockwerk hinauf, wo Mr. Cardews Wohnung war.
Der Anwalt hatte einen leichten Schlaf, und als Jim zum zweitenmal an die Tür klopfte, sah er, wie Licht in dem Gang gemacht wurde und sich die Tür so weit öffnete, wie es die vorgelegte Sicherheitskette gestattete.
»Um Himmels willen, Ferraby!« sagte Cardew, als er die Kette löste. »Treten Sie näher. Was in aller Welt bringt Sie um diese Stunde zu mir?«
In kurzen Worten erzählte ihm Jim von dem Abenteuer dieser Nacht.
»Sicherlich werden Sie mir unter diesen Umständen verzeihen, daß ich Minter von dem Drohbrief erzählte. Ich glaube, er hält die Sache für sehr wichtig.«
Mr. Cardew strich sich erregt durch das zerzauste Haar.
»Kam sie erst so spät in der Nacht?« fragte er vollständig verwirrt. »Aber sie ist doch aus Barley Stack schon kurz nach elf heute morgen abgefahren! Wo ist sie jetzt?«
»Das will Minter ja gerade entdecken«, sagte Jim. »Der Wagen wurde verlassen aufgefunden, und das Wort ›Großfuß‹ war quer auf die Rückwand des Wagens geschrieben. Super denkt, daß es eine Irreführung sein könnte. Die Lokalpolizei sucht in diesem Augenblick die Küste und die Klippen ab, um - geradeheraus gesagt - um ihre Leiche zu finden.«
Cardew konnte nur den Kopf schütteln.
»Das kann ich nicht glauben, es ist zu - zu entsetzlich. Ich
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