Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
einfachen Grund, weil arme Leute nicht in diesem Restaurant dinieren können«, sagte Jim ruhig. »Und das Polizeipräsidium ist natürlich mißtrauisch gegenüber Beamten, die ihr Geld zum Fenster hinauswerfen können.«

13
    Super hatte eine Gabe, die allen großen Männern eigen ist: Er konnte an den unmöglichsten Stellen und in beliebigen Zwischenräumen schlafen. Wenn er in dem Zug, der ihn auf sein Revier brachte, etwas schlief und später in seinem Bürosessel noch zwei Stunden mit geschlossenen Augen döste, dann hatte er genügend Ruhe gehabt.
    Die Glocken läuteten zum Abendgottesdienst, als er Lattimer zu sich rief, der ihm ein wenig hohläugig und offensichtlich sehr müde mit einem unterdrückten Gähnen zuhörte.
    Der ruhige Lattimer war ein großer, kräftiger Mann. Phantasievolle junge Frauen bezeichneten ihn als distinguiert. Das frühzeitige Grau an seinen Schläfen, die melancholische Nase und ein festes, hartes Kinn machten ihn interessant.
    Super schaute scharf über seine Brillengläser, als sein Untergebener eintrat.
    »Ich habe soeben mit Mr. Ferraby telefoniert. Irgend jemand bombardiert Ihren Onkel mit Gärtnerwaren, Eiern, Fliederbüschen - ich will wetten, daß es das erstemal ist, daß ihm jemand Blumen schickt.« Er sagte aber nichts von dem Diner im Ritz-Carlton.
    »Ich hoffe, daß einige der Wurfgeschosse das Ziel erreichen«, sagte Lattimer böse. »Er ist ein scheinheiliger, alter Mensch, hochnäsig wie ein Herzog und hat soviel menschliches Gefühl wie ein Küchenofen.«
    »Er scheint ein netter Kerl zu sein«, sagte Super vergnügt. »Was ich noch sagen wollte!« fügte er plötzlich hinzu. »Elson ist zurück! Er kam kurz vor sechs nach Hill Brow. Sein Wagen ist mit Schmutz bedeckt, der eine seiner Scheinwerfer und die beiden vorderen Kotflügel sind eingedrückt.«
    Eine lange Pause entstand.
    »Ich dachte, daß es am besten wäre, wenn ich einmal nach ihm sehe«, sagte Super und schaute dabei aus dem Fenster. »Wenn der umsichtige und schlaue Beamte, den ich auf Wachtposten bei dem Hause aufgestellt habe, nur soviel Verstand gehabt hätte wie eine Mücke, dann hätte er ihn schon längst verhaftet wegen zu schnellen Fahrens oder Fahrens in betrunkenem Zustande oder sonst etwas und hätte ihn hinter Schloß und Riegel gebracht. Am liebsten habe ich einen Kerl verhaftet, bevor ich ihn ausfrage. Das ist der alte, solide Weg. Aber euch Jüngeren ist das ja nicht recht.«
    Er seufzte und erhob sich.
    »Ich will jetzt schnell nach Hill Brow. Sie bleiben im Büro und achten auf jede Nachricht, die aus Pawsey kommt. Mir ist die Aufklärung des Falles von Amts wegen übertragen worden. Ich habe es gerade vor zwei Stunden vom Kommissar erfahren. Berichten Sie dem aufgeblasenen Inspektor von Pawsey recht höflich, daß er in dieser Angelegenheit nichts zu sagen hat.«
    Super fuhr auf seinem alten Motorrad nach Hill Brow. Er war erstaunt, als Elsons Diener die Tür öffnete und ihn einlud naher zu treten.
    »Mr. Elson erwartet Sie, ich werde Ihnen den Weg zu seinem Zimmer zeigen.«
    Sie stiegen die breite, eichene Treppe empor und gingen dann über einen Korridor, der mit roten Teppichen ausgelegt war, zu einem Zimmer, das am Ende des Ganges lag. Der Raum war als Wohnzimmer möbliert. Man konnte von hier aus weit das Land überschauen, ebenso die Fahrstraße, auf der sich etwaige Besucher dem Hause nähern mußten.
    Elson hockte zusammengekauert in böser Stimmung in einem Lehnsessel. Er war unrasiert, und seine Schuhe waren dick mit Straßenkot bedeckt. Auch wurde sein unangnehmes Äußeres durch ein langes Wundpflaster nicht gehoben, das von der Schläfe bis zum Kinn reichte. Als Super den Raum betrat, hielt Elson ein großes Glas in der Hand, das halb gefüllt war. Eine offene Whiskyflasche stand in Reichweite auf dem Tisch vor ihm.
    »Treten Sie näher, Minter«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Ich möchte Sie gerne sprechen. Was ist das für eine Geschichte, daß Hanna Shaw ermordet worden sein soll? Ich habe in den Sonntagszeitungen gesehen .. .«
    »Wenn es in der Sonntagszeitung stand, dann möchte ich den Mann kennenlernen, der es schrieb«, meinte Super ruhig. »Wir haben den Mord erst heute morgen entdeckt.«
    »Ich habe es aber irgendwo gelesen . .. möglich auch, daß ich davon gehört habe«, sagte Elson und wies mit zitternder Hand auf einen Stuhl. »Nehmen Sie doch bitte Platz, ich werde Ihnen einen Whisky einschenken.«
    »Ich bin Abstinenzler von Geburt«, sagte Super.

Weitere Kostenlose Bücher