052 - Großfuß
Art, daß er jetzt noch obendrein behauptet, man habe ihn verbannt und beiseite gestellt. Er hat ausdrücklich darum gebeten und Lattimer mit sich genommen. Lattimer hat dasselbe Glück, daß ihm die Bearbeitung dieses Falles in den Schoß fällt.«
Es gehörte nicht zu Jim Ferrabys Pflichten, dem Polizeipräsidenten alles zu erzählen, was er über Lattimer wußte. Er hatte es Super mitgeteilt, und das war genug. Aber es war verständlich, daß er wenigstens eine Frage wegen des Vorlebens des Sergeanten stellte.
»Ich weiß wenig von ihm. Er hat eine gute Erziehung genossen und hat ausgezeichnete Verbindungen.«
Lattimer interessierte den Polizeipräsidenten wirklich nicht, und er kam nun direkt auf den Grund seines Besuches zu sprechen.
»Super hat mir mitgeteilt, daß auch Sie kurz nach dem Mord in Pawsey waren. Wir hatten gestern eine Konferenz in Scotland Yard, und ich muß zugeben, daß wir alle sehr überrascht sind, Die großen Fußabdrücke sind nicht das Sonderbarste an dem Fall, denn sie führen nur zu dem Hause hin - Super hat sie fotografiert, und die Abzüge kamen gestern abend an. Hier sind die Resultate, ich wäre sehr froh, wenn Sie sie nachprüfen würden.« Er zeigte auf die Bilder.
»Das Haus war verschlossen, als Sie Sonnabend vor Mitternacht dort ankamen, und Lattimer war seit einigen Stunden dort auf Posten. Er hatte auch das Haus genau untersucht und bestätigt Supers Angabe, daß das Vorhängeschloß außen an der Tür befestigt und sie außerdem noch verschlossen war. Die Tür auf der Rückseite des Hauses war von innen zugeriegelt. Die Fenster waren geschlossen, die Rolläden heruntergelassen und befestigt, und die Versuche, die man gestern abend auf unser Ersuchen angestellt hat, haben deutlich bewiesen, daß es unmöglich war, durch eines der Fenster in das Haus zu gelangen. Der Kamin ist zu schmal, um einen normalen Mann durchzulassen. Und bis jetzt konnten wir keinen anderen Eingang zu dem Haus entdecken. Kurz vor Mitternacht kommt Miss Shaw in einem alten Auto an. Sie hält vor der Haustür, nimmt das Vorhängeschloß ab, schließt die Tür auf und geht hinein. Dann verschließt oder verriegelt sie die Tür hinter sich. Super versuchte, die Tür zu öffnen, als er den Wagen besichtigte, und stellte fest, daß sie geschlossen war. Zehn bis fünfzehn Minuten später kommt Miss Shaw aus dem Haus, schließt die Tür wieder ab und fährt weg.
Hier eine wichtige Tatsache, die man im Auge behalten muß, Ferraby. Wenn Miss Shaw früher am Tage mit einem Begleiter gekommen wäre, dann wäre es ja möglich, daß sie ihn eingeschlossen hätte, obgleich das ein ungewöhnlicher und verdächtiger Umstand wäre. Aber sie war den ganzen Tag über nicht dort, und die Ortspolizei hat überzeugende Beweise, daß kein Mann auf dem Grundstück verborgen war, ehe Lattimer ankam. Am Abend vor dem Mord kam ein Polizist, der diese vereinsamten Häuser überwacht, an Beach Cottage vorbei, stieg von seinem Rad und untersuchte wie gewöhnlich die Haustür. Das ist angeordnet worden, weil Vagabunden und anderes Gesindel gelegentlich in solche verlassene Villen einbrechen. Der Mann hatte einen Landstreicher bemerkt, der auf einer der oberen Klippen entlanglief. Er wandte deshalb eine Vorsichtsmaßregel an. Wie Sie wissen, haben die Polizeipatrouillen kleine Holznägel bei sich, an denen ein schwarzer Faden befestigt ist. Hiermit wird die Türöffnung verspannt, die einem Einbruch ausgesetzt ist. Man befestigt Stifte so unauffällig in Ritzen oder Spalten, daß sie nur von Leuten entdeckt werden können, die wissen, daß sie vorhanden sind.
An dem Abend, an dem der Mord geschah, kam der Polizist kurz vor Sonnenuntergang wieder an dem Haus vorbei. Lattimer hatte seinen Wachtposten schon bezogen. Der Mann machte an der Tür von Beach Cottage halt und sah, daß der Faden unversehrt war. Es war also niemand durch die Haustür gegangen, sonst wäre der Faden zerrissen.«
Jim nickte.
»Das wirft also meine Theorie um, daß der Mörder schon in dem Haus verborgen war.«
»Ja. Hören Sie weiter. Miss Shaw kommt aus Beach Cottage heraus, fährt die Straße entlang, den Hügel hinauf und verschwindet. Ihr Wagen wird später oben in den Klippen gefunden, ihr Regenmantel und ihr Hut werden von einem Polizeibeamten entdeckt, sie hängen an einem Strauch in halber Höhe der Klippe.«
»Wann war das?« fragte Jim erstaunt.
»Diesen Morgen. Ich hörte gerade davon, ehe ich Scotland Yard verließ. Unsere augenblickliche
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