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052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Kavallerie gedient.
    Elfa hatte kaum Freundinnen und nur einige wenige Bekannte. Sie ermutigte die Leute, die sie besuchten, nicht, wiederzukommen. Aber Super hatte ein gewisses Vorrecht bei ihr erlangt, und als das Dienstmädchen ihr am Montag nachmittag seine Karte brachte, sandte sie hinunter, um ihn hereinzubitten, Super stieg die drei Treppen hinauf und trat in den hübschen Wohnraum. Er hielt den Hut in der Hand, und auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, das jeden erschreckt hätte, der ihn nicht kannte.
    »Ich werde alt«, sagte er, als er seinen Hut auf das Klavier legte. »Ich kann mich noch deutlich auf die Zeit besinnen, wo ich diese Treppe mit sechs Schritten genommen hätte.«
    Sie konnte aus seinem Betragen nicht schließen, ob er gekommen war, ihr neue Nachrichten zu bringen oder weiter über diesen geheimnisvollen Großfuß bei ihr nachzuforschen. Vielleicht verriet die Art und Weise, wie er sein Gespräch begann, das so ziellos und sprunghaft schien, doch eine bestimmte Absicht und gehörte zu seinem System, die Leute auszufragen. Sie dachte es sich und war damit nicht weit von der Wahrheit entfernt.
    »Sie haben ein hübsches Zimmer, Miss Leigh; es ist wirklich nett eingerichtet. Wenn Sie sagten, daß ich Platz nehmen solle, würde ich es tun. Aber wenn Sie sagten: Minter, Sie können rauchen, dann würde ich es nicht tun - nämlich nicht die Sorte Tabak, die ich gewöhnlich rauche.«
    »Sie können beides — sich niedersetzen und rauchen«, sagte sie lachend. »Die Fenster sind weit offen, und ich habe den Geruch von Tabak sehr gern. Auch bin ich nicht wählerisch in den Sorten.«
    »Man kann aber sehr daran zweifeln, ob das, was ich rauche, überhaupt Tabak genannt werden kann«, sagte Super und füllte seine Pfeife aus einem alten Tabaksbeutel. »Manche sagen so und manche anders. Ich nenne es Tabak ... Spielen Sie Klavier, Miss Leigh?«
    »Ja, manchmal spiele ich«, sagte sie belustigt.
    »Das gehört doch zur guten Erziehung, und niemand ist gebildet, der nicht Klavier spielen kann. Grammophon spielen ist leicht. Haben Sie die schlechte Nacht nun überwunden?«
    Sie nickte.
    »Wenn ich auf der Klippe im Regen gelegen hätte, wäre ich tot«, sagte er. »Aber Sie sind noch jung und haben nichts abbekommen als Rheumatismus.«
    »Ich habe nicht einmal Rheumatismus!«
    »Aber Sie werden ihn bekommen. Sie haben sich Rheumatismus geholt - Sie merken es nur noch nicht, das kommt erst in zwanzig Jahren.«
    Er setzte sich nicht nieder, sondern wanderte im Zimmer umher und sah sich die Bilder an.
    »Hübsche Bilder - sind doch wohl Originale, Miss Leigh?« Als sie lachend bejahte, fuhr er fort: »Das kann man eigentlich nie unterscheiden. Ich habe gedruckte Reproduktionen gesehen, die gerade so gut aussahen wie handgemalte Bilder, manchmal sogar noch besser. Sie malen sicher selbst?« Er zeigte auf eine Aquarellandschaft.
    »Nein, das Bild stammt von einem großen französischen Künstler«, entgegnete sie.
    »Die Franzosen haben es doch weg, so etwas zu machen. Und es ist doch nur eine bestimmte Fertigkeit, die richtigen Farben an die richtige Stelle zu setzen. Das kann jeder, der darin unterrichtet ist. - Sie haben eine ganz hübsche Bibliothek.«
    Er besah sich die Bände, die drei lange Bücherregale füllten.
    »Haben Sie nichts über Anthropologie? - Von der Krankheit sind Sie also noch nicht befallen? Oder vielleicht haben Sie etwas über Psychologie? Ich sehe auch kein einziges Buch über Verbrechen.«
    »Ich interessiere mich nicht sehr für Verbrechen«, sagte Elfa. »Das hier waren die Bücher meines Vaters.«
    Er nahm einen Band heraus und blätterte langsam darin.
    »Er fiel im Krieg. Ich bin ihm einmal begegnet.«
    »Meinem Vater?« fragte sie schnell.
    Er nickte.
    »Ja, einer seiner Angestellten im Büro stahl Geld - er hatte bei den Rennen gewettet -, und ich wurde gerufen. Er war ein sehr schöner Mann - ich meine, Ihr Vater.«
    »Er war der beste Mann auf der Welt«, sagte Elfa ruhig.
    Super nickte beifällig.
    »Ich höre es gern, wenn die Kinder so von ihren Eltern sprechen. Heute ist das leider anders. Immer, wenn ich heutzutage Kinder schlecht von ihren Eltern reden höre, freue ich mich, daß ich nicht geheiratet habe.«
    »Sie sind Junggeselle?«
    »Ich? Ja. Ich habe nur einmal in meinem Leben einen Roman erlebt, und das war nicht einmal eine Liebesgeschichte. Es war eine Witwe mit drei Kindern, aber sie war temperamentvoll, genauso wie ich. Und in einem Haus ist nun einmal kein

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