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052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihn? Er ist auch Amerikaner, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Er kann - richtig lesen und beinahe schreiben. Er hält sich eine Sekretärin für seine Korrespondenz, aber er selbst kann kaum schreiben.«
    »So?« fragte sie überrascht. »Ich glaubte, es gäbe fast niemand in Europa, der nicht lesen und schreiben könnte.«
    »Er ist in gewisser Weise ein Niemand«, sagte Super.
    Ein paar Minuten später ging sie aus dem Zimmer, um Tee zu bestellen, und als sie zurückkam, fand sie ihn wieder am Bücherschrank.
    »Lieben Sie Bücher sehr?«
    »Bücher zum Lesen liebe ich sehr«, gab er zu. »Bücher zum Studieren sind für mich soviel wie Masern, Scharlach und alle diese berüchtigten Krankheiten.« J. K. L. las er auf dem Vorsatzblatt eines Buches. »Das war Ihr Vater, Miss Leigh?«
    »Ja, das ist der Name meines Vaters - John Kenneth.«
    »Ein schöner Mann«, sagte Super nachdenklich. »Nicht die Art, die sich Feinde macht.«
    »Nein, er hatte keinen Feind auf der Welt«, sagte sie. »Jeder liebte ihn.«
    »Das wird man niemals über mich sagen. Eine Liste der Leute, die mich nicht lieben, würde diesen Band füllen, Miss Leigh. Und dann würde noch genug Papier übrig sein, das Zimmer damit zu tapezieren. Alles nur«, fügte er bescheiden hinzu, »aus Eifersucht der anderen über meine Genialität. Merken Sie sich das, Miss Leigh: Wenn ein Mensch nicht beliebt ist, so kommt das von der Eifersucht. Und wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie den Menschen selbst, er wird es Ihnen bestätigen.«
    »Ich glaube, Sie sind gar nicht so unbeliebt«, sagte sie, als sie den Tee einschenkte.
    »Ich bin es nicht, aber ich bin im Begriff, es zu werden«, meinte er düster. »Passen Sie nur auf, ich bin dabei, einer der unbeliebtesten Menschen bei der Polizei zu werden - und zwar bald.«

16
    Als Super sich verabschiedete, erzählte er Elfa, daß er zu seinem Revier zurückginge. Er erlaubte sich dabei eine Unwahrheit, die in seinen Augen gerechtfertigt war. Er verbrachte eine unangenehme Zeit im Polizeipräsidium, wo ihn seine Chefs interviewten. Aber das Mißvergnügen war hauptsächlich auf ihrer Seite. Im Verlauf von zwei Stunden zerstörte er im allgemeinen und im besonderen mindestens zweiundzwanzig Theorien und Nebentheorien und tat das mit solchem Wohlgefallen an boshaften Bemerkungen und Illustrationen, daß selbst der Polizeipräsident froh war, als sich die Tür wieder hinter Super schloß.
    Er verließ Scotland Yard und ging in ein schönes Kino, nicht weil ihn das Programm anzog, sondern weil ihn an diesem Zufluchtsort kein Licht ins Gesicht schien, denn er schlief am besten in der Dunkelheit. Zwei Stunden lang saß er zusammengekrümmt in einem Stuhl, sein Kopf ruhte auf der Brust, seine Arme waren verschränkt. Die halsbrecherischen Kunststücke beliebter und hochbezahlter Artisten zogen an seinem dämmernden Bewußtsein vorüber. Männer vollbrachten waghalsige Taten, kriegerische Helden übersprangen gähnende Abgründe, schöne Mädchen wurden aus schrecklichen Gefahren befreit; aber Super schlief, bis ein Platzanweiser seine Schulter berührte und ihn fragte, ob er gütigst aufstehen wolle, um eine starke Dame vorbei zu lassen. Erfrischt ging er in das Theaterrestaurant, trank schnell hintereinander drei Tassen Kaffee, aß ein Paket Keks und ging wie neugeboren von dannen.
    Sein Ziel war Fregetti. In bezug auf Exklusivität hatte dieses Lokal nichts vom Ritz-Carlton oder anderen noch so prachtvollen Restaurants zu befürchten. Fregetti liegt in einem unansehnlichen Viertel, an dem unteren Ende der Portland Street, aber unter Feinschmeckern gilt es allgemein als das beste Lokal Londons.
    Super nahm an einem Tisch Platz und wartete. Wagen auf Wagen hielt vor dem Glasdach, und elegant gekleidete Damen und Herren stiegen aus. Es war schon Viertel nach neun, als ein Auto vorfuhr, das die beiden Männer brachte, auf die Super wartete. Der erste war Elson. Er war im Gesellschaftsanzug und trug auf dem Hinterkopf einen glänzenden Zylinder, der ihm irgendwie nicht zu passen schien. Ein eleganter Herr folgte ihm. Er wartete, bis Elson den Chauffeur bezahlt hatte, und verschwand dann hinter den Glastüren des Restaurants. Super sah befriedigt aus.
    »Ich hoffe, Sie freuen sich auf das Essen, Lattimer«, sagte er vor sich hin. »Sie sehen sehr rüstig aus für einen müden Mann!«
    Lattimer schlenderte durch den Palmengarten in das Halbdunkel des Restaurants. Außer der gedämpften Beleuchtung in den Wandleisten erhellten nur

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