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052 - Invasion der Toten

052 - Invasion der Toten

Titel: 052 - Invasion der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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diesem Outfit verstecken wollte. Aiko zoomte automatisch auf Normalsicht zurück und stoppte, als er das Gemälde erreichte.
    Die Malerin drehte sich nicht zu ihm um. Aiko widerstand der Versuchung, den Gleiter näher an das Gerüst zu lenken.
    Er wollte nicht aufdringlich erscheinen.
    Obwohl ihn die Frau weitaus stärker interessierte, ließ er seine Augen über das halbfertige Gemälde wandern.
    Es zeigte zwei auf Wolken gebettete Männer, die ihren Arm ausstreckten und sich mit den Zeigefingern berührten.
    »Bist du die Malerin?«, fragte er, um das Schweigen zu brechen.
    »Nein«, drang es unter der Löwenmähne gereizt hervor. »Ich bin Gauklerin und übe für meine neue Jonglage-Nummer.«
    Bei diesen Worten ließ sie einen Pinsel durch die Luft wirbeln und fing ihn geschickt am Stiel wieder auf. Nicht gerade der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, aber immerhin hatte er ihre Aufmerksamkeit erlangt. Sie wandte Aiko den Kopf zu und ließ ihre kristallblauen Augen kalt genug aufblitzen, um ein Dutzend Männer zum Frösteln zu bringen.
    Der Cyborg gab sich unbeeindruckt.
    »Hätte mich auch gewundert, wenn du dich für Die Erschaffung Adams interessieren würdest«, stichelte er süffisant.
    »Du stehst bestimmt mehr auf blutige Schlachtengemälde, oder?«
    Plötzlich hatte er ihre volle Aufmerksamkeit.
    »Du kennst dieses Motiv?«, fragte sie ungläubig.
    Aiko warf einen prüfenden Blick auf seine Fingernägel, obwohl er wusste, das sie keiner Reinigung bedurften. »Wohl das bekannteste Bild, das Michelangelo gemalt hat«, spulte er lässig ab.
    »Schmückte die Decke der Sixtinischen Kapelle und war, wie der Großteil seiner Gemälde, eine Auftragsarbeit des Vatikan. Er selbst sah sich eher als Bildhauer, aber die Miete musste eben auch schon im sechzehnten Jahrhundert bezahlt werden.«
    Die Malerin gab sich keine Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. Die Chance, jemanden in El'ay zu finden, mit dem man über Michelangelo sprechen konnte, war vermutlich geringer als einen Bellit beim Eierlegen zu beobachten. Verlegen strich sie durch ihr Haar und brachte dabei die silbernen Ohranhänger zum Klingeln.
    Sie schien zu bedauern, dass sie den Fremden so harsch angefahren hatte.
    Das war der Moment, sich großmütig zu zeigen.
    »Ich heiße Aiko«, stellte er sich vor.
    »Freut mich, dich kennen zu lernen. Deine Bilder sind mir schon häufig aufgefallen.«
    »Mein Name ist Brina«, erwiderte sie und streckte die Rechte aus. Sie umfassten ihre Handgelenke mit kurzem aber festen Druck, wie es in El'ay zur Begrüßung üblich war. So hatten es schon einst die Römer gemacht. Alles kam irgendwann einmal wieder. Niemand wusste das besser als ein Unsterblicher.
    Brina nutzte seine abschweifenden Gedanken, um den Gleiter näher in Augenschein zu nehmen, die windschnittige Front und das wuchtige Heck mit den leise summenden Antriebsdüsen. Spätestens jetzt erkannte sie wohl, dass er keiner der üblichen Kerle war, die sie während der Arbeit vollquatschen wollten.
    Schlagartig hellten sich ihre Züge auf.
    »Der fliegende Käfer ohne Beine«, sagte sie, aufgeregt auf sein Gefährt deutend.
    »Ich habe davon gehört. Du bist der LoBot, der als Söldner für Fong arbeitet.«
    Aikos Lächeln vereiste. »Ich bin weder Fongs Söldner noch einer der Roboter, die hier vor Jahren für Unmut gesorgt haben«, antwortete er bitter. »Solche Gerüchte sind also der Dank dafür, dass ich geholfen habe, Thorntons Macht über die Besucher des Cinemaa zu brechen.«
    Seine bionischen Implantate, auf die sich das Geschwätz des Mietstallbesitzers bezog, verschwieg er wohlweislich.
    Das Gespräch lief schon schlecht genug.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte sich Brina.
    »Ich wollte dich nicht kränken.«
    Seufzend legte sie den Pinsel zur Seite und ließ sich auf dem wackligen Brett nieder, das auf zwei einfachen Holzböcken ruhte. Sie starrte einen Moment auf ihre frei baumelnden Beine, bevor sie fortfuhr: »Du musst entschuldigen, aber ich bin heute kein guter Gesellschafter. Eine Freundin von mir ist spurlos verschwunden, und als ich mit meiner Arbeit fortfahren wollte, musste ich feststellen, dass jemand daran herumgepfuscht hat.«
    Sie deutete auf ein krakeliges Symbol, das Adams Brust verunzierte. Ein stilisierter Totenkopf. Vermutlich ein Gangzeichen, denn die Schmiererei prangte überall an den umliegenden Fassaden.
    Dass jemand extra auf das Gerüst geklettert war, um ihr Bild auf diese Weise zu entstellen, schien sie zu

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