Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
052 - Invasion der Toten

052 - Invasion der Toten

Titel: 052 - Invasion der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
verletzten.
    Aiko bedauerte seine heftige Reaktion.
    Er hatte Brinas abweisende Haltung sofort persönlich genommen, anstatt zu bedenken, dass sie vielleicht selbst von Sorgen gequält wurde.
    »Was ist mit deiner Freundin geschehen?«, fragte er.
    Brina ließ sich nicht lange bitten. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie lieber mit jemandem reden als malen wollte. So erzählte sie von Meiks nächtlicher Begegnung mit Jiina und den leeren Gräbern, die sie später entdeckt hatten. Erst am Ende ihrer Schilderung fügte Brina hinzu, dass die Schatten hinter den mysteriösen Leichendiebstählen stecken sollten. Dabei fixierte sie Aiko mit festen Blick, darauf gespannt, wie er reagieren würde.
    »General Fudohs Ninja-Garde!« Er zog jede einzelne Silbe in die Länge, um seiner Verachtung Ausdruck zu verleihen.
    »Denen ist in der Tat jede Schweinerei zuzutrauen.«
    »Fongs Männer behaupten, dass die Japse geschlagen wären«, hakte Brina nach.
    Fong? Was weiß der alte Sack schon?
    Der hat doch draußen gestanden, während Aruula und ich die Kastanien aus dem Feuer geholt haben. Aiko unterdrückte die Wut, die in ihm aufstieg.
    Eigentlich konnte er dem Mietstallbesitzer und seinem Geheimbund keine Vorwürfe machen. Die meisten Menschen in El'ay befanden sich auf einem niedrigeren Entwicklungsstand als Fudoh oder Thornton. Für sie musste es schwierig sein, die Ereignisse am Arco Plaza richtig einzuschätzen. Seine Stirn legte sich in Falten, während er überlegte, wie viel er an Brina preisgeben konnte, ohne sie in Verwirrung zu stürzen.
    »Die meisten Schatten sind vor der Erstürmung des Hochhau… des Turmes geflohen«, verbesserte Aiko sich. »Es ist gut möglich, dass sie noch aktiv sind.«
    »Also doch«, nickte sie entschlossen.
    Die Aussicht auf eine Konfrontation mit den Schatten schien Brina nicht zu ängstigen.
    Im Gegenteil. Sie wirkte erleichtert, weil der Schrecken damit ein fassbares Gesicht bekam.
    »Nimm das lieber nicht auf die leichte Schulter«, warnte er sie. »Diese Ninja sind hartgesottene Gegner. Vielleicht sollte ich besser mitkommen, wenn ihr euch auf die Lauer legt. Ich habe einige Erfahrung mit diesen Kerlen.«
    Brinas Augen leuchteten auf. »Das würdest du tun?«, fragte sie erstaunt, als hätte sie nie im Leben mit diesem Angebot gerechnet. Aiko nahm ihr das nicht ganz ab, dazu hatte sie seine alten Gegner zu geschickt ins Spiel gebracht. Aber wer konnte ihr schon verübeln, dass sie sich der Hilfe eines erfahrenen Kämpfers versichern wollte? Außerdem hoffte er sie auf diese Weise näher kennen zu lernen.
    Mit einer knappen Geste deutete er an, dass seine Unterstützung eine Selbstverständlichkeit wäre. Das wiederum quittierte Brina mit einem wissenden Lächeln über seine wahren Motive. Nicht nur hübsch, sondern auch verdammt intelligent.
    Sie gefiel ihm immer besser.
    »Wie wärs, wenn wir auf ein Schale heißen Wein zu mir gehen?«, schlug Brina vor. »Ich bekomme heute sowieso keinen Pinselstrich mehr hin.«
    »In Ordnung«, stimmte er begeistert zu. »Steig hinten ein. Ich nehme dich mit.« Er deutete auf den freien Rücksitz des Gleiters.
    Die Aussicht, auf dem flügellosen Käfer mitzureiten, war ganz nach Brinas Geschmack. »Na endlich«, neckte sie ihn.
    »Ich dachte schon, du fragst mich gar nicht mehr.«
    Aiko errötete. Vorsichtig rangierte er den Gleiter direkt neben das Gerüst. Brina packte ihre Malutensilien in Windeseile zusammen und sprang auf den Sitz.
    Ihr Kummer schien mit einem Mal verflogen.
    Sie klopfte Aiko ausgelassen auf die Schulter und jauchzte: »Los gehts!«
    Der Cyborg beschleunigte.
    Der Nachmittag in der St. George Cathedral verging wie im Flug. Brina zeigte ihm zerfledderte Kunstbildbände, die sie unter den abenteuerlichsten Umständen aus alten Museen und Bibliotheken geborgen hatte. Ihr Wissen um die Vergangenheit war außergewöhnlich groß, aber durch die Vorstellungswelt dieses barbarischen Zeitalters geprägt. Aiko rückte einige Dinge ins rechte Licht, hielt sich jedoch an anderen Stellen zurück, um nicht wie ein ewiger Besserwisser zu klingen. Brina hörte ihm begeistert zu, wenn er die Lücken in ihrem Wissen füllte.
    Beide genossen es, auf der gleichen Wellenlänge zu schwingen, doch je trüber das Licht durch die zersprungenen Buntglasfenster fiel, desto einsilbiger wurden das Gespräch. Es war die Spannung, die ihre Zunge lahmte. Die Spannung vor dem, was sie nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Friedhof erwarten mochte.
    ***
    »Da,

Weitere Kostenlose Bücher