0520 - Ich jagte das Hexen-Trio
wurde etwas verlegen. »Nun ja… ahm … dann gefällt es dir also hier?«
»Toll ist es.«
Mauro und seine Frau hatten sich bei der Einrichtung wirklich Mühe gegeben. Sie war auch originell, denn die weißen Tische und Stühle standen auf einem pechschwarz gestrichenen Fußboden, der leicht glänzte. Die Beleuchtung war ebenfalls gut. Man brauchte sein Geld nicht erst zu suchen.
Im Laufe der Zeit trafen mehrere Gäste ein. Zumeist junge Leute, die Pizza bestellten und sie auch mit nach Hause nahmen. In der Küche arbeitete Mauros Frau, das wußte ich. Sie war eine kleine, quirlige Person mit dem Temperament einer Neapolitanerin.
Unsere Suppe wurde serviert. »Vorsicht, die Herrschaften. Sie ist sehr heiß. Meine Gina hat sie frisch zubereitet. Nur bestes Gemüse, nichts aus der Dose.«
»Danke.«
Julie konnte ich nicht einmal einen guten Appetit wünschen. Sie sah die Suppe und aß sie mit einem wahren Heißhunger, wobei sie auch das dazugelegte Weißbrot nicht vergaß. Es war leicht angeröstet und mit Knoblauchbutter bestrich worden.
Es schmeckte dem Mädchen hervorragend. Mein Appetit kam ebenfalls beim Essen, so daß ich froh war, noch den Schinken mit der Melone bestellt zu haben.
Mauro freute sich, daß es uns schmeckte. Mein Kompliment wollte er an Gina weitergeben.
Zuerst kam Julies Schnitzel. Es waren ja zwei. Sie lagen auf einem hellen Nudelberg und waren von einer Tomatensoße umgeben.
Mauro servierte geschickt. Da bekam man beim Zusehen schon Hunger.
»Iß ruhig weiter«, sagte ich, weil ich sah, daß Julie zögerte. »Ich bin gleich an der Reihe.«
Auch mein Gericht wurde gebracht. Der hauchdünn geschnittene Parmaschinken leuchtete mir hellrot und weiß entgegen. »Meine Schwiegermutter hat ihn geschickt«, erklärte Mauro. »Er ist hervorragend.«
Das waren auch die Melonen. Ich schmeckte ihre Frische. Julie und ich waren beide zufrieden, bis zu dem Augenblick, wo die beiden Männer das Lokal betraten.
Ich hatte nicht auf sie geachtet und sah sie eigentlich erst, als sie an der Theke standen, weil sie die einzigen Gäste dort waren und sich ziemlich schweigsam verhielten.
Mauro war in der Küche gewesen. Als er sie verließ und die dunkelhaarigen Gäste erblickte, blieb er stehen, als wäre er irgendwo vorgelaufen. Dieses abrupte Stoppen war nicht normal.
Ich ließ mein Besteck sinken und konzentrierte mich auf die Szene an der Theke. Natürlich wußte ich von der Mafia, die, aus Italien gesteuert, sich an Landsleute mit Geschäften heranmachte und Schutzgeld erpressen wollte.
»John…« Julies Stimme riß mich aus meinen Gedanken.
»Was ist denn?«
»Es wird bestimmt bald Ärger geben«, sagte sie. »Wir werden Mauro helfen müssen oder ich…«
»Du?«
Sie nickte.
Ich schaute sie mir genauer an. Mein Blick glitt über ihr Gesicht und blieb an den Augen haften. Sie hatten sich verändert. Zumindest ihr Blick. Es war nicht mehr der eines jungen Mädchens. Er hatte sich stark verändert. Julie schaute wie eine Erwachsene. Man konnte vor der Kälte in den Augen erschrecken.
Hatte sie nicht gesagt, sie besäße das Zweite Gesicht? Möglicherweise stand die Veränderung des Augenausdrucks damit in einem unmittelbaren Zusammenhang.
Meine Hand bewegte sich über den Tisch. Ich faßte nach Julies Fingern. »Mädchen, was ist mit dir? Was spürst du?«
»Die Männer da vorn haben etwas Böses vor. Ich merke es genau. Sie sind gekommen, um zu zerstören. Sie werden Mauro und seiner Frau keine Chance lassen.«
Ich nickte. »Aber was willst du…?«
»Mir hat das Essen sehr gut geschmeckt.« Sie sagte den Satz völlig aus dem Zusammenhang. »Dafür werde ich mich auf meine Art und Weise bedanken.«
Einer der Typen löste sich von seinem Platz. Er schien auch Italiener zu sein, jedenfalls sah er südländisch aus. Unter dem Leder seiner Jacke zeichneten sich deutlich die großen Muskelpakete ab.
Außer uns befanden sich noch zwei andere Paare im Lokal. Der Mann ging auf die beiden zu. Sie saßen an einem Tisch. Er beugte sich zu ihnen herab und flüsterte einige Worte.
Die vier standen auf und gingen, ohne die Rechnung beglichen zu haben. Ihr Essen ließen sie stehen.
Ich hatte derweil zu Mauro geschaut. Der junge Italiener stand hinter der Theke und sah so bleich aus, als wäre sein Gesicht frisch gekalkt worden. Die Angst hielt ihn fest.
Beobachtet wurde er von dem zweiten Ankömmling. Er war schmaler als der Lederjackenträger und besaß ein Raubvogelprofil, das ich von
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