0520 - Ich jagte das Hexen-Trio
erging es mir nicht anders. Obwohl ich nicht allzuweit von der Straße entfernt war, kam ich mir vor, wie auf einer riesigen Insel stehend. Das Gelände lag brach da, es war flach und menschenfeindlich.
Ich setzte die ersten Schritte und war froh, nicht tief einzusinken.
Der braune Wintergrasteppich hielt mein Gewicht aus. Zudem war auch Julie den Weg in Richtung Wald gegangen, ohne daß ihr etwas passiert wäre.
Ich orientierte mich an ihren Fußabdrücken, die ich deutlich sah.
In einigen hatte sich schon dunkles Sumpfwasser gesammelt, aber der Boden blieb gleichermaßen fest.
Der Wald stand vor mir, als hätte jemand die Bäume einfach dorthin gestellt. Die meisten wuchsen krumm, andere wiederum höher.
Ihr Geäst hatte sich ineinander verklammert. Auf manchen Ästen hatten Krähen und Raben ihre Plätze gefunden. Sie glotzen neugierig zu mir herunter.
Nahe des Waldes veränderte sich die Beschaffenheit des Bodens.
Zwar wuchs noch immer das Gras, aber die Moose und Flechtengewächse, die im Frühling und Sommer blühten, bildeten jetzt den eigentlichen Teppich. Auch sperriges Unterholz, überragt von Farnblättern, wuchs zwischen den Bäumen.
Ich tauchte hinein.
Der Wald nahm mich auf. Er wuchs auf einem nicht mehr so flachen Gelände. Hügel und kleine Mulden wechselten sich miteinander ab. Auf dem Boden lag noch das braune Laub vom Herbst. Es war zusammengepappt und knirschte nicht einmal, als ich darüber hinwegschritt. Unter dem Laub verborgen lagen zahlreiche, vom Wind abgerissene Zweige, die sich durch den Druck meiner Füße in den Boden schoben.
Es war nichts zu hören. Der Wald schwieg. Zwischen den Stämmen sah ich noch die letzten Nebelreste des frühen Morgens. Es war alles sehr still und auch irgendwie unheimlich.
Vor einer Mulde blieb ich stehen. An ihrer tiefsten Stelle schimmerte dunkles Wasser. Ich dachte darüber nach, wo sich Julie wohl hingewandt haben könnte, denn Spuren, wie vor dem Wald entdeckte ich hier nicht. Sie und das gespenstische Trio schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Sehr wohl war mir nicht, als ich mich umschaute und nach einer Lücke suchte, sie aber nicht fand.
Es war einfach wie verhext. Hinzu kam, daß ich mich in der Umgebung nicht auskannte, ich war einfach zu fremd, und dieser verdammte Wald konnte mir auch keine Antwort auf meine Fragen geben.
Ich umrundete die Mulde. Von der Straße her vernahm ich das Brummen eines Automotors. Das Geräusch kam mir vor, als wäre es in einer anderen Welt aufgeklungen.
Stehenbleiben konnte ich hier auch nicht, so suchte ich mir den weiteren Weg. Die Mulde hatte ich rasch hinter mir gelassen und bewegte mich weiter in die Tiefe des Waldes hinein, der von einem Zelt der Stille umwoben wurde.
Plötzlich änderte sich dies.
Schreie klangen auf.
Schrill und krächzend, aber nicht von einem Menschen ausgestoßen. Julie konnte es nicht gewesen sein.
Ich hatte meine Schritte gestoppt und schaute mich um. Dabei drehte ich mich ziemlich schnell auf der Stelle, und das Geäst über mir wurde zu einem regelrechten Karussell.
Zweige wie braune Arme. Dazwischen die Lücken, darüber der graue Himmel ohne Sonne, und dann die beiden Gegenstände, die aus dem Grau in den Wald hineinfielen, noch gegen einen Stamm prallten und mit verdrehten Köpfen vor meinen Füßen liegenblieben.
Es waren zwei Vögel!
Raben, denen jemand den Hals umgedreht hatte. Jetzt wußte ich auch, wer diese Schreie von sich gegeben hatte.
Mir wurde noch kälter, als ich auf die Tiere starrte. Einige Federn segelten noch zu Boden.
Wer hatte die Tiere gekillt?
Ich blickte in die Höhe. Von dort waren sie schließlich gekommen.
Zuerst entdeckte ich nichts, bis ich schräg vor mir im Geäst eines Baumes eine fließende Bewegung erkannte.
Dort war jemand dabei, in die Tiefe zu klettern. Er rutschte den Baumstamm runter.
Obwohl mich der Blick des Mädchens gebannt hatte, kehrte meine Erinnerung doch zurück. Diese Person, die dort am Baumstamm in die Tiefe glitt, gehörte zu den drei Grandi-Schwestern.
Sie war noch ziemlich weit von mir entfernt, zudem konnte ich nicht auf direktem Weg zu ihr hinlaufen, ich mußte einen Bogen schlagen, aber das war kein Problem.
Leider kam ich auf dem Boden nicht so gut weg. Er war an einigen Stellen doch glatter, als er aussah, und die Hexe erreichte den Untergrund früher als ich den Baum.
Ich sackte etwas in den Knien ein, drehte mich noch, dann fuhr sie herum.
Ich hörte ihren wilden Schrei, der überging in
Weitere Kostenlose Bücher