0521 - Invasion der Ghouls
rothaarige Frau vor einer leuchtenden Kristallkugel.
Das konnte nicht sein!
Yalasa…?
Aber Yalasa war doch tot! Nicole hatte sie sterben gesehen, drüben in der toten Wüstenwelt. Getötet von der Hand eines ihrer Untertanen, und im Sterben hatte Yalasa Nicole, Zamorra und Rogier deNoe in die Welt Erde zurückversetzt!
Es gab Yalasa nicht mehr, wie es auch ihre Ghouls nicht mehr gab und auch nicht die Wüstenwelt, deren Mini-Universum den Wärmetod gestorben war.
Und doch hatte dieser Ghoul von Yalasa den Mordbefehl erhalten…, und zwar erst vor wenigen Stunden!
***
»Yalasa?« murmelte Zamorra den Namen, den er gerade gehört hatte. Das konnte aber nicht sein. Die Herrin der Ghouls war seit dreieinhalb Jahren tot. Sie hatte versucht, ihre Dienerrasse zur Erde zu bringen, war dabei aber gescheitert, und nach ihrem Tod waren die letzten Diener, die sich bereits auf der Erde befanden, verhungert, weil sie, auf sich allein gestellt, nicht in der Lage waren, Beute zu machen.
Zamorra verstand das nicht. Doch die Ghouls gaben ihm auf seine Fragen keine Antwort. Mit ihren Gesten machten sie ihm allerdings klar, daß seine Fragen ihnen lästig zu werden begannen.
Plötzlich erstarrten sie und schienen zu lauschen. Erhielten sie neue Befehle?
Es schien so. Gleich vier Ghouls kamen zu ihm, packten ihn an Armen und Beinen und hoben ihn vom Boden hoch. Sie hielten ihn fest und trugen ihn auf einen der beiden großen Gänge zu, in denen aufrechtes Gehen möglich war. Er konnte sich aus dem Griff dieser vier Gegner nicht befreien. Von ihren Armen floß Schleim auf Zamorra, selbst bei dem Ghoul, der über einen dichten braunen Pelz verfügte.
Die stinkende, klebrige Masse drang zwischen den Borstenhaaren hervor. Einem anderen der Leichenfresser tropfte Speichel aus dem Maul und zog lange Fäden. Offenbar konnte er es kaum erwarten, Zamorra tot zu sehen, um sich über ihn hermachen zu können.
Der Dämonenjäger gab sich keinen Illusionen hin. Er wußte zwar nicht, warum sie ihn hierher verschleppt hatten, aber sie würden ihn keinesfalls wieder lebend aus ihrem Reich entlassen. Schließlich war er ihnen wehrlos ausgeliefert; sie hatten alle Trümpfe in der Hand. Daß er noch lebte, konnte nur bedeuten, daß sie noch etwas mit ihm vorhatten.
Garantiert nichts, was ihm gefallen würde…
Zamorra schätzte, daß sie sich etwa fünfzig Meter weiter und zwei Meter tiefer bewegt hatten, als sie in eine noch größere Höhle kamen. Wie die erste, wurde auch diese von einem phosphoreszierenden Glimmer erhellt, der an den Wänden und der Decke haftete und dabei kleinere und größere Flecken bildete, die entsprechend viel oder wenig Licht erzeugten.
In der Mitte der großen Höhle entdeckte Zamorra einen Sockel, auf dem eine große, aus sich heraus leuchtende Kugel schwebte. Direkt vor der Kugel ließen seine Träger ihn einfach fallen. Er schaffte es zwar noch, sich zu drehen und einen Teil der Aufprallwucht abzufangen, aber es tat trotzdem höllisch weh.
Er wollte sich erheben, doch die Ghouls ließen es nicht zu. Einer knackte und pfiff etwas, das Zamorra mühsam als »Liegenbleiben« identifizierte. Immerhin - sie versuchten, eine menschliche Sprache zu lernen und anzuwenden!
»Was habt ihr jetzt mit mir vor?« wollte er wissen.
Aber er bekam erneut keine Antwort.
Langsam füllte sich die Höhle mit Ghouls. Zamorra gingen die Augen über. War er schon über die in der Zeitung erwähnte Zahl der Ghouls bestürzt gewesen, und hatte ihn die große Horde der Angreifer auf dem Lyoner Friedhof aus der Fassung gebracht, so bekam er jetzt regelrecht Angst. Er hatte sich nie vorstellen können, daß sich so viele der Leichenfresser an einem einzigen Ort versammeln könnten. Er hatte nicht einmal geahnt, daß es weltweit so viele von ihnen gab.
Dieser Aufmarsch sprengte jeden Rahmen und jedes Vorstellungsvermögen. Mehr und mehr von ihnen tauchten auf und nahmen im Kreis Aufstellung. Fünfzig, hundert, hundertfünfzig… Zamorra gab es auf, ihre Menge abzuschätzen.
Diese Armee konnte die Welt erobern.
Aber warum zeigten sie ihm diesen Aufmarsch?
Und warum tat das Amulett immer noch nichts?
***
Die Frau mit dem flammend roten Haar beugte sich über die zitternde Gestalt. Der Körper des Ghouls flimmerte, wurde von ständigen Entladungen überzogen. An manchen Stellen wurde er zeitweise durchsichtig. An anderen floß er auseinander und löste sich auf. Er hatte jegliche Kontrolle über seinen Zellenverband verloren, war
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