0521 - Invasion der Ghouls
nicht mehr er selbst, sondern nur noch eine variable Biomasse ohne Verstand und ohne Instinktverhalten.
Wertlos.
- Wie konn te das geschehen ? - fragte die Rothaarige.
- Er benutzte den Sternenstein des Menschen Zamorra. -
- Was geschah? -
- Sein Geist verließ ihn. Die Erde zitterte. Blaues Licht lähmte uns alle. Wir flohen, doch wir nahmen den Menschen Zamorra mit uns. Er wartet auf dich, Herrin. -
Die Rothaarige schloß sekundenlang die Augen. Der Ghoul hatte also den Kristall benutzt, ohne eine klare Vorstellung von dem zu haben, was er tat, ohne zu erkennen, daß der Dhyarra viel zu stark für ihn war! - Warum habt ihr den Menschen nicht sofort getötet? -
- Wir fürchteten uns, Herrin. Die Erde zitterte. Hier ist größere Sicherheit, und er ist wehrlos und kann nicht fliehen. -
- Wehrlos? - stieß die Rothaarige hervor. - Das kann ich nicht glauben. Es muß ein Trick sein. -
- Überzeuge dich, Herrin -, bat der Ghoul. - Wir alle haben uns versammelt, um den größten Feind der Schwarzen Familie von deiner Hand sterben zu sehen. -
Die Rothaarige sah den Berichterstatter nachdenklich an. Dann nahm sie den Dhyarra-Kristall aus der zerfließenden Hand des Zitternden. Sie überlegte, ob sie selbst den Sternenstein benutzen konnte. Sie würde seine Stärke erst ausloten müssen. Es wäre unklug, ein Risiko einzugehen. Wenigstens war der Dhyarra nicht auf Zamorras Bewußtsein verschlüsselt.
Sie deutete auf den Zitternden. - Er ist Nahrung -, entschied sie. - Bring mich zu Zamorra. -
***
Nicole mußte das Unfaßbare glauben. Yalasa, die in der anderen Welt gestorben war, existierte noch! Im telepathischen Verhör konnte niemand lügen, auch kein Ghoul. Er hätte sich höchstens abschirmen können. Selbst beim krampfhaften Versuch, an andere Dinge zu denken als an das, nach dem er gefragt wurde, wäre es nicht möglich gewesen, die Fakten auf Dauer zu verbergen.
Es wäre ihr leichter gefallen, an ein Überleben Yalasas zu glauben, wenn sie nicht selbst dabei gewesen wäre, als ein Ghoul-Diener seiner Herrin seine Hellebarde entgegengeschleudert und sie damit durchbohrt hatte.
»Wohin haben deine Artgenossen Zamorra verschleppt?« wollte sie wissen. Auch diesmal konnte sie Gedankenbilder erkennen. Enge unterirdische Gänge, die sich verzweigten, einander kreuzten und schließlich in einer größeren Höhle mündeten. Dort zeigte sich Yalasa wieder. Aber mit dieser Wegbeschreibung konnte Nicole nicht viel anfangen. Die Gedankenbilder des Ghouls waren verzerrt und glitten rasend schnell hin und her, außerdem orientierte er sich vorwiegend nach Gerüchen. Jeder der Gänge schien seinen eigenen Geruch aufzuweisen, und danach konnte Nicole sich wahrhaftig nicht richten. Sie brauchte schon eine bessere Wegweisung, um zu Zamorra zu kommen und ihm zu helfen, wenn er noch lebte.
»Es muß einen anderen Weg geben«, verlangte sie. »Einen, der sich auch oberirdisch nachvollziehen läßt. Damit könnte ich die Suche wesentlich verkürzen.«
Aber die Gedankenbilder des Ghouls verwirrten sich immer stärker. Nicole erkannte, daß auch er starb. Er hatte die Feuerhitze des Lasertreffers nicht verkraftet und löste sich auf, allerdings wesentlich langsamer als seine vom Elektroschock getroffenen Artgenossen.
Selbst wenn er zum Verräter hätte werden wollen, er würde Nicole nicht mehr führen können.
In diesem Augenblick schlang sich etwas um ihre Beine, kroch an ihr empor. Erschrocken fuhr sie herum. Eine gewaltige, fließende Zellmasse umquoll sie.
Sie hatte sich so sehr auf das telepathische Verhör dieses einen Ghouls konzentriert, daß sie die anderen, ebenfalls laserverletzten Leichenfresser nicht mehr beachtet hatte. Die waren auch ihrem fernen Ziel entgegengekrochen, und sie hatte in ihnen keine Gefahr mehr gesehen. Das rächte sich jetzt.
Sie hatte nicht einmal den Gestank wahrgenommen, der stärker geworden war, während die Unheimlichen sich ihr näherten. Ihr Geruchssinn hatte sich tatsächlich daran gewöhnt und filterte die Wahrnehmung automatisch aus. So war sie nicht gewarnt worden.
Auch »ihr« Ghoul raffte sich jetzt zu einem Angriff auf. Sie sah entsetzt, wie er sich aufrichtete und die Reste seiner Gestalt dabei endgültig ihre Form verloren. Sie konnte nicht mehr zurückweichen, als der Ghoul sich gegen sie warf, weil sie bereits bis zu den Oberschenkeln in der zähen, stinkenden Masse steckte. Die Ghouls gaben ihre Körperform auf, verschmolzen zu einem einzigen großen Zellklumpen und
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