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0522 - Der Zombie-Macher

0522 - Der Zombie-Macher

Titel: 0522 - Der Zombie-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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denn es gäbe noch einen anderen Interessenten.
    Mel Duncan nahm sich für den Rest des Vormittags frei. Er benutzte den Bus, um zu der angegebenen Adresse zu gelangen. Sein Auto war mit der Garage seines Hauses verbrannt, und er hatte bisher weder Zeit noch Lust gehabt, sich nach Ersatz umzusehen. Im Gegenteil, es begann Spaß zu machen, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Vor allem, wenn die Haltestelle direkt vor dem Ziel lag und man es genießen konnte, zuzuschauen, wie andere Verkehrsteilnehmer im Stau steckten und absolut nicht vorankamen.
    Zusammen mit Mel stieg eine junge, blonde Frau aus, die sich ebenso umsah wie Duncan, um dann auf dasselbe Haus zuzustreben, in dessen Vorgarten ein großes Schild mit der Aufschrift »For Sale« und der Telefonnummer von Thor Skys Firma stand. Sollte sie etwa…?
    Er sprach sie an. »Sorry, Lady - ich will nicht aufdringlich erscheinen, aber könnte es sein, daß wir beide den gleichen Besichtigungstermin haben?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Dieses Haus? Sie sind der andere Interessent, von dem Mister Sky sprach?«
    Er nickte. »Dann sind Sie der andere Interessent, sorry, die andere Interessentin, die er mir gegenüber erwähnte… Ich bin Mel Duncan.«
    »Susan Connors. Ich finde es nicht fair von Mister Sky, uns beide gleichzeitig hierher zu bestellen. Vielleicht will er uns gegeneinander ausspielen und dadurch den Preis in die Höhe treiben. Je mehr einer von uns für das Haus bezahlt, desto höher dürfte seine Provision ausfallen.«
    Duncan nickte. »Dem könnten wir aber entgegenarbeiten«, sagte er.
    »Und wie stellen Sie sich das vor, Duncan?«
    »Einer von uns könnte von Anfang an auf den Knauf verzichten. Oder wir verzichten beide und lassen ihn auflaufen. Oder…«
    »Was oder?«
    Er nagte an seiner Unterlippe. »Ich wage kaum, es Ihnen vorzuschlagen.«
    »Nur zu«, verlangte sie und sah ihn aus ihren tiefblauen Augen an. »Ich bin eine Menge Kummer gewöhnt.«
    »Wir kaufen gemeinsam und einigen uns später untereinander, wer es bekommt.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Sie meinen, wer Wohnzimmer und Hobbykeller bekommt, und wer Küche und Bett erhält?«
    »Unsinn.« Er räusperte sich.
    »Vielleicht gefällt Ihnen das Haus ja auch gar nicht«, sagte Connors. »Lassen wir uns einfach mal überraschen.« Sie warf einen Blick auf ihre schmale Armbanduhr. »Der Herr Makler geruhen sich zu verspäten. Eigentlich hätte er schon vor uns hier sein müssen. Der Bus hatte Verspätung - drei Minuten. Das bedeutet, daß wir eine Minute nach dem vereinbarten Termin hier waren. Und wo, zum Teufel, ist Mister Sky?«
    »Sie sind Perfektionistin, wie?« schmunzelte Duncan.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen«, erwiderte Connors trocken.
    »Vielleicht wurde Mister Sky aufgehalten. Ich schlage vor, daß wir uns das Haus schon mal aus der Nähe ansehen«, sagte Duncan. »Vielleicht ist die Tür offen. Wenn Sky eintrifft, haben wir uns möglicherweise schon entschieden.«
    »Wir? Uns?« echote Connors fragend. »Wenn sich hier jemand entscheidet, bin allenfalls ich das! Von ›wir‹ und ›uns‹ kann keine Rede sein.«
    »Nun beruhigen Sie sich doch«, sagte Duncan. Er ging voraus und stellte fest, daß die Haustür tatsächlich nicht verriegelt war. Wozu auch? In einem leerstehenden Haus gab es nichts, was man stehlen konnte.
    Er fragte sich, ob Susan Connors und er die beiden einzigen Interessenten waren. Eigentlich konnte er es sich nicht vorstellen. Auch vier Monate nach der Katastrophe gab es fast unverändert viele Menschen, die obdachlos waren und eine neue Bleibe suchten. Menschen, die wie er selbst nicht wiederaufbauen, sondern neu kaufen wollten. Das ging schneller. Sicher hatte nicht jeder das Geld dafür. Versicherungssummen deckten in den seltensten Fällen den Verlust wirklich ab, weil sich die meisten Versicherungsnehmer, um Prämien zu sparen, unterversichert hatten. Aber auch für die, die genug Geld ausbezahlt bekamen, war »neuer« Wohnraum fast unerschwinglich geworden, weil die feuerbedingte Verknappung die Preise explodieren ließ. Mel Duncan gehörte zu den Leuten, die sich einen Kauf auch zu den neuen, überhöhten Preisen leisten konnten.
    Nach ihm trat Susan Connors ein.
    Etwas an ihr faszinierte ihn. Ihm schien, als wäre es vollkommen normal, daß sie gemeinsam ein Haus betraten. Als müsse es einfach so sein. Jetzt und immer.
    Er glaubte ihre tiefblauen Augen wieder vor sich zu sehen und wußte plötzlich, daß Amor ihn voll erwischt

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