0524 - Er raubte die mordende Göttin
springende Löwen zeigte.
»Bitte…?« fragte Helen. »Kann ich … etwas für Sie tun? Kennen wir uns, oder weshalb starren sie mich so an.«
Die Orientalin bewegte die Lippen. Ihre Worte waren kaum zu verstehen, als sie sagte: »Bald wirst du tot sein…«
»Wie bitte?«
Die Fremde drehte sich um und ging davon. Helen wäre ihr gern nachgelaufen, nur war sie so schockiert und überrascht, daß sie einfach nicht den Mut fand, es zu tun.
Als sie sich gefangen hatte, war die Person bereits im Gewühl des Supermarkts verschwunden. Auch der Geruch drang nicht mehr in Helens Nase. Die Begegnung kam ihr vor wie ein kurzer, böser Traum.
Was hatte die fremde Person gesagt? Bald wirst du tot sein? Helen wollte den Kopf schütteln und darüber lächeln, das schaffte sie einfach nicht. Es mußte am Klang der Stimme gelegen haben. Sie wußte plötzlich, daß diese Person es ernst gemeint hatte.
Aber wer war sie?
Sosehr Helen auch grübelte und überlegte, sie kam zu keinem Resultat. Diese Person hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Weder privat noch beruflich.
»Darf ich mal, Lady?« Ein Mann im Kamelhaarmantel sprach sie an. Er wollte an das Regal, und Mrs. Blyth hatte ihm im Weg gestanden.
»Natürlich, sorry.«
Wie im Traum ging sie weiter und erledigte ihre Einkäufe. Immer wieder durchstreiften ihre Blicke den Supermarkt von der Unbekannten sah sie nichts mehr.
Eine Dreiviertelstunde später schloß sie die Haustür auf und stieg, bepackt mit zwei Tragetaschen, hoch zu ihrer Wohnung in der ersten Etage.
Kirk hatte sie gehört, denn er öffnete die Tür bereits von innen.
»Du kommst spät.«
»Ich war noch einkaufen.«
»Klar, daran habe ich nicht mehr gedacht.« Er nahm ihr die Tüten ab und stellte sie in die Küche.
Helen kam ihm nach. Sie sah sehr nachdenklich aus und blieb am Türrahmen stehen.
»Was hast du?«
»Ich weiß nicht, Kirk. Etwas stimmt nicht. Ich bin im Supermarkt angesprochen worden.«
Er mußte lachen. »Ausgerechnet du, einen Polizisten? Wer hat dich denn angemacht?«
»Nein, so war das nicht. Zu mir gesellte sich eine Frau, die mir erklärte, daß ich bald sterben würde.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
Kirk Blyth lächelte. »Das ist ein Witz. Allerdings ein schlechter.«
Er fing an, die Lebensmittel aus den Tüten zu packen und sie einzuräumen. »Oder nimmst du das ernst, wo du schon einige Warnungen bekommen hast?«
»Diesmal ja.«
»Von der Frau?«
»Ja. Kirk, du kennst mich.« Sie redete jetzt schnell. »Ich lasse mich nicht so einfach ins Bockshorn jagen, diesmal aber war es anders. Die Worte saßen.«
»Und was hast du getan?« Helen breitete die Arme aus. »Nichts, gar nichts. Das ist ja das Schlimme.«
»Hm.« Er hob die Schultern.
»Ich stand wie unter einem Schock, unter Strom, was weiß ich alles. Ich war einfach nicht in der Lage, richtig zu reagieren. Die Frau verschwand dann auch.«
»Hast du sie wieder gesehen?«
»Nein.«
»Dann hat man dich reingelegt.« Kirk winkte ab, er nahm die Sache nicht so wichtig.
»Ich mache jetzt das Essen.«
»Was gibt es denn?«
»Nudeln und eine Soße aus Fleisch und Gewürzen.«
»Das macht wenigstens satt.«
»Begeistert bist du nicht?«
»Ich haue mich vor die Glotze.«
Helen kochte. Aus dem Wohnraum hörte sie das Programm. Als sie ihren Mann bat, den Tisch zu decken, war Kirk eingeschlafen. Sie ließ ihn in Ruhe, da eine lange Nacht vor ihm lag, die er durchwachen mußte. Helen hatte sich während der Zubereitung des Essens zu sehr mit ihrem letzten Erlebnis beschäftigt, so daß die Nudeln zu lange auf dem Herd gestanden hatten.
Ihrem Mann schmeckten sie trotzdem. Kirk war nicht verwöhnt.
Während seines Studiums hatte er sich zumeist von Fish & Chips ernährt und auch einiges an Hamburgern vertilgt.
Das Essen war rasch vorbei, noch eine halbe Stunde hatte Kirk Zeit, dann mußte er weg.
»Kannst du nicht bleiben?« fragte Helen.
Sie saßen sich noch immer am Eßtisch gegenüber. »Ist deine Angst so groß?«
Helen nickte.
»Das geht nicht. Ich kann wirklich nicht bleiben. Es gibt niemanden, der mich vertritt.«
»Schon gut, ich verstehe dich. Ich würde ja auch ins Büro fahren. Klar, du mußt hin.«
Sie brachte ihn noch bis zur Haustür, wo sie sich umschaute und auch die gegenüberliegende Straßenseite absuchte. Die Häuser dort verschwammen im Regen.
Mit einem Kuß verabschiedete sich Kirk. Bis zur Garage hatte er einige Schritte zu laufen. »Soll ich noch mal anrufen?« rief er
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