0524 - Er raubte die mordende Göttin
beim Weggehen.
»Das wäre toll.«
»Ich kann nur keinen Zeitpunkt nennen.«
»Ist egal, ich werde schlecht schlafen.«
»See you…«
Als ihr Mann verschwand, wischte Helen über die Augen. Es war nicht nur Regenwasser, das sich auf ihrem Gesicht verteilte, auch einige Tränen rannen an den Wangen entlang.
Sie ging wieder ins Haus und traf eine Nachbarin. »Ah, Mrs. Blyth, mal wieder allein?«
»Leider.«
»Das kenne ich, mein Mann hatte auch über dreißig Jahre Nachtschicht. Dann wurde er pensioniert und starb zwei Jahre später. Wir haben auch nichts von uns gehabt.«
»Natürlich, Mrs. Gronwell.« Helen lief schnell die Treppe hoch.
Wenn die Witwe einmal anfing zu reden, dann hörte sie so leicht nicht wieder auf.
Die Wohnungstür hatte Helen nicht ins Schloß gezogen. Sie drückte sie auf und bekam eine Gänsehaut, als sie die Wohnung betrat. Plötzlich kamen ihr die Räume vor wie ein großes Gefängnis.
Sie spielte auch mit dem Gedanken, bei einer Freundin zu übernachten, verwarf diesen Plan dann wieder, denn ihr Mann wollte noch anrufen, und sie hatte auch nicht vor, Kirk verrückt zu machen.
Per Fernbedienung stellte sie die Flimmerkiste an und setzte sich davor. Ein Spielfilm lenkte sie etwas von ihren Sorgen ab, weil die Handlung auf einer Komödie basierte.
Direkt darauf konzentrieren konnte sich Helen nicht. Ihre Gedanken drehten sich auch jetzt um die Begegnung im Supermarkt.
Sie dachte noch immer darüber nach, ob ihr diese Person nicht schon vor die Augen gekommen war. Viele ihrer Einsätze hatten im Ausländermilieu gespielt, da gehörten Orientalen praktisch dazu, aber diese Person wäre ihr bestimmt aufgefallen.
Dieses Gesicht, diese eindrucksvollen Augen und dann der widerliche Geruch, der so gar nicht zu ihr passen wollte.
Das Telefon schrillte.
Da es in der Nähe stand, erschrak Helen. Sie sprang auf, als sei sie aus einem Traum gerissen worden. Wer war der Anrufer? Ob die Unbekannte jetzt vielleicht ihre zweite Warnung durchgab?
Helen schluckte und griff nur sehr zögernd zum Hörer. Erst nach dem vierten Läuten nahm sie ab.
»Endlich, Helen, ich dachte schon, es wäre mit dir etwas passiert.«
»Nein, Kirk nein.« Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie stellte auch den Ton des Fernsehers leiser. »Es ist eigentlich alles in Ordnung.«
»Du hast also nichts von der Frau gehört?«
»Bisher nicht.«
»Das ist gut.«
Helen schaute auf die Uhr. »Es ist noch ziemlich früh. Weshalb rufst du schon an?«
»Weil ich gleich weg muß. An einem der Außenwerke hat er eine Störung gegeben. Bis der Kram behoben ist, können Stunden vergeben. Ich wollte dir nur noch gute Nacht sagen.«
»Das ist lieb, Kirk.«
»Also, dann bis morgen früh. Schlaf gut und träume nicht von dieser komischen Person.«
»Ich werde mich bemühen, Darling.« Sie hauchte noch einen Kuß gegen die Sprechmuschel und legte auf.
Der Anruf hatte ihr gutgetan, auch wenn es dadurch nicht gelungen war, ihre Bedenken zu zerstreuen.
Sollte sie noch weiter vor der Glotze sitzenbleiben? Helen Blyth schaute in der Programmzeitschrift nach und fand nichts, was sie interessiert hätte. Nur eine Talkshow, aber davon gab es auch mehr als genug.
So beschloß sie, sich hinzulegen, auch wenn es ihr schwerfiel und sie sicherlich so schnell keinen Schlaf finden würde. Das Bad lag neben dem Schlafraum, es besaß allerdings keine Verbindungstür, was Helen als Manko ansah.
Sie stellte sich kurz unter die Dusche und zog frische Nachtwäsche an. Ein langes Winternachthemd, das sie im letzten Ausverkauf erworben hatte.
Ihr fiel ein, daß auf dem Nachttisch noch ein Buch lag. Darin konnte sie weiterlesen.
In Gedanken versunken, öffnete sie die Schlafzimmertür und dachte daran, daß sie jetzt froh wäre, wenn jemand von der Dienststelle anrief und sie zu einem Einsatz holte.
Statt dessen schaltete sie das Licht an, gähnte dabei und vergaß, den Mund zu schließen, so sehr erschrak sie.
Auf ihrem Bett saß jemand.
Es war die Frau aus dem Supermarkt.
Nur hielt sie jetzt einen langen Dolch in der Hand!
***
Helen Blyth rührte sich nicht vom Fleck. Sie konnte einfach nicht, möglicherweise lag es auch am Blick der Unbekannten, der wieder auf sie gerichtet war und sie bannte.
Die Frau sah jetzt anders aus. Sie trug kaum Kleidung. Zwei dünne Metallschalen bedeckten ihre Brüste, die Scham wurde ebenfalls nur knapp verhüllt, aber auf dem Kopf saß ein mit Perlen verzierter Gegenstand, der Helen an eine Krone
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