0524 - Er raubte die mordende Göttin
hastig hinter mir wieder zu. Rechts standen einige Spinde mit Gittertüren. Dahinter lagerte Werkzeug. Unter der Decke brannte eine trübe Lampe. Sie streute ihr Licht auf den grauen Betonboden.
Wo ging es hoch?
Ich glitt an den Spinden vorbei und entdeckte die Wendeltreppe, die hochführte.
Kein Laut klang mir entgegen. Wenn Phädra diesen Weg genommen hatte, lag die Treppe längst hinter ihr.
Ich schlich die Treppe hoch und hatte gerade die ersten Stufen hinter mich gebracht, als ich das Stöhnen vernahm. Gleichzeitig tropfte etwas von oben herab und platzte auf meinen Handrücken.
Als ich nachschaute, sah ich den roten Fleck – Blut!
Mein Magen verkrampfte sich. Phädra mußte rasend geworden sein. Sie entledigte sich aller Hindernisse auf eine fürchterliche Art und Weise. Das Blut stammte von einem uniformierten Bahnbeamten. Er lag am Ende der Treppe, an die sich eine Plattform anschloß. Zum Glück war der Mann nicht tot. Der Dolch hatte ihn wohl an der Kehle erwischen sollen, aber nur seine Schulter war getroffen. Dort hatte die Klinge eine Fleischwunde hinterlassen, die blutete.
»Mein Gott!« keuchte der Mann. »Mein Gott, wer… wer war das?«
Ich schaute mir die Wunde an, holte ein sauberes Taschentuch hervor und benutzte ihn für einen Preßverband. »Können Sie noch ein paar Minuten aushalten, Mister?«
»Ja, ich versuche es.« Sein Gesicht war bleich wie Kalk. Auf ihm lag der kalte Schweiß.
»Die nächste Tür… Hilfe holen. Telefon. Einfach die Nummer drei wählen, dann ist alles klar.«
»Okay.«
Auch diese Tür bestand aus Metall. Ich fand mich an der anderen Seite in einem Gang wieder und sah auch das innerbetriebliche Telefon, wählte die Drei, meldete mich mit Namen und Dienstgrad und gab die Alarmmeldung durch.
Der Mann am anderen Ende begriff sehr schnell. »Wir tun unser Möglichstes«, versprach er.
»Machen Sie noch schneller!«
Phädra war wichtig, aber auch der Verletzte. Zu ihm ging ich wieder hin.
Der Mann litt unter den starken Schmerzen, freute sich aber, als ich ihm erklärte, daß schnelle Hilfe kommen würde.
»Es war die Frau, nicht?«
»Ja.«
»Warum hat sie…?«
Er ließ mich nicht ausreden und gab die Antwort stockend. »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Sie kam mir von unten entgegen. Wir hatten sie auf dem Schirm gesehen. Sie hatte ein langes Messer, ich sah es zu spät…« Er mußte husten und stöhnte, als ihn durch diese Bewegungen abermals starke Schmerzen durchströmten.
»Nichts mehr sagen, nicht mehr bewegen!« bat ich ihn. »Es läuft alles, glauben Sie mir.«
»Wer sind Sie?«
»Scotland Yard!«
»Sie… Sie jagen die Frau?«
»Ja. Ist sie durch die Tür verschwunden?«
»Klar.«
»Wie kommt man dorthin? Ich habe das Telefon gesehen, und wie geht es weiter?«
»Sie müssen den Gang durchlaufen, dann gelangen Sie in die Überwachungszentrale.«
»Danke.«
Die Tür wurde aufgebrochen. Vier Männer stürmten in den kleinen Raum, sahen ihren Kollegen, auch mich, und ich wies mich rasch aus, bevor ich meine Fragen stellte.
»Es geht mir um diese Frau, die ihren Kollegen niedergestochen hat. Haben Sie die Person gesehen?«
Einer nur antwortete. »Wir sahen auf dem Monitor, wie sie im Tunnel verschwand, und Sie haben wir ebenfalls gesehen.«
»Und weiter?«
»Nichts mehr. Dann war es aus.«
»Sie haben die Frau also nicht mehr auf dem Bildschirm gehabt, wenn ich Sie recht verstehe?«
»So ist es. Sie muß aber schon auf den Bahnsteigen sein. Außerdem hat sie alle Möglichkeiten, von hier zu verschwinden. Überlegen Sie mal. Der Bahnhof liegt in der Nähe, der Busbahnhof ebenfalls. Die kann in jede Richtung verschwunden sein.«
Ich nickte. »Ja, leider, damit muß ich rechnen. Dann lasse ich Sie jetzt wieder allein.«
»Hoffentlich kriegen Sie das Weib.«
»Das hoffe ich auch.«
Den Weg zu einem der Bahnsteige fand ich schnell und sah mich inmitten des Gewühls. Nur von Phädra fand ich keine Spur. Die war so raffiniert, daß sie mich jedes Mal reinlegen konnte, und ich stand da wie ein begossener Pudel.
Wo konnte sie hingelaufen sein? Sie arbeitete nicht allein, der Guru stand auf ihrer Seite. Ich ging davon aus, daß die beiden sich treffen würden, um die nächsten Untaten vorzubereiten.
Ich wollte mich ebenfalls treffen, und zwar mit Suko, der sicherlich schon wartete. Über die breite Treppe stieg ich wieder an die Oberwelt, wo die Kollegen noch bei der Arbeit waren.
Theo Sharp sah mich sofort und winkte. »Hören
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