0525 - Planet der Verräter
wieder im Château Montagne waren, traf Raffael Bois mit Shado ein. Pascal bekam die Ankunft des Australiers bereits nicht mehr mit, weil er sofort ins Dorf zurückgefahren war; schließlich wollten Frau und Kinder auch etwas von ihm haben.
Die Begrüßung war knapp und sehr herzlich, auch wenn es Shado anzusehen war, daß er sich in dem großen Loire-Schloß nicht so richtig wohl fühlte. Dennoch bedankte er sich herzlich für die gastliche Aufnahme und rückte jetzt endlich mit der Sprache heraus, weshalb er eigens den langen Weg von Sydney nach hier auf sich genommen hatte.
Zamorra wußte von seiner mentalen Traumzeitverbindung zu dem Geistwesen Kanaula und war deshalb nicht sonderlich überrascht. Carlotta, die zum ersten Mal einem Aborigine begegnete, lauschte den Worten des Schwarzen gespannt.
»Es scheint wahrhaftig eine größere Sache zu sein, wenn sich selbst solche Wesen einschalten«, überlegte Zamorra, nachdenklich werdend. »Ich weiß dein Hilfsangebot zu schätzen, Shado. Aber ist dir klar, daß wir deine besondere Fähigkeit nur ausnutzen würden, ohne möglicherweise eine Gegenleistung zu erbringen?«
»Wer sagt, daß ich eine Gegenleistung will?« fragte der Mann, dessen Vorfahren in den Anfängen der weißen Besiedlung seines Kontinents von den Kolonisten noch als Tiere gejagt worden waren. »Wenn ich euch helfe, handele ich im Einklang mit der Traumzeit. Denn sonst hätte Kanaula mir nie diese Botschaft gesandt. Ich weiß noch nicht, was ihr vorhabt und worum es konkret geht, aber ihr könnt über mich verfügen.«
»Sei nicht so voreilig. Es könnte gefährlich werden«, gab Zamorra zu bedenken. »Shado, auch wenn du dich mit der Welt der Weißen arrangiert hast - hier bekommst du es mit einer noch einmal ganz anderen Welt zu tun, die sogar für uns fremd ist.«
»Ich werde damit leben können«, versicherte der Aborigine. »Informiert ihr mich über die Hintergründe?«
»Natürlich.«
Shado hörte stumm zu und verarbeitete das, was ihm erzählt wurde. Später, als die Rede auf Zamorras jüngstes Vorhaben kam, meldete Nicole Bedenken an. »Chef, das ist eine Kateridee! Es geht niemals gut! Du weißt weder, wie du die ›Hornisse‹ nach draußen bringst, noch ob die Koordinaten tatsächlich stimmen. Vielleicht hat jemand die verschwundene ›Hornisse‹ irgendwohin gebracht. Und wer sagt dir, daß du Ted dort auch findest? Vielleicht ist er, wenn wir eintreffen, längst woanders.«
Zamorra nickte. »Grundsätzlich hast du recht. Aber ich werde es auf jeden Fall versuchen. Wenn es nicht funktioniert, können wir immer noch über die Regenbogenblumen heranzukommen versuchen.«
»Gesetzt den Fall, es geht beides nicht?« warf Carlotta ein. Sie hatte eine Flasche Wein aus Teds Keller mitgebracht und sie geöffnet, füllte die Gläser jetzt ein wenig nach. Shado verzichtete; er trank nur in den allerseltensten Fällen Alkohol. Es hing damit zusammen, daß er immer wieder sehen mußte, wie der Alkohol die Menschen seines Volkes, die sich der Welt der Weißen nicht anpassen konnten, langsam aber sicher ruinierte.
Zamorra fuhr fort: »Nicht verzagen, Gryf fragen. Er wird zumindest einige mögliche Treffpunkte kennen.«
»Und wo ist Gryf?«
»Den finden wir.«
»Erlaube, daß ich deinen optimistischen Höhenflug ein wenig bremse«, wandte Nicole ein. »Aber ich wage zu behaupten, daß Gryf sich nicht unbedingt ausgerechnet jetzt abrufbereit in seiner Hütte auf der Insel Anglesey aufhält. Er kann überall auf der Erde herumwuseln. Wie willst du ihn ausfindig machen?«
»Verdammt, notfalls frage ich Merlin!« polterte Zamorra etwas ungehalten ob der permanenten Skepsis. »Über die Bildkugel im Saal des Wissens hat er die Möglichkeit, jeden lebenden Menschen an jedem Ort auf der Erde zu lokalisieren. Also dürfte auch ein Gryf ap Llandrysgryf ausfindig zu machen sein.«
»Klar. Und wie kommen wir zu Merlin? Der Weg nach Caermardhin ist nur offen, wenn Merlin will, daß wir kommen.«
»Falsch!« konterte Zamorra. »Merlin hat mir ein Permit gegeben. Damit kann ich, wenn ich mich nicht irre, fünf- oder siebenmal Caermardhin aus eigenem Willen betreten. Drei oder mehr Optionen dürften noch frei sein. Wo, beim Grimmbart der Panzerhornschrexe, ist also das Problem?«
Nicole hob abwehrend die Hände. »Entschuldige, daß ich geboren bin. Ich hab das verflixte Ding vergessen. Man braucht’s so selten.«
»Es bleibt noch die Frage zu klären«, sagte Carlotta leise, von dem kurz
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