0526 - Der unheimliche Templer
Mord?«
»Ja.«
Ich ging ein paar Schritte vor. Die anderen hatten mir Platz geschaffen, damit ich mir den Toten besser anschauen konnte. Auch bei genauerem Hinsehen mußte ich feststellen, daß mir dieser Mann völlig unbekannt war.
Ich richtete mich wieder auf. »Sorry, Tanner, aber den kenne ich leider nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Und weshalb sollte ich kommen?«
Tanner legte die Stirn in Falten, was seinem Gesicht einen noch zerknitterteren Ausdruck gab. »Wir haben ihn kurz untersucht und auch etwas bei ihm gefunden!«
Ich starrte Tanner an. »Sag nur nicht, daß du ein Foto…«
»Genau das, John.«
»Schon wieder«, stöhnte ich.
»Leider.«
»Kann ich die Aufnahme sehen?«
»Klar doch.« Tanner holte eine Plastikhülle aus der Tasche. In ihr steckte das Bild. Mit spitzen Fingern holte er es hervor. Ich nahm es ebenso behutsam an mich und deckte es mit dem Mantel ab, weil ich nicht wollte, daß nasse Schneeflocken darauf klatschten.
Es war eine makabre Aufnahme. Sie zeigte den Toten und seinen Mörder. Der Mörder stand hinter ihm, eine unheimliche, zombiehafte Gestalt, die in der Rechten ein Messer mit langer, breiter Klinge trug, den Arm halb erhoben hatte und auf den Mann einstach.
Die anderen Kollegen warteten gespannt auf meinen Kommentar, den ich nicht gab, weil mir einfach zu viele Gedanken durch den Kopf schossen, denn gegen Fotos war ich in der letzten Zeit allergisch geworden.
Es hatte damit angefangen, daß mir ein Foto zugeschickt worden war, auf dem ich zu sehen gewesen war. Und zwar als Toter in einer Blutlache. [1]
Ich war dieser Spur natürlich nachgegangen und bei einem Fotografen namens Al Beli gelandet, der eine Kamera besaß, die Aufnahmen von Ereignissen schoß, die erst in der Zukunft passierten.
Ein Apparat, der durch die Hand des Teufels hergestellt worden war. Und Al Beli gehorchte dem Teufel, bis er erkennen mußte, daß diejenigen, die der Schwarzen Magie dienten, keinen Zusammenhalt untereinander besaßen, denn hinter der Kamera war noch eine zweite, sehr gefährliche Person hergewesen.
Vincent van Akkeren, der Grusel-Star.
Nicht ich hatte sie bekommen, sondern er. Und er war damit geflohen, ohne daß ich ihn hätte daran hindern können.
Und noch etwas war passiert. Judy Landers, ein totes Mädchen, dessen Geist keine Ruhe finden konnte, war in van Akkerens Körper hineingefahren und steckte nun in ihm.
Bei Judy Landers hatte sich das Schicksal auf grausame Art und Weise erfüllt. Sie war so gestorben wie das Foto, das man ihr gegeben hatte, es zeigte. Nur eben ihr Geist hatte nicht die Ruhe einer normalen Toten gefunden und war mit Vincent van Akkeren eine Einheit eingegangen. Ich hatte dies noch mitbekommen, wie van Akkeren förmlich versuchte, den Geist des Mädchens auszuwürgen, was ihm anscheinend nicht gelungen war. Jedenfalls nicht in der Zeit, in der ich als Zeuge dabei gewesen war.
»Na?« fragte Tanner.
Ich räusperte mich. »Welch einen Kommentar erwartest du eigentlich von mir?«
»Vielleicht die Lösung?« Er schaute mich bei dieser Antwort grinsend an.
»Frag van Akkeren.«
»Der ist nicht greifbar.«
»Genau. Und wie heißt der Tote!«
»Frederick Wally.«
Ich hob die Schultern. »Der Name sagt mir nichts.«
»Auch nicht der andere. Der Name des Typs, der hinter Wally steht und sein Mörder ist?«
»Rück schon raus damit.«
»Ariol Le Duc!«
Ich runzelte die Stirn. »Le Duc, Ariol Le Duc. Hört sich französisch an.«
»Das ist es auch.«
»Und weiter?«
»Ich habe schon immer gesagt, daß ich mich auf meine Mitarbeiter fest verlassen kann. Manche von ihnen sind sehr bildungsbeflissen. So hat einer von ihnen im Urlaub eine Fahrt durch Frankreich gemacht, einen richtigen Bildungsurlaub. Als er das Bild sah, fiel ihm etwas ein. Er erinnerte sich.«
»An wen?«
»Das soll er dir selbst sagen. Smith, bitte.«
Ein kleiner, dunkelhaariger Mann in meinem Alter trat neben uns und nickte mir zu. »Ich kenne diesen Ariol Le Duc«, erklärte er. »Es war in Frankreich, im letzten Jahr. Ich machte eine Schlössertour im Loiretal. Unter anderem haben wir auch dem Château Le Duc einen Besuch abgestattet. Und dort befindet sich ein Bild, das heißt, mehr ein Gemälde. Da habe ich den gleichen Kerl gesehen wie hier auf dem Foto, und ich irre mich nicht.«
»Moment«, sagte ich und hob die Hand. »Sie sind sich absolut sicher, daß es sich nur um Ariol Le Duc handeln kann?«
»Ganz klar. Ich habe ihn sogar fotografiert. Wenn Sie
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