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0526 - Der unheimliche Templer

0526 - Der unheimliche Templer

Titel: 0526 - Der unheimliche Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hätte Marcel vor eine Gummiwand geschlagen.
    Er taumelte zurück. Sein Gesicht bekam einen Krampf, und er sah so aus, als wollte er anfangen zu weinen.
    »Da siehst du’s«, sagte Arlette. »Wir haben keine Möglichkeit mehr, uns zu wehren.«
    Marcel ließ die Waffe sinken und nickte. »Keine Möglichkeit«, wiederholte er flüsternd. »Sind wir verloren, Arlette? Sind wir verloren?« brüllte er. »Sag es!«
    »Hör auf, Marcel, ich bitte dich. Hör auf. Ich kann es nicht mehr mit ansehen!«
    »Ja!« keuchte er und drückte seinen Kopf zurück. »Ja, wir können es nicht mehr mit ansehen. Dieses verdammte Zimmer ist eine Festung!« Er drehte von einer Sekunde zur anderen durch, packte wieder seinen Schürhaken und drosch auf das Kissen des Himmelbetts wie ein Wahnsinniger ein. Er mußte sich abreagieren.
    Arlette tat nichts. Sie stand da und wartete, bis der Anfall vorüber war. Mit schweißnassem Gesicht sah Marcel sie an. Dabei hob er die Schultern. »Es ist vorbei, Arlette. Es ist einfach vorbei. Es ist zum Heulen.«
    »Reiß dich doch zusammen.«
    Marcel nickte. Schweißtropfen lösten sich von seinem Gesicht und fielen zu Boden. »Ja, ich versuche alles. Ich werde mich zusammenreißen. Aber«, er hob den Kopf. »Ich darf doch Angst vor dem Tod haben, nicht wahr? Das ist mir gestattet!« fuhr er Arlette an.
    »Auch ich habe Angst, Marcel, schreckliche Angst.«
    »Aber ich kann es nicht abschütteln«, sagte er leise. »Es tut mir leid, ich packe es nicht!« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte zu Boden.
    Die beiden schwiegen. Arlette lehnte noch an der Wand. Sie schaute gegen die Bilder, mit denen das Zimmer unter anderem geschmückt worden war. Sie sah die Motive der alten Landschaften und entdeckte erst jetzt neben dem Himmelbett eine alte Bilderuhr.
    Das Motiv zeigte eine Flußlandschaft mit Trauerweiden und blaugrauem Himmel. Viel freie Fläche mit einem Zifferblatt drauf.
    Die Zeiger standen in einem stumpfen Winkel zueinander. Dazwischen erkannte man bei genauerem Hinsehen etwas Dunkles, eine Pupille!
    Arlette Omere ging vor. Nach zwei Schritten blieb sie stehen.
    »Was hast du?« fragte Marcel.
    »Schau mal zur Uhr!«
    »Na und?«
    »Da bewegt sich etwas!«
    Er sprang auf. »Wo?«
    Arlette gab keine Antwort. Sie ließ ihm die Chance, es selbst zu entdecken. Und Marcel sah ein Auge!
    »Bist du es, van Akkeren?« schrie er. »Bist du das, du verfluchter Teufel?«
    Er bekam keine Antwort, aber der zweite Kreis innerhalb des ersten verschwand. Die Uhr war wieder normal.
    Kopfschüttelnd ließ sich Marcel Wächter auf einen Stuhl fallen und hob die Schultern. Die Frage seiner Begleiterin regte ihn auf.
    »Was machen wir jetzt, Marcel?«
    »Warten«, erwiderte dieser. »Wir warten auf unseren Tod…«
    Arlette Omere begann zu weinen.
    ***
    Ein scharfer Wind, unzählige Kristalle und eisige Kälte bissen in mein Gesicht. Ich legte den Schal um.
    Ich mußte, um den schmalen Pfad zu erreichen, durch den Ort gehen. Der Wind wehte mir den Schnee ins Gesicht.
    Die Welt in Cerbac hatte sich verändert. Der Ort lag schon längst unter einer weißen Schicht, die von Minute zu Minute wuchs, weil es einfach nicht aufhören wollte zu schneien. Und dabei hatte ich gedacht, wir würden in diesem Jahr keinen Winter mehr bekommen.
    Aber so kann man sich irren.
    Da Suko und ich nicht zu den Schönwetter-Polizisten gehörten, blieb mir nichts anderes übrig, als mich durch die weiße Pracht zu kämpfen, die natürlich auch dort lag, wo der Pfad in die Höhe führte und sich durch den Wald schlängelte.
    Glücklicherweise hatte mir Frank Didier den Weg so gut beschrieben, daß ich nicht lange zu suchen brauchte. Schon beim zweiten Versuch hatte ich ihn gefunden.
    Die Weinberge lagen ein Stück entfernt und zudem auf der anderen, der sonnigen Seite. Ich konnte mich durch den dichten Wald quälen, dessen Bäume eine weiße Haut bekommen hatten, die so schwer war, daß sich sogar die Äste bogen.
    Der Waldboden sah noch dunkel aus. Er war feucht, manchmal schlammig, jedenfalls sehr tief, so daß meine Hacken stets einsanken.
    Ich mußte hin und wieder anhalten und holte einige Male tief Luft, wenn ich pausierte. Die Bäume standen nicht immer gleich dicht. Waren die Zwischenräume größer, fand der Wind genügend Platz, um seine Schneegrüße durch den Wald zu schicken die mich jetzt an der linken Körperseite erwischten. Schnee fiel auch von den Bäumen. Oft stäubten die Flocken so stark um mich herum, daß ich kaum

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