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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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versuchte die Kobra mit der Energie des Dhyarra-Kristalls zu erfassen. Aber er schaffte es nicht. Er konnte sie auch nicht verfolgen; sie entzog sich ihm einfach. Bis er die Stelle erreichte, an der sie eigentlich wieder hätte zum Vorschein kommen müssen, war sie bereits verschwunden. Und bis er soweit war, daß er dem Dhyarra-Kristall einen genügend bildhaften Gedankenbefehl geben konnte, die Schlange trotzdem aufzuspüren und zu vernichten, war sie längst über alle Berge…
    Zamorra lehnte sich an den Palettenstapel. Er öffnete den Brustteil seines Overalls und stellte fest, daß er unverletzt geblieben war. Die Giftzähne der Messing-Kobra hatten es nicht geschafft, seine Haut zu ritzen und das dämonische Gift in seinen Körper zu bringen.
    Er hatte noch einmal Glück gehabt!
    Seine Hand umschloß Merlins Stern, das handtellergroße, silberne Amulett, das vor seiner Brust hing. Es hatte wieder einmal nicht eingegriffen, hatte ihn nicht gewarnt. In letzter Zeit trug er es nur noch, weil er hoffte, daß es seine »Meinung« vielleicht doch noch einmal ünderte. Die magische Waffe mit einem eigenen künstlichen Bewußtsein, das im Laufe der Jahre entstanden war, war in den Streik getreten und ließ sich nicht mehr aktivieren. Früher die Superwaffe und zugleich Zamorras beste Schutzmöglichkeit gegenüber dämonischer Energie, hatte sich Merlins Stern in den Schmollwinkel zurückgezogen und ließ ihn immer wieder im Stich.
    So wie jetzt auch.
    Er bedauerte, daß er den Blaster nicht mitgenommen hatte. Mit der Strahlwaffe hätte er die Messing-Kobra vielleicht noch erwischen können. Doch im Flughafenbereich eine Waffe bei sich zu führen, empfahl sich nur in Ausnahmesituationen. Es konnte viel zu leicht zu Mißverständnissen und jeder Menge Verdruß kommen. Zumal diese Waffe außeriridischer Konstruktion den terrestrischen Behörden kaum bekannt sein durfte…
    Ssacah!
    Ausgerechnet die Kobra tauchte wieder auf, und ausgerechnet hier in Australien! Soweit Zamorra sich erinnerte, war der Ssacah-Kult so gut wie ausgelöscht; der Prof essor konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, ob Mansur Panshurab, der oberste Ssacah-Diener, überhaupt noch lebte. Zumindest aber war der Machtbereich des Ssacah-Kultes aufgrund einer Absprache unter den Dämonen der Schwarzen Familie auf Indien beschränkt. Was also hatte dieser Ssacah-Ableger in Australien zu suchen?
    Ssacah persönlich existierte derzeit gar nicht. Vor Jahren war es Zamorra gelungen, den Kobra-Dämon zu töten. Aber viele seiner Messing-Ableger hatten überlebt, und in jedem von ihnen existierte ein winziges Fragment des Dämons. Sobald es genug Ssacah-Ableger gab, würde der Kobra-Dämon aus der Gesamtheit seiner Fragmente wieder erstehen. Darauf arbeitete Mansur Panshurab, treuester Diener der Schlange, nachdrücklich hin. Die Messing-Ableger, die mal in metallischer, fester Form, dann aber wieder äußerst beweglich und in der Größe veränderlich auftraten, vermehrten sich durch eine Art Teilung. Konnten sie einen Menschen beißen und ihm die Lebenskraft entziehen, entstand ein zweiter Ssacah-Ableger. Der Mensch selbst wurde zu Ssacahs Diener, zu einer Art Zombie-Wesen.
    Um ein Haar hätte dieses Schicksal Zamorra jetzt ereilt. Wenn die Messing-Kobra es geschafft hätte, ihm ihr Gift einzuspritzen, wäre er daran gestorben und zu einem Ssacah-Diener geworden - und es hätte einen weiteren Ableger gegeben!
    Aber er war gerade noch einmal davongekommen.
    Bedauerlicherweise galt das auch für die Kobra…
    ***
    Tendyke war froh, wieder allein zu sein. In den letzten Minuten im Büro-Bungalow war ihm Rani Rajnee plötzlich unheimlich geworden, ohne daß er sich erklären konnte, weshalb. Es lag sicher nicht daran, daß sie ihn plötzlich mit den Fragen nach einem Job für sie überrascht hatte. Es mußte noch etwas anderes im Spiel sein.
    Jemand hinter ihr… war es das? Dieses seltsame Lauern, das er zuweilen in ihr zu erkennen glaubte? Aber konnte das nicht auch andere Ursachen haben? Von Ted Ewigk wußte er, daß in dem Reporter zuweilen sein Gespür aktiviert wurde, eine Art besonderer Witterung, wie er es bezeichnete, das ihn auf bestimmte Dinge hinweisen wollte, die er dann aber immer erst durch eigene Denkprozesse erkennen konnte. War es bei Ewigk genauso, trat dann auch dieser seltsame Ausdruck in seine Augen, wenn er spürte oder witterte?
    Tendyke wußte es nicht.
    Er war nur froh, nicht mehr in unmittelbarer Nähe der schönen Inderin zu sein.

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