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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte nicht telefoniert, höchstens gefunkt haben, aber Funksprüche konnte das »Holiday Inn« nicht entgegennehmen. »Wann ist denn diese Nachricht gekommen?«
    »Vermutlich in der letzten Nacht. Ich hab’s gefunden, als ich vor einer halben Stunde den Empfang übernahm, Sir«, sagte der Waiter.
    »Na, wunderbar!« knurrte Zamorra. »Dann hinterlegen Sie Ihrem schlafmützigen Kollegen bitte auch eine Botschaft von mir: Beim nächsten Mal möge er mich doch direkt informieren, wenn jemand mir eine Nachricht zukommen lassen will. Schließlich hat mein Zimmer Telefon, und heute vormittag war ich auch noch im Hause!«
    »Da hatte ein anderer Kollege Dienst.«
    »Das«, sagte Zamorra, »ist mir vollkommen egal.« Er legte eine Dollarmünze auf die blankpolierte Platte; das letzte australische Bargeld, das er mit sich führte, nachdem Tendyke ihm gestern ein paar Scheine geliehen hatte; das Geld war fürs Einkleiden draufgegangen. Es wurde Zeit, daß Zamorra wieder an seine eigenen »Vorräte« kam…
    »Noch etwas: Wo finde ich Mister Tendyke?«
    Der Waiter verriet es ihm. Zamorra gab den Zimmerschlüssel wieder zurück und legte die Plastiktüte dazu. »Lassen Sie das in mein Zimmer bringen«, bat er.
    Dann machte er sich auf, Rob Tendyke aus seiner beschaulichen Ruhe zu reißen.
    »Aus dem Strohwitwer-Saufgelage wird wohl nichts«, sagte er. »Ssacah ist in Sidney!«
    ***
    Es war, als sei eine Bombe unter Tendykes Liegestuhl explodiert, von dem aus er den Bikini-Schönheiten am und im Pool zuschaute, nachdem er selbst längst wieder in die für ihn typische Lederkluft gehüllt war. »Ssacah? Du bist verrückt, Professor!«
    Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. Er schilderte sein Erlebnis am Airport. Er wies auf Shados Bemerkung über die junge Inderin hin und fügte Shados nächtliche Botschaft hinzu: Hüte dich vor der Schlange.
    Tendyke winkte einen Bediensteten herbei. »Zwei Coke«, verlangte er. »Darauf muß ich die Zunge befeuchten, bloß mag ich in Anbetracht der Lage keinen Alkohol, sonst wäre jetzt ein dreistöckiger Whisky angesagt! Hüte dich vor der Schlange, hat er dir also ausrichten lassen?«
    Zamorra nickte.
    »Du kennst Shado besser als ich«, sagte Tendyke. »Gehört so etwas zu seinen Fähigkeiten? Vorahnungen? Präkognition? Hellsehen?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Zamorra. »Vermutlich nicht. Seine herausragende Fähigkeit, die ihn als Verstärkung für unsere Crew unschätzbar wertvoll macht, besteht darin, daß er jemanden durch die Traumzeit an einen anderen Ort versetzen und wieder zurückholen kann. So eine Art wandelnder Materiesender oder das menschliche Gegenstück zu den Regenbogenblumen…« Abwehrend hob er die Hände. »Schon gut, ich weiß selbst, daß das ziemlich menschen verachtend klingt und ihn gewissermaßen auf die Rolle eines Werkzeugs reduziert. Aber mir fällt gerade kein besserer Vergleich ein. Was die Schlange angeht… vielleicht hat Kanaula zu ihm gesprochen. Kanaula hat ihn auch darauf aufmerksam gemacht, daß der Kampf um den Thron des ERHABENEN bevorstand, und deshalb kam Shado extra nach Frankreich, um uns seine Hilfe anzubieten. Und - ohne ihn und Sid Amos hätten wir es auch nicht geschafft, zu überleben.«
    »Hör mir auf mit Sid Amos«, murrte Tendyke. »Er hat euch geholfen? Irgendwann wird er euch die Rechnung dafür präsentieren. Dann, wenn ihr längst nicht mehr damit rechnet und der Preis verdammt hoch ist. Vielleicht zu hoch. Ich kenne ihn doch seit einer kleinen Ewigkeit, den alten Teufel.«
    »… der dein Vater ist…«
    »Mein Erzeuger!« korrigierte Tendyke schroff. »Nenne ihn nicht meinen Vater! Überhaupt solltest du diesen Aspekt meiner Familiengeschichte vergessen. Es geht niemanden etwas an.«
    »So wie Avalon?«
    Tendyke beugte sich zu ihm herüber. »Worüber reden wir jetzt? Über Ssacah oder über mich?«
    »Auch über dich. Warum spielst du immer den Geheimniskrämer?«
    »Das geht niemanden etwas an«, sagte Tendyke schroff. »Ende dieser Diskussion. Darf ich dich an einen gewissen Schwanenritter Lohengrin erinnern? Wenn mir die Gegenwart genug ist, sollte sie dir auch ausreichen. Hör auf mit den verdammten Fragen. Und frage jetzt bloß nicht, ob ich mit Lohengrin identisch sei - es ist eine Analogie.«
    »Manchmal, mein Freund«, sagte Zamorra, »hängt mir deine verdammte Geheimniskrämerei zum Halse heraus. Du solltest bei Gelegenheit begreifen, daß es in der Natur von Menschen liegt, möglichst viel über ihre Freunde

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