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0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nach wie vor in Ordnung. Der Blaue muß sie irgendwie umgangen haben, um hereinzukommen.«
    »Oder er hat tatsächlich nur seinen geistigen Anteil geschickt«, erinnerte Nicole.
    »Geistige Kräfte werden ebenfalls abgeblockt«, wies Zamorra ihre Vermutung zurück. »Sonst wäre es den Dämonen ja ein leichtes, uns hypnotisch so zu beeinflussen, daß wir den Schutzschirm öffnen - und wenn schon nicht uns, die wir uns ja gegen fremde Hypnose absichern können, sondern Besucher, wie zum Beispiel den Briefträger oder den Typen von der Stromversorgung, der den Zählerstand abliest… Nein, Nici, diese Möglichkeiten scheiden alle aus, aber ich sehe auch nicht, wie es ihm sonst gelungen sein könnte. Wir werden ihn einfangen und befragen müssen.«
    »Wie fängt man einen Schatten?« Nicole ging langsam auf das Bild zu, das inmitten des Hauptkreises lag, und kauerte sich davor auf den Boden. »Schau dir das an«, sagte sie. »Es sieht so aus, als habe Patricia den Blauen überhaupt nicht gemalt. Der Hintergrund ist detailliert ausgearbeitet. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das getan hat. Wer malt schon so detailgetreu, wenn er hinterher eine Figur oder einen Gegenstand darüber legt?«
    »Jemand, der erst später, wenn das eigentliche Bild schon fertig ist, dazu gebracht wird, einen blauen Schattenriß in Menschengestalt darüber zu malen - und dabei trotz des Versuches, andere Farben zu benutzen und dieser Gestalt menschliches Aussehen zu verleihen, immer wieder die blaue Farbe erwischt…«
    »Also doch Manipulation von außen.«
    »Natürlich. Wir müssen nur herausfinden, wie. Es muß ein ganz neuer Weg sein, den wir noch nicht kennen, ein Trick, der neu ist - oder so uralt, daß er in keiner Überlieferung steht.«
    Nicole erhob sich wieder. »Wie fängt man einen Schatten?« wiederholte sie. »Ich habe eher das Gefühl, daß er uns fangen kann, wenn er nur will - umgekehrt sind wir dagegen darauf angewiesen, daß er sich uns zeigt. Da er durch Türen und vermutlich auch Wände gehen kann, ist er uns auf jeden Fall immer weit voraus. Wir werden Hilfe brauchen. Die Silbermond-Druiden vielleicht. Oder Rob Tendyke. Vielleicht kann er mit seiner seltsamen Gabe, Gespenster sehen zu können, herausfinden, was es mit diesem Blauen auf sich hat. Shado wäre auch ein willkommener Helfer…«
    »Shado befindet sich in Sidney, Australien«, sagte Zamorra. »Solange es dort noch keine Regenbogenblumen gibt - zumindest keine, deren Standort wir kennen -, ist es ein ziemlich weiter und langer Weg von Australien nach Frankreich. Selbst wenn Shado es hinbekommt, sich noch einmal unbezahlten Urlaub geben zu lassen, dauert es zwei Tage, bis er hier ist. Bis dahin kann aber bereits alles vorbei sein. So oder so.«
    Nicole sog scharf die Luft ein. »So oder so?« fragte sie. »Dein Tonfall dabei, Chef, gefällt mir ganz und gar nicht…«
    ***
    Lady Patricia erschrak, als Zamorras Warnung aus dem Lautsprecher kam. Unwillkürlich dachte sie an ihr Bild. Hatte sie damit gewissermaßen den Teufel an die Wand gemalt? Aber Zamorra hatte nichts von dem Bild gesagt. Vielleicht war sein magisches Experiment erfolglos gewiesen, vielleicht hatte es aber auch noch gar nicht stattgefunden - Patricia hatte sich noch nicht weiter darum gekümmert. Sicher interessierte es sie, was damit geschah, aber in den letzten beiden Stunden hatte der kleine Rhett ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch genommen. Wenn er seine Mutter benötigte, konnte sie ihn ja schließlich nicht allein lassen.
    Erfreulicherweise konnte er sich mittlerweile auch schon mal ein paar Minuten selbst beschäftigen, wenn er wach war, und William und Raffael kümmerten sich auch um den Jungen. Aber am besten war es, wenn Patricia und Nadine Lafitte sich gegenseitig besuchten und sich abwechselnd um ihren Nachwuchs kümmerten.
    Patricia mußte zugeben, daß sie es auch oft genug sehr genoß, sich mit ihrem Sohn beschäftigen zu müssen. Es war mehr als eine normale Mutter-Sohn-Beziehung. In diesem kleinen Körper wohnte das Bewußtsein von Lord Bryont Saris, ihrem Mann, der bei der Geburt des Jungen gestorben war, damit sein Geist in den neuen Körper hinüberwechseln konnte. Sie liebte den kleinen Sir Rhett, und sie hatte den alten Sir Bryont geliebt. Rhett würde heranwachsen, und irgendwann, vermutlich während der Pubertät, würde die Erinnerung an seine früheren Leben und auch seine magische Kraft hervorbrechen. Was dann geschah, konnte Patricia nicht sagen. Sie wußte

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