Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
stilisierter Totenschädel!
    Zamorra stoppte neben dem Schild und stieg aus. »Er läßt sich was einfallen«, stellte er fest. »Ob uns die Marschrichtung dieses blauen Fußgängers zeigen soll, wohin wir uns jetzt zu wenden haben?«
    »Also wieder in die entgegengesetzte Richtung?« spekulierte Nicole. »Ich weiß nicht…«
    Zamorra ging um das Schild herum. Da sah er auf der Rückseite wieder Schriftzeichen, blau auf grauem Untergrund, daher etwas schwer lesbar. Diesmal handelte es sich aber erfreulicherweise nicht um altschottische Zeichen, so daß ihnen eine neuerliche zeitraubende Heimfahrt zum Château erspart blieb. Zamorra hätte es allerdings auch für einfallslos gehalten, wenn der Blaue den gleichen Trick ein zweites Mal probiert hätte.
    Der Text war in etwas antiquiertem Französisch abgefaßt, wie es vor drei-oder vierhundert Jahren gesprochen worden war. Der Zeitreisende Don Cristofero, überlegte Zamorra, hätte vermutlich seine helle Freude daran gehabt…
    Er las vor: »So Ihr Euch flugs in östlicher Richtung fortbewegt, werden wir alsbald unsere Bekanntschaft erneuern können, werter Chevalier. Doch solltet Ihr allein und ohn’ Euer Gewaff am Platze erscheinen; auch Eure Kebse soll Euch nicht begleiten. Gewahre ich sie oder sonst jemanden in der Nähe, wird aus unserer Begegnung nichts, und Ihr werdet, so fürchte ich, eines gräßlichen Todes sterben müssen. Noch etwas, guter Herr: Ihr solltet Euch auf des Schusters Rappen bewegen und Euch sputen. Es dunkelt bald .« Anstelle einer Unterschrift oder einer Paraphe entdeckte Zamorra wiederum einen stilisierten blauen Schädel.
    »Habe ich das richtig gehört?« fuhr Nicole auf. »Kebse? Für wen oder was hält der Kerl mich? Dem kratze ich die Augen aus…«
    »Falls er tatsächlich Schädel ist, wie er behauptet, wird dir das schwerfallen. Dann hat er längst keine Augen mehr.«
    »Dann kratze ich ihm eben etwas anderes aus. Zamorra, das ist eine Falle! Erpresserbriefe werden ähnlich getextet! Der Kerl will dich umbringen. Wenn du allein und unbewaffnet zu ihm gehst, hast du nicht den Hauch einer Chance. Du solltest diesen Hinweis ignorieren. Uns fällt bestimmt etwas ein, wie wir ihn unsererseits in eine Falle locken können.«
    »Was bisher ja auch immer so prächtig fehlschlug«, brummte Zamorra. »Ich will die Sache hinter mich bringen. Laß mich überlegen, was ich tun kann - und welche Möglichkeiten ihm zur Verfügung stehen. Ich begreife nicht, warum er mich nicht einfach umbringt. Die Möglichkeit dazu hätte er sicher. Aber er spielt mit mir. Das ist verrückt. Sein Verstand arbeitet auf eine ganz andere Weise als meiner, und das Problem ist, daß ich seine Weise nicht verstehe. Ich komme einfach nicht hinter seine Art von Logik.«
    »Gerade deshalb solltest du ihn ja auch dazu zwingen, sich nach dir zu richten.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Wir probieren es etwas anders. Wir gehen beide hin - aber getarnt.«
    »Getarnt? Willst du dir einen falschen Bart ankleben oder ’ne Zipfelmütze aufsetzen?«
    Zamorra lächelte. »Du wirst ich sein -und ich werde unsichtbar. Darauf wird er hereinfallen - weil er nicht damit rechnet. Und dann haben wir ihn…«
    ***
    Der Auserwählte wartete. Aber Zamorra kam nicht , obgleich er das Schild mit dem Hinweis längst gefunden haben mußte, immerhin war er ja bei seinem letzten halbtelepathischen Tastversuch gar nicht mehr weit davon entfernt gewesen. Sollte er wirklich so dumm gewesen sein , dieses auffällige, ungewöhnliche Schild zu übersehen? Das konnte er sich nicht vorstellen. »Aber warum läßt er sich dann so viel Zeit?« überlegte er und tastete erneut mit seinen Para-Sinnen nach Zamorra.
    Wie auch zuvor, konnte er nur die Bewußtseinsmuster der beiden Menschen erkennen. Ihre Gedanken lagen hinter einer mentalen Sperre verborgen, die auch für ihn undurchdringlich war.
    Er spürte, daß Zamorra etwas Magisches tat. Aber er konnte nicht erkennen, was der andere Auserwählte zauberte. Also würde er mit einer Überraschung rechnen müssen.
    Er war schon gespannt darauf. Trotz seiner Neugierde stellte er den Versuch, Zamorra auf übersinnlicher Basis zu belauschen, wieder ein.
    ***
    »Ich bin du, und du bist unsichtbar? Wie soll das funktionieren?« fragte Nicole.
    »Wir gaukeln es ihm vor«, erwiderte Zamorra. »Wir versehen dich mit meiner Ausstrahlung und hüllen dich in ein magisches Kraftfeld, das ihm mein Abbild zeigt. So marschierst du ihm entgegen. Währenddessen folge ich

Weitere Kostenlose Bücher