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0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sünder Menschen sind, er aber nicht zu uns gehört, kann er zwangsläufig kein Mensch sein, oder?«
    »Welch verzweiflungswürdige Logik«, seufzte Nicole. »Und uns zählst du auch nicht zu den anständigen Menschen?«
    »Das muß ich erst noch sehr gründlich überlegen«, grinste Mostache. »Übrigens… hier liegt tatsächlich eine Nachricht. Ein Zettel, der aussieht, als hätte ein Huhn darauf gescharrt. Wie der hierher gekommen ist, weiß ich nicht, aber als ich dann zur Tür hinausschaute, weil ich wissen wollte, ob jemand einfach so hereingekommen und wieder hinausgegangen sei, sah ich diesen komischen Typen in der blauen Kleidung und mit dem blauschwarzen Haar davonschlendern, den Nicole mir ja so eingehend beschrieben hat. Also, Freunde - so habe ich noch keinen Menschen gehen sehen. Er schien ganz gemütlich zu schlendern und bewegte sich dabei trotzdem in einem unglaublichen Tempo, fast so wie ein Auto.« Zamorra und Nicole sahen sich an. »Schade, daß wir nicht gewettet haben«, sagte sie. »Er war also hier. Weißt du, in welche Richtung er sich entfernte?« Mostache deutete nach Norden.
    »Also ist er nach Süden gegangen«, schlußfolgerte Zamorra.
    »Bist du irre? Oder hörst du nicht zu, wenn erwachsene Menschen dir etwas sagen, Professor? Ich habe nach da gezeigt, nach Norden! Dahin ist er gegangen!«
    »Vermutlich hat er es dir vorgegaukelt, während er sich in Wirklichkeit südwärts entfernte.«
    »Ich weiß doch noch, was ich gesehen habe!« brummte Mostache wütend. »Wißt ihr was? Wenn ihr nur hergekommen seid, um mir ständig zu widersprechen, mir dumme Fragen zu stellen und mit mir zu streiten, könnt ihr gleich wieder verschwinden, und wagt es nicht, heute abend nicht wiederzukommen! Schließlich habt ihr gestern Cordon bleu bestellt und seid schon wieder verschwunden, ehe mein getreues Ehebiest sich überhaupt an den Küchenherd stellen konnte! Aber bestellt ist bestellt, also müßt ihr es auch essen, und wenn ich’s euch zum Château hinaufbringen muß…«
    »…wo Nicole sich bisweilen nackt am Pool sonnt«, grinste Nicole ihn an. »Richtig erkannt, Mademoiselle.«
    »Du hast uns überredet«, seufzte sie. »Um dir diesen nicht jugendfreien Anblick zu ersparen, der dein sittlichmoralisches Verhalten für die Zukunft empfindlich stören könnte, kommen wir heute abend zu dir und verzehren das Bestellte - und nun dürfen wir um den Zettel bitten, ja?«
    Mostache drückte ihn ihr in die Hand. »Und jetzt verschwindet und laßt mich endlich aufräumen. Immer dieses Hin und Her… Man kommt überhaupt nicht mehr zur Ruhe in diesem Irrenhaus. Ich sollte meinen Beruf wechseln und Gast werden…« Halblaut vor sich hin nörgelnd, schob er die Freunde zur Tür hinaus. Nicole entfaltete den Zettel.
    »Sieht nach einer Runenschrift aus, wie?« fragte sie. »Unser Freund geruht in Rätseln zu schreiben.«
    »Weniger Runen. Das ist… laß mich nachdenken… eine uralte schottische Schrift. Wirklich uralt. Lord Saris hätte sie vermutlich noch fließend lesen können. Ich kann’s nicht. Aber vielleicht können unsere Computer sie entziffern.«
    »Sollten wir nicht besser versuchen, den Blauen zu verfolgen, als seine Botschaft zu enträtseln?« schlug Nicole vor. Aber Zamorra schüttelte den Kopf. Er hielt es für aussichtslos. Der Blaue besaß jede Möglichkeit, sich in beliebige Richtungen und mit beliebiger Geschwindigkeit zu bewegen. Ihn jetzt noch verfolgen zu wollen, war blanke Zeit- und Kraftverschwendung. Das Amulett hätte ihn vielleicht noch aufspüren können, aber…
    Zamorra murmelte eine Verwünschung. Immer wieder sein Amulett! Früher, als es noch funktionierte, war alles immer so einfach gewesen. Jetzt merkte er, wie groß die Probleme für ihn wurden, wenn er sie ohne besondere Hilfsmittel angehen mußte.
    »Wir fahren zum Château zurück und lassen den Computer einen Blick auf das Papier werfen. Danach wissen wir vermutlich mehr.«
    ***
    Wegen der dicken Mauern des Châteaus war es in Zamorras Arbeitszimmer einigermaßen erträglich, während draußen die Luft zu glühen schien. Der Ganzseiten-Scanner las den Notizzettel als Grafik ein. Nicole zoomte sie bildschirmfüllend auf den Monitor. Auf einem zweiten Monitor rief sie dann Schriften ab. »Ich wußte gar nicht, daß wir auch Dateien mit altschottischen Krakelschriften haben«, staunte sie. »Wann hast du die denn geladen?«
    »Muß schon eine Weile her sein. Ich glaube, ich hab’s nicht selbst getan, sondern entweder

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