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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Richtung verschwand. »Ja«, murmelte sie. »Da sind die anderen. Aber du brauchst sie nicht einzubeziehen. Denn sie wissen bisher noch nichts von dir. Niemand sonst außer Zamorra, Raffael und mir sind bisher betroffen.«
    Sie machte sich keine Gedanken über das, was sie soeben gesagt hatte. Für sie war es völlig normal. Als sie sich umwandte, fragte sie sich sekundenlang, was sie überhaupt hier auf dem Korridor tat. Etwas stimmte nicht, aber was? Sie drehte den Kopf, konnte aber nichts Ungewöhnliches erkennen.
    Sie wußte nicht einmal mehr, daß etwas Ungewöhnliches stattgefunden hatte. Sie sah nur die Tür zum »Zauberzimmer« offenstehen und beschloß, einmal nachzuschauen, warum das so war.
    ***
    Eine Veränderung hatte stattgefunden. Die Karten waren neu gemischt, die Realität zugunsten des Dschinns verändert.
    Er hatte es geschafft. Er war frei. Aber er war auch vorsichtig. Er sah sich zunächst in seiner neuen Umgebung um. Schließlich mußte er wissen, ob es für ihn eine Gefahr gab. Vielleicht legten es die Sterblichen in seiner jetzigen Umgebung darauf an, ihn wieder gefangenzusetzen, wenn sie erst einmal erkannten, mit was für einem Geschöpf sie es zu tun hatten.
    Die Personen, die er zuvor nur hinter den transparenten Wänden seines Gefängnisses hervor wahrgenommen hatte, wurden jetzt endlich zu greifbaren, realen Gestalten. Vorsichtshalber gab er aber die Kontrolle über jenen Mann, der sich Raffael Bois nannte, nicht vollständig auf. Er behielt sie, verzichtete nur darauf, sie derzeit anzuwenden. Vielleicht würde er in einem Notfall Bois'
    Dienste wieder benötigen.
    Lautlos lachte er auf. Die Dienste eines anderen! Dabei war er selbst nichts anderes als ein Diener… wenn auch ein ganz besonderes Exemplar…
    ***
    Raffael blieb dabei, nichts von dem bisherigen Geschehen zu wissen. Zamorra verzichtete darauf, ihn in eine endlose Diskussion darüber zu verwickeln. Auf die Frage, weshalb denn wohl allerlei magische Utensilien auf dem Tisch aufgereiht worden waren, wußte Raffael natürlich auch keine Antwort! »Ich verstehe zu wenig davon, Monsieur, und solange Sie mir nicht verraten, welcher Art Ihr Experiment war, kann ich natürlich auch nichts zu diesen Hilfsmitteln sagen…«
    Von der seltsamen Flasche gab es im »Zauberzimmer« keine Spur. Sie schien niemals existiert zu haben. Zamorra begriff das nicht. Ihm war, als sei er übergangslos von einer Wirklichkeit in eine andere hinübergewechselt. Von der Welt, in der Raffael unter einem unerklärlichen Fremdeinfluß statt zum Château ins Dorf gefahren war, und in der er schließlich als Endpunkt der Entwicklung den Korken aus der Flasche gezogen hatte, in eine andere Welt, in der das alles überhaupt nicht geschehen war!
    Zamorra fühlte sich von dieser Entwicklung bedroht. Ähnlich mochte es sein, die Auswirkungen eines Zeitparadoxons zu erleben. Ein winziger Eingriff mit folgenschweren Veränderungen… war es nicht damals ähnlich gewesen, als Merlins mißglücktes Zeit-Experiment mit dem Silbermond fehlschlug und der Fehlschlag seine Zeit-Schatten vorausschickte? [2]
    Er mußte herausfinden, was wirklich geschehen war. Bis dahin blieb jene ominöse Flasche eine unkalkulierbare Gefahr. Was, wenn dadurch noch wesentlich mehr verändert werden konnte?
    Wenn neue Tatsachen geschaffen wurden, wenn die Welt plötzlich nicht mehr so war, wie Zamorra sie kannte, sondern plötzlich alles umgekehrt wurde und die sichtbare Welt vielleicht nicht mehr von den Menschen, sondern von den Dämonen bewohnt wurde?
    Vor allem: er mußte diese Flasche finden! Solange er nicht wußte, wo sie sich jetzt befand, konnte er ohnehin nichts tun.
    Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, daß er es vielleicht mit einem Flaschengeist zu tun hatte.
    Mit einem Dschinn…
    Aber wenn das stimmte, mußte dieser Dschinn über eine unglaubliche Macht verfügen. Eine Macht, wie Zamorra sie bei Dschinns bislang noch nie erlebt hatte.
    Wie mächtig mußte dann erst jener sein, der diesen Geist in die Flasche gebannt hatte…?
    ***
    Der Dschinn überprüfte seine Umgebung. Ein riesiges Schloß. Plötzlich war er sicher, daß er schon einmal hiergewesen war. Aber das lag bestimmt sehr lange zurück. Mindestens so lang, wenn nicht sogar noch länger, wie er in die Flasche gebannt gewesen war und nur in der Lage war, sie in die IMAGINÄRE WELT hinaus zu verlassen. Eine Welt, in der nur Träume und Fantasien eine Rolle spielten, und die deshalb frei zu gestalten war. Er hatte sich

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