0529 - Die letzten Tage der Amazonen
Stimmen.
„Egotistinnen!" hatte Vanilla erklärt.
Die drei Virilistinnen entsicherten ihre Waffen gleichzeitig.
Sie waren drauf und dran, sich dem Feind in offenem Kampf zu stellen, ohne danach zu fragen, ob sie es mit einer Übermacht zu tun hatten.
Es war der MANN, der sie vor einem tödlichen Fehler bewahrte.
Er hielt ihnen vor Augen, wie leichtsinnig ihr impulsives Handeln war und schloß: „Wenn man euch tötet, was wird dann aus mir?
Wer soll dann die Geschicke des Virilistinnen-Reiches lenken?"
„Angsthase", sagte Vanilla abfällig. Bolanda lächelte spöttisch.
Gaby dagegen fragte neugierig: „Hast du einen Vorschlag zu machen?"
Er nickte. Dann erklärte er ihnen seinen Plan...
Es handelte sich um sechs Egotistinnen. Sie waren beritten und bis an die Zähne bewaffnet. Woher sie die sechs Pferde hatten, wußten sie selbst nicht mehr. Der Schleier des Vergessens hatte sich auf ihren Geist gelegt. Die Verdummung hatte sich aber auch in anderer Weise verheerend auf sie ausgewirkt. Sie waren in tiefste Barbarei zurückgefallen. Am Sattelknauf der Anführerin hing als Trophäe der Schädel eines Mannes.
Plötzlich tauchte auf einer Felserhebung, die hundert Meter vor ihnen aus dem Wald ragte, eine Gestalt auf. „Männermordende Bestien! Ihr seid Tiere, keine Dianen. Kommt her und zeigt, ob ihr kämpfen könnt. Ich bin ein Mann!"
Vanilla spielte die Rolle, die ihr der MANN zugeteilt hatte, nicht gerade echt, doch die Egotistinnen fielen darauf herein. Sie sprangen von ihren Pferden und stürmten auf die Felserhebung zu, von wo aus sie der vermeintliche Mann verhöhnt hatte.
Inzwischen machten sich Gaby, Bolanda und der MANN von hinten an die Pferde heran. Sie schwangen sich in die Sättel, ergriffen ein viertes Pferd am Zügel, trieben die übrigen Pferde weg und ritten zur Rückseite der Felserhebung, wo Vanilla bereits auf sie wartete.
Sie ritten davon, hinter sich das wütende Geheul der Egotistinnen. Nach einigen Kilometern hielten sie auf Vanillas Geheiß an.
„Warum bist du nicht selbst auf den Felsen geklettert?" fragte sie den MANN.
„Ich hätte beim Anblick der Egotistinnen vor Schreck kein Wort über die Lippen gebracht", antwortete er.
Vanilla glaubte ihm, trotzdem schüttelte sie sich demonstrativ. „Ich fühle mich beschmutzt, weil ich mich als Mann ausgegeben habe."
Hauptsache, wir haben Pferde und kommen schneller vorwärts, dachte der MANN. Sein Sitzfleisch tat ihm vom Reiten weh, aber er ertrug den Schmerz tapfer. Er war dem Schicksal dafür dankbar, daß er nicht den Egotistinnen in die Hände gefallen war.
Das ließ ihn alles andere leichter ertragen.
Die Pferde leisteten ihnen über eine Strecke von 120 Kilometern gute Dienste. Sie trugen sie durch Wälder über steile Hänge hinauf und wieder hinunter, durch schmale, unwegsame Schluchten und entlang eines Flußlaufes bis in die Ebene hinaus.
Von der Ebene her wälzte sich eine gelbliche Wolke auf die Berge zu. Es war ein gespenstischer Anblick.
„Giftgas!" rief Vanilla. „Gasmasken aufsetzen und in gestrecktem Galopp dem schleichenden Tod entgegen!"
Sie holten die Gasmasken aus den Rückentornistern, setzten sie auf und ritten auf die gelbliche Giftgaswolke zu.
Kaum befanden sie sich hundert Meter tief in dem tödlichen Nebel, da wurden die Bewegungen ihrer Reittiere sichtlich langsamer. Schließlich brachen sie erschöpft zusammen.
Vanilla gab ihnen den Gnadenschuß.
Sie setzten ihren Weg zu Fuß fort. Ein starker Gegenwind kam auf, wirbelte die gelben Schleier durcheinander und vertrieb sie schließlich zur Gänze.
Endlich konnten sie ihre Gasmasken wieder abnehmen und reine Luft atmen.
Bolanda hustete. „Ich glaube", sagte sie zwischen den Hustenanfällen, „ich habe etwas von dem gelben Gift eingeatmet."
Sie standen da, drei Dianen und der MANN, inmitten eines gespenstisch anmutenden Schachtfeldes. Der Tod hatte hier gnadenlos zugeschlagen - der lautlose, gelbe Tod, der binnen einer Stunde Tausende von Dianen dahingerafft hatte. Es waren Egotistinnen gewesen, die hier ihr Heerlager aufgeschlagen hatten. Wahrscheinlich waren sie auf dem Weg zum Allerweiblichsten gewesen, um es zu erobern oder zu zerstören.
Vanilla blickte wieder auf ihre Notizen. Plötzlich leuchteten ihre Augen.
Sie schwenkte den Block hoch über ihrem Kopf.
„Die Stunde X", rief sie und breitete die Arme aus. „Die Vernichtung dieser Egotistinnen-Division ist der Beginn der geplanten Großoffensive."
„Hört ihr es?" fragte
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