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0529 - Die letzten Tage der Amazonen

Titel: 0529 - Die letzten Tage der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Hitze noch weiter steigen könnte.
    Bolanda hatte wieder einen ihrer Hustenanfälle.
    „Ich kann nicht mehr", sagte sie keuchend. Plötzlich brach sie zusammen.
    Der MANN beugte sich über sie.
    „Du wirst doch nicht aufgeben, wenn ich noch durchhalte", sagte er zu ihr. „Du bist eine Diane, Bolanda!"
    Sie funkelte ihn wütend an, aber dann verzerrte sich ihr Gesicht, sie rang nach Atem. Sie zog ihn zu sich hinunter.
    „Trage mich", flüsterte sie. „Ich möchte nicht hier liegenbleiben."
    „Du mußt aus eigener Kraft weiterkommen, Bolanda", sagte er kläglich. „Ich bin nur ein schwacher MANN. Wenn es stimmt, was in Vanillas Buch steht, dann war unser Geschlecht früher ..."
    „Mund halten!" fuhr Vanilla ihn an. „Spar deinen Atem. Und du mach, daß du auf die Beine kommst, Bolanda."
    „Ich ... kann nicht. Meine Glieder sind so schwer, als wären sie aus Blei."
    Es stimmte. Ihnen allen erging es so. Es schien, als hätten sie eine schwere Last mit sich zu tragen. Und diese unsichtbare Last auf ihren Schultern wurde von Minute zu Minute schwerer.
    Dabei hatten sie schon während der Nacht ihre Tornister abgeworfen. Sie trugen nur noch die Wasserflaschen und die Pistolen. Die Gewehre lagen irgendwo hinter ihnen.
    „Die Sonne!" Gaby sagte es in einem Ton, der Ehrfurcht und Angst zugleich ausdrückte. „Die Sonne - sie flammt heute stärker. Merkt ihr es auch? War ihr Rot früher lebensspendend und gnädig, so ist es heute höllisch und gnadenlos."
    „Alles nur Einbildung", behauptete Vanilla und trank aus ihrer Wasserflasche. „Wir müssen weiter. Das Allerweiblichste ist nicht mehr fern. Wir müssen es heute erreichen. Dort, am Ende der Ebene, liegt unser Ziel. Seht ihr den Berg? Das ist das Allerweiblichste."
    Sie nahm wieder einen Schluck Wasser.
    „Geh sparsam damit um", mahnte der MANN.
    Einen Augenblick lang schien es, als wolle sich Vanilla auf ihn stürzen, dann unterließ sie es jedoch.
    Ich muß mit meinen Äußerungen vorsichtig sein, dachte der MANN. Die Dianen sind trotz allem, immer noch zu stolz, um sich von mir bevormunden zu lassen.
    Bolanda erhob sich mühsam auf die Beine. Der MANN wagte nicht, ihr beizustehen.
    Bolanda taumelte, aber sie stand. Sie blickte zur Sonne, die als glutroter flammender Ball über dem Horizont schwebte. Es war unerträglich heiß geworden.
    „Wie böse sie funkelt", stöhnte Bolanda, dann setzte sie sich in Bewegung. Sie torkelte wie eine Betrunkene.
    Gaby lief ihr mit müden Schritten nach und blieb an ihrer Seite, um sie notfalls stützen zu können.
    „Es sind höchstens dreißig Kilometer bis an unser Ziel", sagte sie aufmunternd. Ihre Stimme war krächzend.
    Vanilla schien noch von ihnen allen am frischesten zu sein.
    Aber sie war mit ihrem Wasservorrat nicht sparsam. Zwei Stunden später hatte sie ihre Wasserflasche geleert und die nutzlos gewordene Flasche fortgeworfen.
    Die Sonne Emanzopa brannte unbarmherzig vom Himmel.
    Selbst als sich einmal ein Wolkenschleier vor die flammende Scheibe schob, brachte das keine Linderung. Die Luft schien zu brodeln.
    Bolanda hatte sich die letzte halbe Stunde nur noch aufrecht halten können, weil sie von Gaby gestützt wurde. Jetzt war Gaby mit ihren Kräften am Ende. Bolanda glitt an ihrer Seite zu Boden und blieb auf dem Rücken liegen. Ihre Augen waren geschlossen, die Lippen waren gesprungen, ausgedörrt. Ihr Körper wurde von einem Hustenanfall geschüttelt, aber ihrer trockenen Kehle entrang sich nur ein Röcheln.
    Dann lag sie still.
    Sie war tot.
    Vanilla und Gaby trugen sie in den Schatten eines Felsens.
    Dort hielten sie zusammen mit dem MANN für einige Minuten Totenwache. - Aber auch der Schatten brachte keine Abkühlung.
    Hier war es so heiß wie überall, auf ihren Körpern lastete ein schwerer Druck. Sie brachen wieder auf.
     
    *
     
    Das Flußbett war ausgetrocknet.
    Der MANN sank zu Boden und schluchzte. Vanilla begann in sinnloser Raserei gegen Steine und Felsblöcke zu treten. Gaby saß nur schwer atmend da, den Rücken der untergehenden Sonne zugewandt.
    „Die Nacht kommt bald", sagte sie und bewegte dabei kaum die spröden Lippen.
    Vanilla kam zu ihr und ließ sich völlig erschöpft neben sie sinken. Ihre rauhen Hände krallten sich in ein Grasbüschel und rissen es aus der trockenen Erde. Das Gras hatte sein Grün verloren. Vanilla begann daran zu kauen, verzog aber gleich darauf angeekelt das Gesicht.
    „Die Nacht kommt bald", sagte wieder Gaby. „Sie wird uns Linderung

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