053 - Der Gast aus dem Totenreich
spuckten und fluchten und gebärdeten sich wie wahnsinnig.
Zur gleichen Zeit brüllte der Untote auf. Laura Bertini wand sich unter seinem mörderischen Griff und schrie. Ein unglaublicher Tumult entstand.
Dorian schritt beherzt den drei Frauen entgegen. Sie hätten ihn gern mit Tritten und Schlägen zu Boden geworfen und ihre Krallen in seine Kehle geschlagen, aber das brachten sie nicht fertig. Die magische Kraft der gnostischen Gemme war zu groß; immer wieder wurden sie zurückgeworfen.
Einige der schwarzen Weiber, die total aus dem Häuschen geraten waren, rannten wild hin und her, laut keifend und heulend. Andere zerrten an dem Griff des im Felsquader steckenden Richtschwertes, wieder andere holten Fackeln und magische Flüssigkeit herbei, die sie gegen den Untoten einsetzen wollten.
Der Untote warf eine der beiden Angreiferinnen, die ihm gegen die Wirbelsäule trat, mit einer einzigen Bewegung des Armes zu Boden. Die andere ließ daraufhin vor Schreck sein Gewand los.
Laura Bertinis Schreie verebbten in einem erstickten Laut.
Währenddessen hatte Dorian Hunter die drei Hexen bis an die Wand getrieben. Sie schlichen geduckt rückwärts. Ihre Beschimpfungen waren abscheulich, aber damit konnten sie ihn nicht beeindrucken.
Er bekam eine der schwarzen Fackeln zu fassen und riss sie aus der Halterung. Drohend schwang er sie. Das Feuer konnten die Hexen erst recht nicht leiden. Sie hatten es entfacht, aber jetzt, da die Flammen nach ihren Gesichtern züngelten, ergriffen sie heulend die Flucht.
Der Dämonenkiller lief quer durch die Teufelskirche und gelangte wieder an das Brautbett. Caterina und Antonia lagen in Trance. Er musste sie binnen Sekunden in die Wirklichkeit zurückrufen, wenn er sie noch heil aus diesem Tohuwabohu herausbekommen wollte.
Die Hexen mit den Fackeln und der magischen Flüssigkeit hatten den Untoten erreicht. Sie setzten sein feuchtes Gewand in Brand. Es prasselte. Die Weiber kreischten triumphierend. Als sie ihm auch noch magische Flüssigkeit über den Schädel gossen, ließ er von seiner Frau ab, fuhr herum und schlug knurrend nach ihnen. Doch sie sprangen immer wieder zurück und wichen ihm geschickt aus. Zu viert oder fünft setzten sie ihm zu und brachten ihn in immer größere Wut.
Dorian hatte es geschafft. Die beiden Mädchen wachten aus der tiefen Hypnose auf. Caterina richtete sich als Erste auf und blickte ihn ungläubig an. Antonia klammerte sich an ihr fest. Ihr Blick war flackernd.
»Kommt!«, sagte Dorian. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Nichts wie fort von hier!«
Caterina rappelte sich auf und zog Antonia mit von dem Brautbett. Das Grauen stand in ihren Gesichtern zu lesen.
»Mein Gott!«, sagte Caterina. »Mein Gott, wie müssen wir bloß ausschauen!«
Dorian nahm sie bei der Hand. »Das ist jetzt unwichtig. Folgt mir! Es ist notwendig, dass wir uns gegenseitig festhalten und auf keinen Fall loslassen.«
Sie rannten los.
Die Hexen kämpften immer noch mit dem Untoten. Der Schreckliche wollte sich nicht unterwerfen. Er heulte und setzte zu immer neuen Attacken an. Eines der schwarzen Weiber hatte er wieder zu Boden geworfen – trotz des Feuers, das ihn jetzt fast einhüllte.
Die Bertini hatte sich von dem Überfall ihres untoten Mannes erholt und sprang über den Satansaltar zu dem großen Quader hinauf, um sich das Richtschwert zu holen.
Eine Gruppe Hexen tobte hinter dem Dämonenkiller und seinen Schützlingen her. Dorian ließ Caterina und Antonia an sich vorüber.
»Da lang!«, rief er und wies mit dem Finger in eine Richtung. Er selbst blieb stehen und schleuderte die Fackel, die er immer noch in der freien Hand gehalten hatte.
Die Fackel flog den keifenden Hexen entgegen. Eine stolperte und verschüttete magische Flüssigkeit aus einem irdenen Krug. Jäh zuckten große Flammen hoch. Da stimmten die Hexen ein schrilles Geschrei an, hoben die Hände vor die Augen und drängten sich verängstigt gegeneinander.
Dorian lief den fliehenden Mädchen nach. Er warf einen Blick über die Schulter zurück. Das Letzte, was er sah, war, dass der Untote die schwarzen Weiber abgewimmelt hatte und zu Laura hinüberwankte. Laura Bertini stand mit rachelüsterner Miene auf dem Felsblock und hob das Richtschwert über den Kopf.
Dorian stieß in der Finsternis fast mit Caterina zusammen. Sie zitterte.
Antonias Gemütszustand war schlecht, er konnte sie schluchzen hören.
»Ihr müsst euch Mut machen«, sagte er. »Wir werden es schon schaffen.«
»Wo sind
Weitere Kostenlose Bücher