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053 - Der Gast aus dem Totenreich

053 - Der Gast aus dem Totenreich

Titel: 053 - Der Gast aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Gehirn.
    Er sah, wie sie sich näherten. Sie sangen und packten ihn. Er fühlte den Griff ihrer Hände nicht. Vorsichtig hoben sie ihn hoch und brachten ihn in horizontale Lage. Alle zwölf bemühten sich um ihn. Nur Laura stand hinter dem Brautbett. Sie lachte nicht mehr, guckte ihn nur noch auf ihre eigentümliche Weise an.
    Marco Bertini spürte die Berührung mit dem blanken Stein nicht. Doch als sie ihn losließen, wusste er, dass er nun auf dem Brautbett lag.
    Er konnte den Kopf nicht wenden. Nur seine Augen rollten langsam hin und her, erfassten mit stumpfem Blick die Körper der beiden Mädchen. Dann witterte er ihre Ausstrahlung. Sie war Duft für ihn. Süße Schauer durchliefen ihn in Vorfreude auf das Leben, die Erneuerung. Er hörte etwas knurren und wusste, dass es aus seinem Mund gekommen war.
    »Er war fast am Ende«, sagte Laura mit tiefer Stimme, »aber jetzt kommt er wieder in Fahrt.«
    In Fahrt, dachte er. In Fahrt? Wie meinte sie das? Was war er? Wie lebte er? Er stellte Überlegungen an, die für ihn gänzlich neu waren, spuckte und fauchte, streckte die Hände aus.
    Die Mädchen waren von erquickender Frische, das spürte er fast körperlich. Er konnte es kaum noch erwarten, sie zu haben, sich auf seine Art mit ihnen zu vergnügen. Aber da war etwas, das ihn bremste. Da war etwas, das ihm zuzuflüstern schien, das ihn in andere Bahnen lenken wollte. Er begriff es nicht.
    Laura gab den Hexen einen Wink. Eine eilte davon und kehrte mit dem Instrument zurück. Mit seiner Amati. Mit spitzen Fingern hielt sie Violine und Bogen empor.
    »Er wird darauf spielen, wenn er wieder richtig bei Kräften ist. Wenn er es den beiden besorgt hat, wird er mächtig Lust auf ein kleines Konzert haben.«
    Sie verschränkte die Arme und nahm keinen Moment den Blick von ihm.
    Spielen, dachte Marco Bertini. In Fahrt. Wie sollte er jemals wieder die richtigen Griffe finden, den Bogen bewegen können, wenn seine Finger so entsetzlich steif waren? Was ging mit ihm vor? Er sog die Ausstrahlung der Mädchen ein, und erneut durchlief ihn das belebende Gefühl. Er vermochte sich nun wieder besser zu bewegen, trotzdem war ihm mit einem Mal bewusst, was für ein merkwürdiges Wesen er doch sein musste.
    Die Erinnerung kam. Laura hatte ihm zu neuem Leben verholfen. Er hatte wieder Violine spielen und sich mit seinen Gespielinnen vergnügen können.
    Vergnügen? dachte er und erschrak. Nannte man das so? Oh Satan! Es ist alles Lüge. Laura hatte ihm etwas vorgegaukelt, und er hatte geglaubt, alles sei so wie früher. Er war wirklich überzeugt gewesen, jung, schön und begehrenswert zu sein. Aber dann, in der Villa, hatte dieser Mann – dieser Dorian Hunter – ihm den Spiegel gezeigt, hatte ihn gezwungen, hineinzublicken. Zum ersten Mal hatte er sich nach seinem Tod angeschaut und erkannt, wie er wirklich aussah.
    Er heulte auf.
    »Er kommt fast um vor Gier«, sagte Laura. »Er muss es rasch machen, sonst ist es aus mit ihm. Die Fäulnis greift weiter um sich. Seht, nun zerfrisst sie auch seine zweite Gesichtshaut!«
    Die Hexen sangen ein schrilles, obszönes Lied.
    Gesichtshaut, dachte Marco Bertini bitter. So hatte sie es immer genannt. Aber jetzt wusste er, dass das, was da auf seiner Fratze gärte und verfaulte, keine Haut, sondern eine Maske war – Gummi, genau wie die Handschuhe, die er beim Spiel zu tragen pflegte. Billige Täuschung, die sie ersonnen hatte, um ihn bei Laune zu halten und ja nicht gegen sich aufzubringen. Lüge!
    »So pack sie doch!«, drängte Laura. »So nimm sie doch, die beiden jungen Dinger! Brich ihnen die Schädel auf und sauge sie endlich aus, mein Gemahl!«
    Das Ungeheuer, das Marco Bertini war, knurrte. Ein Beben durchlief seinen wüsten Leib – dann richtete er sich tatsächlich auf. Aber sein Augenmerk richtete sich plötzlich nicht mehr auf Caterina Schifano und Antonia Biasi, sondern – auf die Hexen.
    »Was glotzt du mich so an?« Laura verzog den Mund. »Du sollst die Mädchen nehmen, hörst du, Marco? Beeil dich! Sonst hast du deine Chance vertan und wirst keine Hochzeit mehr feiern. Keine! Verstanden?«
    Er brüllte und schüttelte den Schädel.
    »Hölle und tausend Teufel!«, sagte eine der Hexen. »Er will sie nicht. Er kommt ja auf uns zu! Er will uns!«
    Laura schrie zornig auf.
    Marco Bertini stieg von dem Brautbett. Die Ausstrahlung der Mädchen hatte ihn wenigstens so weit erquickt, dass er sich wieder richtig bewegen konnte.
    Etwas in ihm war zerbrochen. Laura hatte ihn

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