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053 - Der steinerne Dämon

053 - Der steinerne Dämon

Titel: 053 - Der steinerne Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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länger leben sollen. Der Meister hat Pläne mit Ihnen.“
    Er kündigte das so an, als sei es eine gute Nachricht. Dann stellte er die Speisen einen Augenblick hin und löste den Strick an ihrem linken Handgelenk.
    „Machen Sie keine Dummheiten! Ich komme in ein paar Minuten zurück und binde Sie wieder fest! Essen Sie jetzt!“
    Er stellte ihr den Teller auf den Schoß. Sie konnte nur sehr schwer ihren Mund erreichen. Als sie ein paar Bissen gegessen hatte, kam ihr ein Einfall. Die Ratten! Sie konnte versuchen, etwas von den Speiseresten auf die Stricke zu schmieren. Dann bestand eine kleine Chance, daß die Ratten sich daran zu schaffen machten. Sie war nicht gerade von dem Gedanken begeistert, daß die Tiere auf ihr herumkriechen würden, aber das war immerhin noch besser, als hilflos angebunden in den Klauen dieser üblen Bruderschaft zu schmachten.
    Emsig verteilte sie Essen auf die Stricke, die ihre Handgelenke fesselten. Sie wagte aber nicht, zuviel draufzustreichen, aus Angst, die Wache könnte etwas bemerken. Außerdem stellte sie fest, daß sie in dem kalten Keller trotz der Torturen der Maskenmänner Hunger bekommen hatte.
    Sie hatte gerade den letzten Bissen hinuntergewürgt, als sich die Falltür wieder öffnete. Der Mann nahm den Teller wieder an sich und fesselte ihre Hände erneut, offensichtlich ohne irgendeinen Verdacht zu schöpfen.
    Lana hatte das Gefühl, in einem Grabmal unter der Erde lebendig begraben worden zu sein. Die scharrenden Geräusche der Ratten wurden lauter. Es mußten sich mindestens ein Dutzend der Biester im Keller befinden, und zwar waren es nicht die scheuen braunen Hausratten, sondern glatte selbstsichere große Geschöpfe. Sie kamen – angezogen vom Geruch des Essens – näher und näher. Lana mußte sich zusammennehmen, um nicht zu schreien, als die ekelhaften Tiere ihre Haut berührten. Ab und zu sah sie das Glitzern eines hellen Auges oder scharfen Zahnes. Aber bald merkte sie, daß sie die widerlichen Berührungen nicht umsonst ertrug; eine der Ratten begann an den Stricken zu nagen, dann noch eine und noch eine.
    Nach einer halben Stunde waren einige der Fesseln durchgebissen. Sie wagte nicht, sich zu bewegen, um die Ratten nicht zu stören. Strick um Strick fiel herunter. Ein Rattenschwanz strich unter ihrer Nase vorbei. Sie mußte niesen. Erschrocken schössen die Ratten wieder in die dunklen Kellerecken.
    Lana hob den rechten Arm. Die Fesseln fielen ab. Sie bewegte ihre linke Hand; sie war fast frei, und in Sekundenschnelle hatte sie die restlichen Stricke abgeworfen.
    Jedes einzelne Glied tat ihr weh. Sie war steif und fühlte sich schwach. Zuerst hatte sie Mühe, sich überhaupt auf den Füßen zu halten. Sie stützte sich auf den Stuhl, dann tastete sie sich langsam an den Kellerwänden entlang, bis sie sicher wußte, wo sich die Falltür befand.
    Außer dem Stuhl und den zerrissenen Fesseln befand sich nichts im Keller. Der alte schwere Stuhl hatte einen Holzrahmen, doch es überstieg ihre Kräfte, ihn hochzuheben und als Waffe zu verwenden. Sie drehte ihn auf die Seite, stellte die Füße auf die am Boden liegenden Stuhlbeine und zog an einem oberen. Zuerst geschah gar nichts, doch schließlich löste sich das Stuhlbein aus dem Rahmen. Es war ziemlich lang und bestand aus dickem, schwerem Mahagoniholz.
    Sie konnte es kaum erwarten, die Waffe auf den Kopf des ersten sich zeigenden Maskenmannes krachen zu lassen. Falls sie zwei niederschlagen mußte, wollte sie das ohne Zögern tun. Leider konnte sie nicht hoffen, alle zu überwältigen. Aber bevor sie sich noch einen richtigen Plan ausgedacht hatte, wurde ihr die Entscheidung abgenommen.
    Die Falltür öffnete sich, und einer der Maskierten kam nach unten. Lana wußte, daß er ihren Plan sofort durchschauen würde, wenn er erst den zerbrochenen Stuhl sah. Also raste sie, so schnell sie ihre zerschundenen Beine trugen, die Stufen hinauf und schlug das Stuhlbein mit aller Wucht auf den Kopf des Mannes, den sie nur als Silhouette im Licht, das durch die Falltür fiel, erkennen konnte. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach dieser zusammen und rollte an ihr vorbei die Kellertreppe hinunter.
    Mit schwingendem Stuhlbein rannte Lana die restlichen Stufen nach oben. Eine vermummte Gestalt kam gerade auf die Falltür zu und stockte überrascht beim Anblick des zerschundenen, wildäugigen Mädchens mit dem Stuhlbein in der Hand. Sie sah wie ein weiblicher Dämon aus. Bevor der Vermummte mehr tun konnte, als zur

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