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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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schon genannt.
    Michael Thielen nickte. Seine fiebernden Augen
streiften den Wirt. „Es war mir ernst, sehr sogar. Daß ausgerechnet sie...“ Er
schüttelte den Kopf und kam um den Tisch herum. „Die Zeit heilt alle Wunden,
Michael“, versuchte sich der fette Wirt in philosophischen Sprüchen.
    „Vielleicht – vielleicht auch nicht.“ Die Stimme
Thielens klang rauh. „Und ich bin sicher, daß sie dieses Ungeheuer in
Menschengestalt bald fassen werden. Darauf kannst du dich verlassen! Zum
erstenmal gibt es einen handfesten Hinweis. Er wurde gesehen! Wenn das Mädchen,
das jetzt noch im Krankenhaus von Filsum liegt, erst den Schock überwunden hat
und aussagen kann, dann wird man ihn erwischen. Ich bin fest davon überzeugt.
Es ist auch höchste Zeit, daß etwas geschieht. Unsere Frauen und Töchter
getrauen sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße...“ Der
Wirt begleitete seinen späten Gast bis zur Tür. Michael Thielen ging wie auf
Eiern. Er war noch immer weiß wie ein Leintuch. Jegliche Farbe war aus seinem
Gesicht gewichen. Er murmelte ein leises „ Gute Nacht! “ und verschwand,
so schnell es ihm möglich war, um die Hausecke. Hinter der dunklen Einfahrt
stand sein Auto, der dunkelgrüne Ford 12M. Thielen schloß mit zitternden
Fingern die Tür auf und setzte sich ans Steuer. Sein Körper spannte sich. Er
spürte, wie es ihn innerlich überflutete. Ein dumpfes Stöhnen entrang sich
seinen Lippen. „Ich will nicht“, flüsterte er erregt. Er schlug die Hände vors
Gesicht, die sich wie in einem Krampf verzerrten. Die Hände nahmen ein
klauenartiges Aussehen an, die Finger spreizten sich...
    Und dann, wie aus weiter Ferne, wie aus der Tiefe
einer unterirdischen Höhle, hallte es durch sein Bewußtsein.
    Er vernahm die Stimmen der Männer, die ihn heute morgen verhört hatten. Der Kriminalbeamte Wergh, der den
Fall übernommen hatte, sah in Thielen einen wichtigen Zeugen.
    „... versuchen Sie sich an alle Einzelheiten zu
erinnern“, glaubte der Mann hinter dem Steuer die Stimme des Beamten
unmittelbar neben sich zu hören. Die Stimme füllte ihn aus und dröhnte in
seinem Schädel wie ein Glockenschlag. „Sie brachten Petra Zeller noch nach Hause.
Unseren Recherchen zufolge muß sie kurz nach Betreten ihres Zimmers von dem geheimnisvollen
Unbekannten überfallen und weggeschleppt worden sein. Ihr Weg führte Sie mit
dem Wagen noch einmal an der Nordseite des Hauses vorüber. Weil Sie auf die Hauptstraße
mußten, blieb Ihnen nichts anderes übrig, als das Bauernhaus im Bogen zu umfahren.
Ist Ihnen dabei nichts aufgefallen? Wir haben in unmittelbarer Nähe des Gartenzauns
Abdrücke von Reifen sichergestellt. Dort muß ein Wagen gestanden haben, ein Wagen
vielleicht ähnlich dem Ihren. Einer Wahrscheinlichkeitsberechnung zufolge, die
auf Grund der Reifenabdrücke und der Reifengröße angestellt wurde, könnte sogar
ein Ford Ihres Typs da gestanden haben.“
    „Warum sagen Sie nicht gleich, daß Sie vermuten, ich
hätte sie umgebracht ?“ schrie Michael Thielen heraus. Haß loderte in
seinen Augen, und er zuckte zusammen, als er bemerkte, daß er auch in diesem
Augenblick der Reflexion, als die Stunde des Verhörs noch einmal vor seinem
inneren Auge abrollte, laut aufgeschrien hatte. Wergh hatte maliziös gelächelt.
„Der Gedanke war nicht einmal so abwegig. Wir mußten jeder Spur nachgehen.
Schließlich waren Sie der letzte, der Petra Zeller lebend sah... Aber ein solcher
Gedanke ist natürlich absurd. Wir haben festgestellt, daß Ihre Reifen ein
anderes Profil haben als die Abdrücke derjenigen, die wir sicherstellten.
Außerdem muß das natürlich nicht bedeuten, daß der Wagen, der vermutlich zur
Tatzeit am rückwärtigen Zaun des Gartengrundstücks parkte, etwas mit dem
makabren Vorfall zu tun hat. Wir dürfen natürlich keine Möglichkeit außer acht lassen...“
    Die Stimme in Michael Thielens Gehirn wurde schwächer.
Er hörte jetzt dumpfes Gemurmel, und schemenhafte Gestalten tauchten vor seinem
inneren Auge auf. Alles rollte vor ihm ab wie auf einer geheimnisvollen,
unsichtbaren Filmleinwand, die nur er zu sehen bekam.
    Da waren die Zellers, Vater und Mutter, da waren die
Polizisten, der Kriminalbeamte Wergh – er, Thielen, sah die Gesichter wie
gemalt vor sich, die Züge hatten sich ihm eingeprägt. Er hätte jedes einzelne
Gesicht beschreiben können, und selbst die Stimmen waren genau nuanciert, als
hätte er sie mit Tonband aufgenommen und würde die
Gespräche

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