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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Diese Methode wiederum brachte eine ganze Lawine von Hexenprozessen
ins Rollen und weitere hohe Einkünfte für den Hexenjäger, der durch die Lande
zog.
    Im Traum hatte sich Michael Thielen als Hexenjäger
gesehen. Er konnte nach dem Erwachen jede Einzelheit rekonstruieren, als wäre
er eben wirklich unterwegs gewesen. Das seltsame aber war: Er wußte, daß er
Michael Thielen war, aber er hatte – im Traum – ganz anders ausgesehen. Er –
ein wüster, brutaler Bursche, eiskalt und berechnend. Für ihn war die Hexenjagd
keine Berufung, sondern ein Beruf. Er führte Verhöre, Folterungen und Verbrennungen
durch und bereicherte sich am Eigentum der Hingerichteten. Dabei kam es ihm
auch nicht darauf an, ganze Familien auszurotten, wenn die Konstellation es
erforderte. Er tötete Alte und Junge, Schwarzhaarige und Blondinen – wobei die
Blondinen eine besondere Stellung bei seiner Amtsausübung einnahmen. Wer sich
ihm gefügig zeigte, durfte hoffen, weniger roh behandelt zu werden und zwei
oder drei Wochen länger zu leben, ehe er weiterritt und das Mädchen, das ihm
gefügig war und ihm die Nächte verschönerte, doch dem Feuertod überließ.
    Und es hatte eine eigenartige Bewandtnis mit seinem
Verhalten gehabt. Michael Thielen mußte nach dem Aufwachen, nach der
Drogengabe, intensiv darüber nachdenken... Was er im Traum erlebt, gesehen und
getan hatte, war aus einem Komplex heraus entstanden. Er war ein häßlicher, ein
verrufener Mann. Die Mädchen mochten ihn nicht, hatten ihn nie gemocht. Er
erinnerte sich – auch im Traum – genau daran, daß er als junger Mann von einer
verehrten Blondine, einem rassigen, wohlproportionierten Geschöpf, lachend abgewiesen
worden war. Diese Niederlage konnte er nie vergessen. Die Blonden, es waren immer
wieder die Blonden, die ihn besonders reizten, lockten und an denen er sich
dann rächen mußte.
    Er, der Hexenjäger, war mächtiger als sie alle
miteinander. In seiner Hand war ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert. Er
konnte sie vernichten. Alle ... Mit einem Gefühl des Nachdenkens und der
Zufriedenheit war Michael Thielen aus diesem ersten Traum erwacht. Er hatte
alles genau notiert. Und dann – drei Tage später – unternahm er den nächsten Versuch.
    Er durchlebte den zweiten Traum. Intensiver und
stärker, als er in seinen schlimmsten Vorstellungen erwartet hätte.
    Wieder nahm er an einer Hexenverfolgung teil. Die
Verhöre waren abgeschlossen, das Mädchen, ein junges blondes Ding aus bestem
Hause, hatte gestanden. Martinus stand vor ihr, verhöhnte sie und spie sie an.
Die Gefolterte war völlig lethargisch, ihr Körper übersät mit blauen Flecken,
langen, blutigen Streifen, die von Peitschenhieben herrührten. Ihr Gesicht und ihre
Hände waren aufgequollen. Man hatte ihre Daumen in Daumenschrauben eingezwängt.
Man drohte, ihr die Zunge herauszureißen, wenn sie nicht endlich ihre Schuld
eingestehen würde. Doch die einstmals attraktive und hübsche Blondine, die
anfangs geglaubt hatte, dem Unheil zu entkommen, wenn sie sich dem verhaßten
und brutalen Martinus gefügig zeigte, mußte erkennen, daß Martinus nur zwei Nächte mit ihr
verbracht hatte und sie wie ein wertloses Stück Abfall einfach fallenließ, weil
eine andere ihn mehr interessierte. Das Mädchen war verzweifelt. Es beteuerte
immer wieder seine Unschuld. Vergebens ! Die unerträglichen Martern
brachen ihre Widerstandskraft. Als man ihr die Zunge herausriß, hatte man noch
immer kein Geständnis von ihr. Sie wurde wahnsinnig, und man richtete noch immer
Fragen an sie, die sie nickend beantwortete. Sie unterschrieb ein Geständnis.
Und damit ihr Todesurteil. Als ihr Körper den reinigenden Flammen preisgegeben
wurde, war das ganze Dorf anwesend und umstand den brennenden, knisternden
Scheiterhaufen. Menschen, die mit gierigen, sensationslüsternen Blicken die
Vollstreckung des Urteils mit ansahen. Bürger und Bürgerinnen, die sich daran
ergötzten und denen doch morgen schon, durch die falsche Beschuldigung einer
bösen Nachbarin, das gleiche Schicksal drohte... Der Feuertod war für die
Gefolterte eine Erlösung. Und Martinus ritt weiter durch das Land, in das nächste
Dorf, um Angst, Entsetzen, Tod und Qualen zu verbreiten.
    Nach dem Erwachen aus diesem Traum fühlte sich Michael
Thielen wie gerädert. Er hatte nie so intensiv miterlebt. Er suchte nach einer
Erklärung, begriff aber nicht, weshalb schon wieder ein ähnliches Thema seinen
Traum bestimmt hatte. Er fand heraus, daß es in der

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