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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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nun wieder abspielen lassen.
    Er erinnerte sich auch genau der Sätze, die gesprochen
worden waren. Nichts war ihm entgangen. Und das war gut so. Auf diese Weise
konnte er die Gefahr bannen, die sich ankündigte... Dann war der Traum wieder
in ihm und riß seine Gedanken und Überlegungen weit fort.
    Er merkte, wie er die Lippen bewegte, wie er dem
Kriminalbeamten Wergh erklären wollte, daß er den Leidensweg der hübschen,
blonden Petra im Traum vorausgesehen hatte. Aber wer hätte ihm das geglaubt?
Konnte ein Mensch wirklich etwas im Traum sehen – was später tatsächlich eintrat?
    Der Mann hinter dem Steuer des abgestellten Ford 12M
stöhnte und löste die Finger vom verzerrten Gesicht. Seine Augen blickten
unruhig und angespannt. Ein Ausdruck des Wahnsinns mischte sich in diesen
Blick.
    Thielen begriff mit einem mal ,
daß alles gar kein Traum gewesen war. Daß er es wirklich erlebt hatte, daß die
Schranke, die in seinem Gehirn noch aufgerichtet gewesen, nun endgültig gefallen
war, und daß er dem Druck der Mächte nichts mehr entgegensetzen konnte! Er
hatte die Geister gerufen, und nun ließen sie ihn nicht mehr los. Wie in Trance
drehte Michael Thielen den Zündschlüssel und startete den Wagen. Er fuhr durch
die nächtlichen, verlassenen Straßen des Dorfes. Vom Kirchturm schlug es
zwölfmal. Die Lippen des jungen Mannes verzerrten sich. Michael Thielen veränderte sich zusehends. Seine Haare wuchsen, sein Gesicht wurde zur Fratze. Er sah
wesentlich älter aus, als er in Wirklichkeit war.
    Die Linien um seine schmalen, harten Lippen wirkten
brutal. Aber nicht nur die äußere Erscheinung Thielens nahm ein anderes
Aussehen an – auch seine Psyche veränderte sich. Der Name Martinus drängte sich
ihm auf, und er wußte, daß dieser Name wichtig für ihn war.
    Er war Martinus, und er war ein Hexenjäger. Die
Verwandlung war abgeschlossen. Nichts mehr an dem unheimlichen Mann, der mit irrem
Blick hinter dem Steuer des dunkelgrünen Ford 12M hockte, erinnerte noch an den
jungen, sympathischen Michael Thielen. Es war, als hätte ihn eine bösartige,
unbekannte Krankheit zu einem anderen Wesen werden lassen. Er ging völlig auf
in einer Person, die in der Tat schon einmal gelebt und in ihm eine Art Reinkarnation
gefunden hatte.
    Armselige Anfänge in verborgenen Kellergewölben des
alten Hauses, das seiner Familie gehörte und immer mehr zerfiel und um das sich
seit fünfzig Jahren schon kein Mensch mehr kümmerte.
    Und das Bemerkenswerteste: Es wollte sich auch kein
Käufer finden, obwohl der Preis günstig war.
    Solange er zurückdenken konnte, hatte Michael alias
Martinus, sich am liebsten in dem alten, fast zur Ruine gewordenen Haus
aufgehalten. Er war durch die von Ratten überfüllten Kellerlöcher gekrochen und
hatte sich nicht gefürchtet. Als Junge von vierzehn Jahren hatte er schon damit
begonnen, sich ein kleines Labor einzurichten. Er hatte naturwissenschaftliche Studien
getrieben, von denen weder seine Lehrer noch seine Mutter etwas ahnten. Nie war
man hinter seine Schliche und seine verbotenen Versuche gekommen. Selbst in jener
Zeit nicht, als er sich nur noch zum Wochenende hier aufhielt und alles längere
Zeit liegenlassen mußte, weil er in einem Landheim untergebracht war. Er
erinnerte sich noch genau an die Versuche mit den Würmern. Diese Experimente
gaben ihm aufschlußreiche Hinweise.
    Hier zeigte sich, daß etwas von einem Wesen, das zuvor
gelebt und Erfahrungen gesammelt hatte, übernommen worden war. Verhielt
es sich auch so beim höher entwickelten Menschen? Michael Thielen versuchte,
daran zu denken, was er denn von seinen Eltern mitbekommen hatte. Hier eine
Ähnlichkeit mit der Mutter, da einen Charakterzug des Vaters. Aber damit erschöpften
sich auch schon die Möglichkeiten der scheinbaren Weitervererbung. Von dem Wissen
und den Erfahrungen der Eltern hatte er nichts mitbekommen. Waren ihm die
Fehler, die der Vater in seinem Leben begangen hatte, bekannt? Nein! Höchstens
wenn der Vater davon sprach und ihn darauf
aufmerksam machte, dies und jenes nicht zu tun. Aber er mußte von den Fehlern
erst hören – er mußte erleben – da war nichts in seiner Erinnerung, das ihn – um
dieses Beispiel anzuführen – als kleines Kind mechanisch davor zurückgehalten
hätte, in Feuer zu greifen und selbst festzustellen, daß man sich tatsächlich
verbrannte, wenn man mit den Flammen in Berührung kam...
    Seine Überlegungen in dieser Zeit der Unruhe und des
inneren Aufruhrs gingen noch

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