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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Fieber. Sie sah sich um, als erwarte sie, daß
hier irgend jemand sein müsse, der sich dieses furchtbare
Schauspiel ansah, der es in Szene gesetzt hatte... Angelika irrte sich nicht.
Zwei große, im Wahn glühende Augen starrten sie aus der Dunkelheit heraus an,
musterten sie genau und ordneten sie ein. Der Unheimliche, der Petra Zeller als
Hexe verbrannt hatte, konnte seine Erregung nicht verbergen. Da war eine neue,
eine junge, eine blonde Hexe... Angelika fuhr fort: „Ich fürchte mich, Heinz,
ich...“ Weiter kam sie nicht. Das Grauen schnürte ihr die Kehle zu. Das
Rascheln in den Büschen wurde von beiden fast gleichzeitig bemerkt. Das Mädchen
reagierte schneller als der junge Student. Angelika wirbelte herum. Sie war ein
kritischer und – durch die makabre Situation zu einer gesunden Vorsicht
gezwungen – nun auch ängstlicher Mensch.
    Die dunkle Gestalt brach durch die von Hitze, Rauch
und Nebel geschwängerte Luft. Der blitzende Stahl eines großen Dolches sauste
durch die Luft, schneller als Heinz Mertens reagieren konnte. Die Waffe bohrte
sich genau zwischen seine Schulterblätter. Gurgelnd brach der junge Mann
zusammen.
    Angelika schrie wie von Sinnen, warf sich nach vorn
und rannte davon, als würde sie von Furien gehetzt. Sie stürmte zwischen den
dichtstehenden Bäumen hindurch. Blätter und Zweige streiften sie, und die
Fliehende verfing sich im Astwerk. Ihr Pullover riß auf, und sie spürte einen
brennenden Schmerz, als das Holz ihre Haut ritzte. Angelika biß die Zähne
zusammen und rannte durch den nächtlichen, unheimlichen Wald. Der Feuerschein
hinter ihr wurde schwächer. Der Scheiterhaufen war abgebrannt, und die Flammen
fanden keine neue Nahrung.
    Angelika wagte nicht, sich umzudrehen. Die Angst und
das Entsetzen saßen ihr im Nacken. Sie hörte die dumpfen, raschen Schritte
hinter sich, und sie wußte, daß der geheimnisvolle Verfolger näherkam.
    Alles in ihr drehte sich wie ein teuflisches
Karussell, das nicht zur Ruhe kam. Das Blut hämmerte in ihren Schläfen. Wie ein
Geisterbild erstand ständig die Szene vor ihr, die sie eben noch in sich
aufgenommen hatte: erst das verkohlte Mädchen, dann die Ermordung von Heinz.
Alles kam ihr vor wie ein böser Alptraum. Sie wäre am liebsten auf der Stelle
stehengeblieben, hätte sich umgedreht und der Gefahr ins Auge gesehen, bis der
unheimliche Verfolger auf Tuchfühlung heran war. Dann wollte sie die Hände
ausstrecken und spüren, ob das sie verfolgende Wesen ein Mensch aus Fleisch und
Blut war... und kein Traumgebilde.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks spielte Angelika
ernstlich mit diesem Gedanken, ließ ihn dann aber genauso schnell wieder fallen,
wie er ihr gekommen war. Angelika rannte in die Dunkelheit.
    Am Nachmittag noch hatten sie sich in einem kleinen
Dorf aufgehalten, das etwa sechs Kilometer entfernt lag. Zwischen dem Ort und
diesem Hügel war ihnen ein abseits gelegenes, sehr altes Bauernhaus
aufgefallen. Es mußte nicht weit von hier entfernt sein. Ihre Gedanken wurden
abrupt unterbrochen, als sie über eine aus dem Boden ragende Wurzel stolperte
und der Länge nach hinschlug. Wertvolle Sekunden gingen verloren, ehe sie
stöhnend und schwitzend wieder auf die Beine kam. Sie taumelte nach vorn,
stützte sich an einem Baumstamm ab und glaubte, den heißen Atem des Mannes
hinter sich zu spüren. Angelika merkte nicht mehr, wie sie mechanisch weiterlief,
wie ihre Beine sich im Rhythmus einer Maschine bewegten. Sie rannte den Pfad
hinab. Sie war jetzt unfähig, zu rufen oder zu schreien. Keuchend ging ihr
Atem, ihre Lungen pfiffen. Das Mädchen merkte, wie ihm jede Bewegung zur Qual wurde. Es war, als wollten ihre Glieder ihren Befehlen
nicht mehr gehorchen. Angelika zuckte zusammen, als aus dem dichten Buschwerk
vor ihr plötzlich dunkle, flatternde Schatten aufstiegen. Vögel? Fledermäuse? Die
junge Deutsche wich zur Seite.
    Sie erreichte die Ebene und rannte den Weg zurück, den
sie vorhin noch gemeinsam mit ihrem Freund Heinz Mertens gekommen war. Sie
handelte wie in Trance. Die Geräusche hinter ihr kamen näher. Und dann hörte
sie deutlich die kalte, messerscharfe Stimme: „ Bleib stehen, kleine Hexe !
Du wirst mir nicht entkommen! Mir ist noch keine entkommen! So bleib
doch stehen.“ Ein leises Lachen folgte den Worten. Das Mädchen merkte, wie sich
alles in ihr spannte. Die dunklen Baumstämme wichen zurück und wirkten nur noch
wie vorbeihuschende Schemen. Dann lag die Wiese vor Angelika, der Acker, den
sie

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